Duisburg. Gutachter erheben neue Daten über Handel, Gastronomie und Passantenfrequenz.
Duisburg wird wieder unter die Lupe genommen. Seit Beginn dieser Woche sind die Mitarbeiter des Dortmunder Gutachterbüros „Stadt+Handel“ in der Innenstadt unterwegs, um zu zählen, zu vermessen und zu registrieren. Nach 2008 schauen sie erneut im Auftrag der Stadt, wie viele Einzelhandelsbetriebe es gibt, welcher Leerstand vorhanden ist, wie groß die Verkaufsflächen sind und welches Warensortiment angeboten wird.
Grundlage für Konzepte
Damals dienten die erhobenen Daten als Grundlage für ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept, das die Entwicklung Duisburgs als Einkaufsstadt und Oberzentrum, wie es im Landesentwicklungsplan ausgewiesen ist, positiv beeinflussen sollte. Ob dies tatsächlich gelungen ist und wo noch immer Defizite vorhanden oder neue entstanden sind, soll die aktuelle Erhebung deutlich machen.
Die gesammelten Zahlen sollen, laut Georg Puhe vom Stadtentwicklungsdezernat, nicht nur der Verwaltung bei Entscheidungen helfen, sondern auch möglichen Investoren, die sich in Duisburg ansiedeln möchten. Der Einzelhandelsverband indes setzt, laut Geschäftsführer Wilhelm Bommann, auf einen Lerneffekt bei den Politikern. Die Erhebungen, die nun alle zwei Jahre gemacht werden sollen, zeigen zwar einerseits Trends im Handel auf, aber andererseits auch Folgen politischer Entscheidungen.
Verlust an Kaufkraft zurückgewonnen
Schon ein Vergleich der Daten von 2001 und 2008 ergibt, dass in Duisburg die Verkaufsfläche trotz sinkender Zahl der Einzelhandelsbetriebe (von 3115 auf 3022) von 596.150 auf 724.100 Quadratmeter stadtweit gestiegen ist. Zudem ist der Zentralitätsfaktor von 93 auf 103 Prozent gestiegen. Im Klartext bedeutet dieser Faktor, dass es Duisburg gelungen ist, den erlittenen Verlust an Kaufkraft zurückzugewinnen.
Denn dieser Faktor wird errechnet aus dem Durchschnittsverdienst der Duisburger und dem jährlichen Umsatz des hiesigen Einzelhandels in der gesamten Stadt, der bei etwa 2,3 Milliarden Euro liegt. Liegt der Faktor über 100 Prozent, wird auch Kaufkraft aus dem Umland gewonnen. Ob dies durch die Eröffnung des Forum (2008) sowie der Königsgalerie (2011) weiter gesteigert werden konnte, wird die neue Erhebung wohl zeigen.
Ablehnende Haltung gegenüber dem FOC Hamborn
Ebenso wird die nächste Zählung in zwei Jahren vermutlich Aufschluss darüber geben, ob der Niederrheinische Einzelhandelsverband Recht gehabt hat mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem FOC in Hamborn und ob das Stadtfenster tatsächlich zur Belebung der Münzstraße beigetragen hat.
Denn das Gutachten enthält auch eine Zählung der Passantenfrequenz, um festzustellen, wie viele Menschen sich im Schnitt an bestimmten wichtigen Punkten in der Stadt aufhalten. 2008 waren das die Kreuzungen Königstraße/Tonhallenstraße mit etwa 5800 Menschen pro Stunde und Königstraße/Düsseldorfer Straße mit etwa 5000.
Ausreißer vermeiden
Diesmal sind die Zähler an 20 Punkten in der Innenstadt stationiert und an jedem Punkt wird an vier verschiedenen Tagen gezählt, um etwa wetter- oder ereignisbedingte Ausreißer zu vermeiden. Wilhelm Bommann erinnert sich noch gut an eine solche Zählung, die das Ergebnis brachte, dass die Passantenfrequenz in Duisburg höher lag als in München und Düsseldorf: „Was daran lag, dass der MSV damals noch in der 1. Liga spielte und die ganzen Fans der gegnerischen Mannschaft auch schön mitgezählt wurden.“ Solche Fehler sollen diesmal vermieden werden.
Neu ist auch, dass die aktuelle Erhebung die Außengastronomie berücksichtigt. Aus gutem Grund, wie eine Mitarbeiterin des Gutachterbüros erklärt: „Die Außengastro trägt erheblich zur Aufenthaltsqualität in der Stadt bei.“ Wohl wahr, vor allem bei sommerlich heißen Temperaturen.