Duisburg-Marxloh. .

Die Zahlen sind dramatisch. Bei der jüngsten Sitzung des Runden Tisches Marxloh wollte niemand etwas beschönigen: Schon jetzt stehen rund 850 Wohnungen in Marxloh leer, mindestens zwölf Prozent aller Wohnungen im Stadtteil. Bis 2027 kommen noch einmal rund 1400 überschüssige Wohnungen dazu.

Im Klartext: Wenn nicht etwas passiert, hat der Stadtteil 2027 einen Leerstand von insgesamt 2250 Wohnungen. Hunderte Häuser müssten abgerissen werden. Es gibt also dringenden Handlungsbedarf. Zumindest in diesem Punkt waren sich die Sprecher auf dem Podium und die rund 100 Besucher der Info-Veranstaltung des Runden Tisches einig. Ansonsten entwickelte sich eine hitzige, emotionale Diskussion im Gemeindehaus „Arche“ an der Dahlstraße.

Das Hauptproblem: Das Mietniveau liegt in Marxloh im Schnitt unter der Kostenmiete. 25,8 Prozent aller Einwohner Marxlohs sind auf Wohngeld vom Jobcenter Hamborn angewiesen. Daher sind die Mieteinnahmen teilweise so gering, dass die Vermieter keine oder kaum Rücklagen für Investitionen bilden können. „Der Handlungsbedarf ist enorm“, stellt die Untersuchung klipp und klar fest. Daher will die Politik – Rat und Bezirksvertretung - sowie der Runde Tisch Marxloh jetzt in fünf Workshops die Einzelvermieter und Wohnungsunternehmen in Marxloh zu mehr Investitionen motivieren. In fünf Workshops soll ein kompaktes, praktikables und finanzierbares Handlungskonzept erarbeitet werden, um Marxloh insgesamt deutlich aufzuwerten, die Lebensqualität im Stadtteil zu verbessern.

Den Eigentümern soll dabei klar gemacht werden, „dass durch fehlende eigene Investitionen im Stadtteil nichts passiert und die Liegenschaften dann weiterhin an Wert verlieren können.“ Marion Walland vom Vorstand des Runden Tisches: „Da vielerorts das Geld fehlt, ist die Marxloher Wohnungswirtschaft gefordert, sich mit Ideen, aber auch finanziell ein zu bringen.“

Was konkret in Marxloh getan werden muss, formuliert die Studie so: „Schaffung von stadträumlichen und urbanen Qualitäten auf den entstehenden Brachen, um ein weiteres Abrutschen des Mietniveaus und des Lebensgefühls zu verhindern und den Wohnungsmarkt zu konsolidieren.“ Gemeint sind u.a. Mietergärten, Stadtteilparks, urbane Agrikultur, mehr Eigenheime und die Aufwertung des öffentlichen Wohnumfelds durch Quartiersplätze oder Grün. Potenzialflächen sind laut Studie vor allem das frühere Schacht-2/5 -Gelände, das Areal gegenüber der Ditib-Merkez-Moschee, das Gebiet um die obere Kaiser-Wilhelm Straße. Um Bürger zum Bleiben zu bewegen, fordert die Untersuchung: Ausbau des Angebots an barrierefreien oder barrierearmen Wohnungen, die Berücksichtigung der Lebensweisen und der Kaufkraft der in Marxloh ansässigen Milieus bei der Anpassung des Wohnraumangebots, die energetische Aufwertung und Fassadengestaltung, moderne Haustechnik und Sanitäranlagen; Anpassungen der veralteten Grundrisse der Wohnungen, dazu Balkone, Terrassen, Mieter- oder Gemeinschaftsgärten sowie grüne Innenhöfe.