Duisburg. .

Manfred P. (Name geändert) staunte nicht schlecht, als er mit seinem Hund spazieren ging und im Wendehammer der Straße An der Batterie in Hüttenheim ein aufgerissenes Päckchen mit Medikamenten und zerrissenen Briefen fand. Ihm und seiner Frau Marianne war schnell klar, dass das Päckchen aus einem Fahrzeug des Paketdienstes DPD (Dynamic Parcel Distribution) stammen musste, der ein Stück weiter ein Depot unterhält.

Vergebliche Anrufe

Mehrfach versuchte das Ehepaar Kontakt zum Depotleiter zu bekommen. Bislang vergeblich. „Einen Tag nachdem wir den Fund dort gemeldet hatten, bekamen wir einen Rückruf. Es war offensichtlich die Fahrerin, die das Paket transportiert haben musste: Sie fragte aber nach einer vermeintlichen Reklamation.“ Scheinbar hatte man im Depot nicht verstanden, worum es eigentlich ging.

Um wenigstens die Ärztin, an die das Paket mit den Medikamenten adressiert war, zu informieren, rief das Ehepaar dort an. „Dass da Medikamente drin waren, die auch Kinder hätten finden und sich vielleicht damit hätten vergiften können, hat mich sehr aufgeregt“, sagt Marianne P.

Fall soll eine Ausnahme sein

„Wer Briefe oder Pakete findet, sollte die Polizei informieren“, rät Ramon van der Maat, Pressesprecher der Duisburger Polizei. Das Gesetz sieht in der Verletzung des Postgeheimnisses und dem Diebstahl von Briefen und Paketen keinesfalls ein Kavaliersdelikt: „Es können bis zu fünf Jahren Haft drohen“, zitiert van der Maat aus dem Gesetzestext.

„Man darf die Fundstücke auch nicht einfach behalten. Das gilt als Fundunterschlagung. Wenn man die Polizei nicht informiert – was besser wäre –, sollte man gefundene Briefe oder Pakete zumindest beim Fundbüro abgeben.“

Depotleiter Michael Lambert erfuhr erst durch Anfrage der WAZ von dem Fund. „Normalerweise setzen wir uns mit dem Finder in Verbindung, holen die Sachen ab und versuchen, die Angelegenheit mit dem Fahrer zu klären.“ So etwas sei auf jeden Fall die Ausnahme: „Bei uns gehen täglich rund 100.000 Pakete rein und wieder raus.“ Er fände es gut, wenn sich die Finder noch einmal mit ihm in Verbindung setzen würden.

Fahrer unter Zeitdruck?

Derweil wird gerätselt, warum das Päcken aufgerissen war und weitere zerrissene Briefe, die eigentlich hätten zugestellt werden müssen, hineingestopft waren. Eine mögliche Erklärung wäre schlichter Diebstahl auf der Suche nach Werten, eine andere: Zeitdruck des Fahrers, der sich so weiterer Zustellungen entledigte.

DPD transportiert nach eigenen Angaben täglich 2,5 Millionen Pakete in einem nahtlosen internationalen Netzwerk. Das Unternehmen zählt zu den führenden Paket- und Expressdienstleistern. In rund 800 Depots sind mehr als 24.000 Mitarbeiter und 18.000 Fahrzeuge im Einsatz, um 300.000 gewerbliche Kunden zu bedienen.