Duisburg.
Neugierige Blicke wandern über bunte Wühltische und Picknickdecken voller Schätze. Hunderte Besucher kramen sich durch Bananenkisten voller Schallplatten und alter Comics oder erstehen original verpackte Taschenlampen und Hygieneartikel zum Sonderpreis. Unter grünen Sonnenschirmen, die in dieser Saison eher dem Regen- denn UV-Schutz dienen, wird gestöbert, gefeilscht und verhandelt, bis jedes Trödlerherz frohlockt. Mit seinem breiten Sortiment aus Alt- und Neuware gilt der Sportpark-Trödelmarkt unter Schnäppchenjägern längst als Topadresse. Am Rande des Geländes sorgen Gulaschkanone, Crêpe-Stand und Bierwagen für das leibliche Wohl und verwandeln den Parkplatz vor der MSV-Arena so ein Mal monatlich zum beliebten Ausflugsziel.
Spontan entschieden
Daniela Hammouda ist zum ersten Mal mit einem eigenen Verkaufsstand dabei. „Mein Vater und ich haben uns heute Morgen ganz spontan dazu entschieden. Uns fehlt noch das nötige Urlaubsgeld, also wurde kurzerhand der Keller ausgeräumt und jetzt sind wir hier“, erzählt Hammouda, die an ihrem Stand vor allem Babykleidung von Töchterchen Mia-Marie, aber auch alte Haushalts- und Elektrogeräte anbietet. „Wir sind mit dem Umsatz bis jetzt sogar sehr zufrieden und obendrein macht es auch noch Spaß. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen, schließlich wächst Mia-Marie ja laufend aus ihren Kleidern heraus“, erklärt die junge Mutter.
Richtig schön retro
Während Familie Hammouda ihren Verkaufstisch sorgfältig und ansprechend hergerichtet hat, dient manch einem Hobbytrödler glattweg auch das Auto als Ablage. Gebrauchte Kleider werden kurz entschlossen auf der Motorhaube präsentiert, der Kofferraum zur Sitzmöglichkeit umfunktioniert. Der Trödler an sich ist schließlich bescheiden – genau wie seine Kunden.
Die 17-jährige Kathrin Schneider etwa hat soeben ein nostalgisches Kabeltelefon mit Drehscheibe für nur zehn Euro ergattert und freut sich trotz skeptischer Blicke von Mama riesig. „Ich habe schon seit Ewigkeiten nach einem solchen Exemplar gesucht. Das ist so richtig schön retro. Meine Mutter hat einfach keinen Sinn dafür“, erklärt Schneider und grinst. Ihre Mutter Ingeborg fügt hinzu: „Ich kann mich nicht recht für all die Antiquitäten begeistern, die hier angeboten werden. Ich schaue eher nach neuwertigen Putzlappen oder Rasierklingen, die sind hier nämlich in der Regel günstiger als im Geschäft.“
Trödeln als Leidenschaft
Auch Daniela Genrich und ihr Mann Stefan haben sich auf den Verkauf von Neuware spezialisiert. Seit vielen Jahren verkauft das Ehepaar auf diversen Trödelmärkten Hundenahrung vom Niederrhein. „Eigentlich vertreiben wir unsere Produkte über einen Onlineshop, doch der Trödel hat sich als lukrative Alternative bewährt. Außerdem können wir so auf unser Angebot im Internet aufmerksam machen“, erklärt die Hundeliebhaberin.
Dass es beim Trödeln nicht in erster Linie um Profit, sondern vielmehr um Leidenschaft geht, verrät der stets harte, aber herzliche Habitus der Händler. Sätze wie „Wenne beide nimms, gibbet den dritten gratis“, dominieren das Stimmengewirr zwischen all den kleinen und großen Dingen. Manch Trödler beschreibt sein Geschäft auch als eine „Win-Win-Situation“, die zufrieden macht. Ganz nach dem Motto „Ich mache dich mit Dingen glücklich, die ich nicht mehr gebrauchen kann“. Das Geld gibt es bei einem Warenumtausch übrigens nicht zurück. Der Kunde darf sich stattdessen eine andere Kostbarkeit aussuchen.