Duisburg. Nach der tödlichen Attacke eines Besuchers gegen eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte im Duisburger Zoo haben Tierschützer eine Belohnung von 500 Euro für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Sie fürchten, dass der Angreifer psychisch krank ist und auch Menschen gefährden könnte.

Nach dem Angriff auf eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte im Zoo Duisburg haben Tierschützer jetzt eine Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgelobt. 500 Euro will die Tierrechtsorganisation „Peta Deutschland“ zahlen, wenn ein möglicher Zeuge sein Schweigen bricht und dadurch der Tierquäler gefunden wird.

Am vergangenen Sonntag hatte eine Tierpflegerin im Duisburger Zoo eine stark blutende Schildkröte entdeckt. Der Rückenpanzer des Tieres war aufgebrochen. Trotz umgehender Behandlung durch eine Tierärztin kam für die Schildkröte jede Hilfe zu spät. Das Tier musste eingeschläfert werden. Offenbar hatte ein Besucher das wehrlose Tier aus seinem Gehege genommen und mit voller Wucht gegen einen Stein geschleudert. „Wer tut so etwas“, fragte nicht nur Dr. Jochen Reiter, der wissenschaftliche Leiter des Tierparks, nach dem grausigen Fund.

Ein mögliches Szenario, das den Hergang der Tat erklären könnte, beschrieb DerWesten-Leser „Mondschatten“ jüngst in einem Kommentar: Eventuell habe ein unbeaufsichtigtes Kind das Tier als Spielzeug betrachtet, habe es angefasst und sei gebissen worden. Erschrocken, so das Gedankenspiel, habe das Kind das Tier fallen lassen, wobei es dann auf einen Stein gefallen und verletzt worden sein könnte. Möglich wäre auch, dass eine aufgebrachte Mutter oder ein Vater sein Kind vor dem Schildkröten-“Angriff“ habe retten wollen und dabei das Tier getötet hat. Alles Spekulation.

Schwerwiegende psychologische Störungen der Täter

„Tierquälerei ist eine Straftat“, sagt Charlotte Köhler von Peta Deutschland. „Wenn wir eine Belohnung ausloben, erhalten wir oft hilfreiche Hinweise auf die Identität der Tierquäler.“ Hoffnung, dass sich jetzt noch ein Zeuge meldet, sei daher berechtigt, obgleich die Erfolgsaussichten von Fall zu Fall sehr unterschiedlich seien.

Wichtig sei die Aufklärung des Falls aber auch aus einem weiteren Grund: „Kaltblütigen Handlungen gegenüber Tieren liegen oft schwerwiegende psychologische Störungen der Täter zugrunde. Möglicherweise schrecken der oder die Täter auch vor Gewalt an Menschen nicht zurück“, schreiben die Tierschützer in einer Pressemitteilung. „Geschätzte 80 bis 90 Prozent aller extremen Gewalttäter haben vorher bereits Tiere gequält.“

Der Bereich des Duisburger Zoos, in dem die Schildkröten leben, ist nicht an ein Video-Überwachungssystem angeschlossen. Das macht die Suche nach dem Täter schwierig. „Wir haben den Vorfall bislang nicht zur Anzeige gebracht“, sagt Zoo-Vertreter Reiter. „Es gibt keine Hinweise, daher wird auch die Polizei nichts machen können.“ Der Entscheid der Zooleitung, den Vorfall nicht anzuzeigen, rühre auch daher, dass der Sachwert einer Schildkröte schwer zu bemessen sei: „Es ist vornehmlich ein ideeller Wert. Besonders unsere Tierpfleger haben schließlich eine sehr intensive Bindung zu den Tieren.“ Die Pflegerin, die am Sonntag das schwer verletzte Tier entdeckt hatte, war sofort schockiert in Tränen ausgebrochen.

Ein Tier ist gequält worden, bis hin zum Tod

Sollte Peta Deutschland mit der aktuellen Aktion einen entscheidenden Hinweis erhalten, werde die Organisation selbst Anzeige erstatten wegen Tierquälerei, so Sprecherin Köhler.

Dass der Zoo nun Unterstützung durch die Tierschützer bekomme, begrüßt Reiter: „Das höre ich gerne“. Man sei sich offenbar einig: Ein Tier ist gequält worden, bis hin zum Tod – das könne niemand hinnehmen.

Dennoch werden Zooleitung und Peta Deutschland auch zukünftig keine Freunde. Die Tierschützer lehnen die Tierhaltung in Zooparks ab und fordern ein Umdenken: „Zoologische Einrichtungen sollten künftig nur noch als Auffangstationen für Tiere betrieben werden, die sich in Notlagen befinden – wie etwa jene aus Zirkusbetrieben“. – „Das hingegen ist ein Standpunkt, den ich grundsätzlich nicht teilen kann“, sagt Reiter.

Hinweise, die zur Ermittlung und Überführung des Täters führen, können Zeugen unter der Telefonnummer 0173/657 56 68 an Peta-Kampagnenleiterin Charlotte Köhler geben oder an die Polizei.