Duisburg.

Nach 49 Jahren geht in Friemersheim eine Ära zu Ende. In der evangelischen Kindertagesstätte an der Clarenbachstraße geht Erzieherin Ursula Reinholz in den Ruhestand.

Fast 50 Jahre ihres Lebens hat Ursula Reinholz der Arbeit mit Kindern gewidmet. Rund 1800 Kinder hat sie in ihrer Laufbahn kennen gelernt. Von vielen dann sogar noch den Nachwuchs. „Frau Reinholz ist jemand, auf den ich mich blind verlassen kann“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Gabriele Nix-Reintjes. Ursula Reinholz, die 1962, nur ein Jahr nach Eröffnung, an der Clarenbachstraße angefangen hat, freut sich auf die Rente: „Ich werde mich mal ordentlich ausruhen und ausschlafen. Einfach mal nichts tun.“ Mit 14 Jahren ging sie damals in die vermeintliche Lehre zur Erzieherin. Nach drei Jahren stellte sich aber heraus, dass es zu der Zeit gar kein Lehrberuf war. Trotzdem hat sie bis heute als Erziehungshelferin - so lautete fortan die offizielle Bezeichnung - weiter gearbeitet.

Sie hat Gruppen geleitet, mit den Kindern herum getollt, sich jedes Karneval verkleidet und auch mal Trost gespendet, wenn beim allzu wilden Spielen das Knie aufgekratzt wurde. Fünf Einrichtungsleiterin hat sie miterlebt. Vor allem die Erste blieb ihr in Erinnerung. Schwester Anna leitete den Kindergarten noch in kirchlicher Tracht. Von 7.30 bis 8 Uhr gab es jeden Morgen eine Andacht. Dann erst wurde geöffnet.

Weiße Schürzen

Auch die Mitarbeiterinnen hatten noch weiße Schürzen an. Kinder waren von 8 bis 12 Uhr da. Dann war zwei Stunden Mittagspause und anschließend ging es noch bis 16 Uhr weiter. Danach galt es alles zu putzen. Heute erledigen das Putzkräfte. Auch ist von 7 bis 16.30 Uhr durchgehend geöffnet.

„Die Kinder haben früher anders gespielt“, erinnert sich Reinholz. Sie hätten sich an einen Tisch gesetzt und sich mit ihrem Spielzeug locker eine halbe Stunde beschäftigt. Nicht selten hatte sie Gruppen von 40 kleinen Wirbelwinden alleine zu beaufsichtigen. Die Zeit war es auch, als die Kinder sie noch „Tante Uschi“ riefen. In den 70ern wurde daraus aber Frau Reinholz.

„Viele Friemersheimer fragen immer nach, wenn sie ihre eigenen Kinder anmelden, ob Frau Reinholz noch da ist“, erzählt Frau Nix-Reintjes. Dabei hatte sie aber immer Spaß an ihrer Arbeit. „Die Kinder und die Kolleginnen werden mir in Erinnerung bleiben“, so Reinholz. Besonders denkwürdig war der Tag, als ein Kindergartenkind mal über den damals nicht allzu hohen Jägerzaun ausgebüxt ist. Es sei aber direkt zu seinem Zuhause gelaufen, was in direkter Nachbarschaft war.

Am 22. Juli hat Ursula Reinholz ihren letzten Tag. Auch danach wird sie vermutlich noch die Namen aller 1800 Kinder parat haben, so wie heute.