Duisburg. . Und noch eine Betonwüste mit langer Haltbarkeit in Duisburg: Wie die Bahnhofsplatte ist auch die Stufen-Promenade im Innenhafen ungenutzt und eine optische Wunde im Stadtbild. Nach dem Aus des Projektes versucht die Stadt, Eurogate in vielleicht abgespeckter Form zu realisieren.
Millionenschwere Bausünde, Treppenwitz der besonderen Größenwahn-Art oder Super-Sichel, die nur den langen Atem braucht: Die spektakuläre Stufenpromenade am Innenhafen bleibt mit dem geplatzten Eurogate-Projekt auf unabsehbare Zeit das, was sie ist: eine Treppe ins Nichts.
Schon 2008 in Beton gegossen wurde sie, die 350 Meter lange, sichelförmige Stufenanlage, die den Holzhafen einfasst. 30 Doppelstufen bieten Platz für bis zu 8000 Menschen. Eine Riesen-Sonnenbank, ein spektakuläres Amphitheater mit Tribünen-Blick aufs Wasser. Oder doch ein Paradebeispiel für Steuergeldverschwendung, die dem Bund der Steuerzahler Tränen in die Augen treibt.
Unwirtliche Betonwand mit Ruinencharakter
Denn nachdem der Essener Projekt-Entwickler im Juni für das Eurogate-Projekt das Handtuch geschmissen hat, ist die Zukunft der Stufenpromenade ungewisser denn je. Denn sie wurde – im vorauseilenden Baugehorsam eben für den noch von Norman Foster kreierten Büro- und Geschäftskomplex geplant und gebaut, der ebenfalls als Sichel an die Treppenanlage andocken sollte. Eurogate, dieser gläserne Paradebau, sollte grandioser Startschuss für die Innenhafen-Zukunft sein. Alles andere ist an Duisburgs Renommier-Wassermeile längst gebaut, Eurogate nicht.
Nun macht die Stadt einen neuen Anlauf, um Eurogate in vielleicht abgespeckter Form zu realisieren. Und die Stufenpromenade steht da und steht da. Von der Wassersicht schön anzusehen, von der Rückseite eine unwirtliche Betonwand mit Ruinen-Charakter. Ungenutzt, nicht gesichert, nicht begehbar, ein optische Wunde im schmucken Innenhafen.
Wie freute sich die Innenhafen-Entwicklungsgesellschaft IDE 2003 zum zehnjährigen Bestehen über den Förderbescheid für die Stufenpromenade. Satte 11,8 Mio Euro kostete der spektakuläre Bau, weitgehend aus Fördermitteln finanziert. Letzte große Fördermaßnahme für den Innenhafen sollte die Treppe sein. Jetzt schnell zugreifen, war die einhellige Devise. Beschlossen hatte der Aufsichtsrat den Bau; „einstimmig“, erinnert sich das Mitglied SPD-Bürgermeister Manfred Osenger. „Das war nicht blauäugig“, heißt es bei der IDE. Ihr Chef Ralf Oehmke vor Wochen im WAZ-Interview: „Sonst wären die Fördermittel weg gewesen.“ Nun ist Eurogate gescheitert, aber die Treppe schon da. Im schlimmsten Fall droht der Stadt die Rückzahlung der Fördermittel, wenn sich hinter der Treppe beim Eurogate nichts tut.
Die Treppe heruntergefallen
Es mag ja sein, dass man hinterher immer klüger ist; es immer Begründungen, Erklärungen, Entschuldigungen gibt. Hätte, wenn und aber. Das hilft aber nicht sonderlich weiter. Was bleibt: eine für knapp 12 Millionen Euro gebaute spektakuläre Stufen-Tribüne am Wasser mit Absperrzäunen drumherum. Wie schön wäre es, dort zu sitzen, die Philharmoniker oder die Bröselmaschine dort spielen zu hören. Vielleicht noch bei Sonnenuntergang.
Geplatzt der Traum: Der Stufenpromenade droht, dass sie als Bausünde auf Jahre oder gar für immer dort ungenutzt steht und zerbröselt. Weil man auf den großen Eurogate-Wurf hoffte und schnell noch Landesgelder sichern wollte. War ja kein städtisches Geld . . . Dazu beschloss das eine ausgegliederte Gesellschaft mit viel Eigenleben und wenig städtischer Bindung.
Und jetzt: Gibt es wirklich keinen Weg, die Tribüne zu öffnen?
Oliver Schmeer
Und auch auf der Treppenanlage wird sich nichts tun: Laut IDE ist eine Nutzung zu teuer. Um die Promenade begehbar zu machen, müsste das ganze Areal hinter dem Beton-Bau mit Erdreich aufgeschüttet werden, erklärte jüngst IDE-Chef Oehmke. Das will man aber eigentlich nicht, denn man müsste das Füllmaterial später wieder ausbaggern, weil unter der schrägen Treppenwand die Tiefgarage fürs Eurogate geplant ist. Für ein Eurogate, das in den Sternen steht. An die 500 000 Euro würde der ganze Spaß zudem kosten.