Duisburg. . Till Brönner, Vladyslav Sendecki und Jacky Terrasson spielten am letzten Abend des Klavier-Festivals Ruhr 2012 in der Duisburger Mercatorhalle. Unter dem Motto „My Piano Friends“ überzeugte das Trio mit Spielfreude und Charme.
Dem Jazz und damit der Improvisation gehörte der letzte Abend des Klavier-Festivals Ruhr 2012. Unter dem Motto „My Piano Friends“ hatten Trompeter Till Brönner, Vladyslav Sendecki und Jacky Terrasson, der kurzfristig für den durch einen Buchungsfehler seines Managements verhinderten Joe Sample einsprang, in die Mercatorhalle geladen.
Vor der Musik demonstrierte allerdings der Stiftungsratsvorsitzende des Festivals, Prof. Dr. Thomas A. Lange, Selbstbewusstsein. Nicht zuletzt weil trotz der Konkurrenz durch die Fußball-EM mit 51.500 rund 1000 Besucher mehr als im Vorjahr zu dem zweimonatigen Konzert-Marathon gekommen waren.
Es waren musikalisch zwei höchst unterschiedliche Charaktere, die den Abend gestalteten. Minimalistisch, fast suchend tastete sich der französisch-amerikanische Pianist Jacky Terrasson ins erste Stück des Abends. Allmählich schälte sich das Thema von „Smile“ heraus. Auch bei „Caravan“ musste man sich gedulden, bis man den Ellington-Klassiker erkannte. Über eine Perkussions-Einlage in und auf dem Piano wechselte er zu geheimnisvollen Läufen bis endlich die Melodie stand.
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Terrassons Spiel sprühte vor Charme
Dann allerdings machte er auf virtuose Weise das, was Jazzer gerne machen. Er zerlegte die Akkorde, variierte Rhythmen und verschob Schwerpunkte, ohne dabei allerdings die Entwicklung des Stücks aus den Augen zu lassen. Terrassons Spiel sprühte vor Charme und verband Zurückhaltung mit Spielfreude. Gut klappte das Zusammenspiel mit der hellwachen und sensiblen Rhythmusgruppe Christian von Kaphengst und Wolfgang Haffner.
Überzeugend auch das Zusammenspiel mit Gastgeber Brönner bei dem durch Miles Davies bekannt gewordenem „Nardis“.
Präsentierte sich Terrasson als vergleichsweise reiner Jazzer, so holte Sendecki weiter aus. Der in Hamburg lebende Pole, der seine ersten Erfolge als klassischer Pianist feierte, lud zu einem Parforce-Ritt durch die Stilistiken und Genres. Dramatische, klassisch anmutende Akkorde brach er durch Jazz-Läufe, setzte östliche Folklore dagegen oder konfrontierte Rockjazz mit Neuer Musik. Und doch blieb immer eine innere Logik erkennbar. Bei so viel Einfallsreichtum, Opulenz und einem äußerst delikaten Anschlag ist es verwunderlich, dass es von dem langjährigen Pianisten der NDR-Bigband bislang erst eine Solo-CD beim Label „ACT“ gibt.
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Sendecki, der Romantiker
Sendecki ist, wie viele polnische Musiker, ein Romantiker, der der Melancholie breiten Raum gibt, aber die Lebensfreude und einen hintergründigen Witz nicht vergisst, wie auch in seiner Hommage an den früh verstorbenen Krzysztof Komeda zu hören war.
Der Abend, an dem nicht der große kompositorische Wurf im Mittelpunkt stand, sondern die musikalisch Interaktion, endete eigentlich folgerichtig mit einer Improvisation der beiden Pianisten. Sie demonstrierten Einfallsreichtum und Spielfreude, hörten einander zu. Viel Beifall im ausverkauften Haus.