Duisburg. . 47 junge Intensivtäter stehen in Duisburg unter besonderer Beobachtung. Das JIT-Programm von Polizei, Gericht, Staatsanwaltschaft, Bewährungshilfe und Jugendamt kümmert sich um diese Teenager - von „Kuschelpädagogik“ kann dabei keine Rede sein.
Sie sind zwischen 14 und 20 Jahre alt, meist männlich, leben oft nördlich der Ruhr, besonders in den Stadtteilen Laar, Meiderich, Ruhrort und haben bereits eine Menge auf dem Kerbholz: „Jugendliche Intensivtäter“. 47 gibt es aktuell in Duisburg, im Jahresschnitt kommt die Polizei auf 50 bis 60 massiv straffällige Jugendliche.
Wer als Intensivtäter geführt wird, ist nicht nur ein paar mal schwarz gefahren oder hat ein paar Zigaretten mitgehen lassen, sondern ist aus härterem Holz geschnitzt, steht kurz davor sein gesamtes Leben als Schwerkrimineller zu verbringen. Diese Spitze ist es, die ein Verbund aus Polizei, Jugendamt, Staatsanwaltschaft, Gericht und Bewährungshilfe seit 2007 mit dem JIT-Programm besonders im Auge hat. „Wir haben ein Punktesystem entwickelt“, erklärt Martina Peters-Schellenwald, die sich mit drei anderen Polizeibeamten um die jugendlichen Intensivtäter kümmert. Fünf Punkte für Raub, drei für Körperverletzung oder Einbruch, ein Punkt für einfachen Diebstahl. Wer auf die Liste kommt, hat mindestens fünf schwere Straftaten innerhalb von zwölf Monaten begangen.
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Meist sind es Jugendliche aus einem schwierigen familiären Umfeld, mit wenig Perspektiven in Schule und Beruf, aber mit einem ausgeprägten Bewusstsein am oberen Level zu leben, sich einfach zu nehmen, was man nicht hat. Klassischerweise verlangen diese Jugendlichen Respekt, ohne anderen auch nur einen Hauch von Respekt zu erweisen.
Wer Mist baut, spürt die Konsequenzen
Wer auf die Liste kommt, bekommt zunächst einmal zu Hause Besuch von der Polizei, weitere Besuche von Polizei und Jugendamt folgen. Die Botschaft bei den Besuchen: Wer Mist baut, spürt die Konsequenzen.
Wichtig: Jeder Jugendliche hat einen festen Ansprechpartner, der seine komplette Fallakte kennt, immer auf dem aktuellen Stand ist, keine Nischen offen lässt. Die beiden Jugendamtsmitarbeiter, die sich mit den jugendlichen Intensivtätern befassen, arbeiten vor allem mit sozialpädagogischen Mitteln. „Das ist keine Kuschelpädagogik“, will Jugendamtsleiter Thomas Krützberg von Verhätscheln nichts wissen. Eher eine Herausforderung, der die Jugendlichen sich stellen müssen, durchaus mit konfrontativem Ansatz.
Beschleunigtes Verfahren
Begeht ein jugendlicher Intensivtäter eine Straftat, wird sein Fall beschleunigt verhandelt, ein Staatsanwalt ist Sonderdezernent für diese Klientel. Auch das Gericht wird sofort über aktuelle Straftaten informiert. „Die Konsequenz zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Programm, Das kann auch Haft bedeuten“, erklärt Martina Peters-Schellenwald. Die Jugendlichen werden an die kurze Leine genommen. Die Bezirksbeamten kennen „ihre“ Pappenheimer, sprechen sie auch auf der Straße immer wieder an. „Das finden die Jugendlichen nicht toll“, weiß Jugendamtsleiter Thomas Krützberg aus Erfahrung. Alle Jugendlichen können mit dem Intensivtäter-Programm nicht davon abgehalten werden, weiter Straftaten zu begehen. Aber: Jeder fünfte kriegt die Kurve.