Essen. . Die „JazzLine“ beim diesjährigen Klavier-Festival Ruhr: Das Programm machte viele Umbesetzungen nötig – mit Lösungen, die sich hören lassen konnten. Am Samstag steht der Abschluss in der Duisburger Mercatorhalle ins Haus: Till Brönner lädt zum vierten Mal „Piano Friends“ ein. Diesmal sind es Jacky Terrasson und Vladyslav Sendecki.
Wenn am Samstag in der Duisburger Mercatorhalle das Klavierfestival Ruhr mit Till Brönners „Piano Friends“ zu Ende geht, dürften Intendant Franz Xaver Ohnesorg und sein Team aufatmen. Noch zum Abschluss des Tastengipfels musste man eilig umdisponieren und Ersatz finden für Joe Sample, einst Spiritus Rector der Funkjazzer The Crusaders und Komponist des Megahits „Street Life“. Nun wird Moderator Till Brönner den eingewechselten Jacky Terrasson begrüßen.
Der ist noch in taufrischer Erinnerung: Erst vor wenigen Wochen machte er sich in der Essener Lichtburg mit einem medley-lastigen Programm viele Freunde. Jetzt spielt er mit der Rhythmusgruppe des Abends – Christian von Kaphengst (Bass), Wolfgang Haffner (Drums) –, die auch den „piano friend“ Nr. 2, den polnischen Virtuosen Vladyslav Sendecki, begleiten wird. Der Vergleich dürfte spannend werden.
Kurzfristige Programmwechsel gab es diesmal manche. Das Festival präsentierte immer Lösungen, die sich hören lassen konnten. Als Monty Alexander sich von einer Operation erholen musste, fand sich das Trio des Kubaners Ramón Valle für die Hattinger Henrichshütte. Für viele eine Entdeckung. Der sympathische Dreadlockträger stellte seine Eigenproduktion „Playground“ ausführlich vor – statt vordergründigem Latin einen temperamentvollen Modern Jazz mit rhythmischen Finessen, die ihre afroamerikanischen Wurzeln aber immer noch durchscheinen ließen.
Konzert abgebrochen
Bobby McFerrin als Höhepunkt des Klavierfestivals
Dieses Spielprinzip trieb Valles berühmter Landsmann Gonzalo Rubalcaba auf die Spitze. Um seinen Auftritt musste man sich sorgen. Der Pianist begann unbegleitet und so verhalten, als sei er mit dem Herzen in Havanna. Dort war am Vormittag seine Mutter verstorben. Er spielte dennoch – und es waren seine Partner Matt Brewer (Bass) und Marcus Gilmore (Drums) aus New York, die ihn trugen und ihm halfen, Trauer in Triumph zu verwandeln. Es wurde ein grandioses Konzert, ein Fest an kompaktem Zusammenspiel und innerer Dynamik eines Trios – unstrittiger Höhepunkt der diesjährigen „JazzLine“.
Der gesellschaftliche Höhepunkt fand in der Philharmonie Essen statt, beim umjubelten Auftritt von Chick Corea und Bobby McFerrin. Überraschend ausgiebig bedienten die beiden sich bei den Altvorderen des Jazz. Ganz entspannt, bestens gelaunt und mit einer Tasse Tee (McFerrin) warfen sie sich Motive und Ideen zu, drehten und wendeten sie vor dem sangesfreudigen Publikum. Welch schöner Abend.