Duisburg. .

Das Projekt „Tausche Bildung für Wohnen“ wurde mit dem „Act for Impact“-Förderpreis der Vodafone Stiftung Deutschland und der Social Entrepreneurship Akademie ausgezeichnet - und erhält 40 000 Euro, mit der die Idee des Marxlohers Mustafa Tazeoglu nun verwirklicht werden soll.

Vor einigen Jahren, als Mustafa Tazeoglu in einer lauen Sommernacht auf der Kaiser-Wilhelm-Straße stand, reifte in ihm eine Idee heran. Er beobachtete, wie sich eine französische Praktikantin, die nur kurz in Marxloh arbeitete, herzlich von einer großen Clique Jugendlicher verabschiedete. „Die hatte besseren Kontakt zu den Leuten als wir“, sagt Tazeoglu, der damals in einer Wohngemeinschaft im Viertel lebte. „Denn sie hat einem der Kinder Nachhilfe gegeben.“

So erkannte er, dass man Menschen über Bildung erreichen kann. Damals war Tazeoglu Student. Und die haben Bildung, aber oft zu wenig Geld. Daraus strickte der Duisburger einen Gedanken, der nun mit dem „Act for Impact“-Förderpreis der Vodafone Stiftung Deutschland und der Social Entrepreneurship Akademie in Höhe von 40 000 Euro ausgezeichnet wurde.

Engagement gefragt

„Tausche Bildung für Wohnen“ ist sein Konzept überschrieben, gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Christine Bleks im sozialunternehmerischen Startup „Urban Rhizome“ ausarbeitete. Die Idee: Jungen Menschen, beispielsweise Studierende, wird im Stadtteil Marxloh Wohnraum zur Verfügung gestellt, Leerstand sei schließlich genug vorhanden. Im Gegenzug engagieren sich die neuen Bewohner im Stadtteil, gestalten mit Kindern zwischen acht und zwölf Jahren eine gemeinsame Freizeit und arbeiten in der Hausaufgabenbetreuung.

„Bei der Entwicklung des Projekts wurden wir auch vom Jugendamt, vom Referat für Integration und der Bildungsholding unterstützt“, betont der 29-Jährige. „Wir haben Experten nach Schwächen des Konzepts suchen lassen und viel Arbeit hineingesteckt, um es immer wieder zu ändern.“

"Eine Tauschbar soll für den ganzen Stadtteil offen stehen"

Jetzt wurde die Mühe belohnt. Viele kleinere Partner konnten für „Urban Rhizome“ bereits ins Boot geholt werden. Einen Großteil des Geldes, das nun durch den Förderpreis zur Verfügung steht, soll dafür verwendet werden, das Projekt in eine rechtliche Form, also zum Beispiel in einen Verein, umzuwandeln. Am Ende der Entwicklung soll ein eigenes „Tausche Bildung für Wohnen“-Haus stehen.

Nicht nur Studierende, Jahrespraktikanten oder Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst auf der einen und Kinder auf der anderen Seite sollen dann von dem Projekt profitieren. „Eine Tauschbar soll für den ganzen Stadtteil offen stehen“, sagt Tazeoglu mit Blick in die Zukunft. Neben Bildung gegen Wohnen sollen dann auch Kuchen gegen Haarschnitt und alles andere getauscht werden können. So kommen die Menschen in Kontakt – die französische Praktikantin lässt grüßen.