Duisburg. .

Deutliche Worte zur Haushaltssanierung und Bewältigung der Zuwanderung aus Osteuropa fanden gestern der alte und der neue Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, Pastor Stephan Kiepe-Fahrenholz vom Diakonischen Werk und Hans-Werner Hoffmeister von Deutschen Roten Kreuz. Die Federführung in der Arbeitsgemeinschaft hat turnusgemäß zum DRK gewechselt.

Rund 4500 Menschen aus Bulgarien und Rumänien lebten zur Zeit überwiegend in Hochfeld. Jeden Monat kämen etwa 250 hinzu, so Hoffmeister. „Sie kommen aus bitterstem Elend und wollen die Zukunft ihrer Familien und Kinder sichern“, sind die Vertreter der Wohlfahrtsverbände sicher, dass die Menschen bleiben. Sie lebten zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen. „Wir sehen mit großer Sorge eine türkische Vermieterstruktur, die sich verhält wie die deutschen Vermieter vor 30 Jahren gegenüber den Türken.“

Zuwanderung als "tickende Zeitbombe"

Noch zur Amtszeit von OB Sauerland habe man auf die „tickende Zeitbombe“ Zuwanderung aufmerksam gemacht, spät sei dann das kommunale Handlungskonzept gekommen. „Dezernent Karl Janssen hat alle an einen Tisch geholt, und es ist tatsächlich gelungen“, sagt Kiepe-Fahrenholz. „Und jetzt liegt das Ding da.“ Die Umsetzung kostet 8 Millionen Euro – vom Rat zur Kenntnis genommen und als „freiwillige Leistung“ abgewunken.

„Die Fachämter tun, was sie können.“ Inzwischen seien über die Verbände muttersprachliche Mitarbeiter im Einsatz, es gebe Erfolge. „Die Frauen kommen und lernen Deutsch.“ Solchen Mitarbeitern könne es auch gelingen, die mitgebrachten „kriminellen Strukturen“ aufzubrechen, indem sie bei den Zuwanderern Multiplikatoren finden, die Vertrauen genießen. Aber wenn man die „unerträgliche Wohnsituation“ in Hochfeld verändern, die Kinder auf Schulen in der ganzen Stadt verteilen oder die Gesundheitssituation verbessern wolle, dann müsse das Paket umgesetzt werden, mahnen Hoffmeister und Kiepe-Fahrenholz. Die Politik dürfe die Augen nicht verschließen von einer „innereuropäischen Armutswanderung“, die ein Dauerzustand werde.

„Die Politik hätte früher handeln müssen"

Unzufrieden sind die Verbände mit dem Haushaltsvorschlag der Verwaltung. „82 Millionen sind eine unvorstellbare Summe, dabei wird in dieser Stadt seit 30 Jahren gespart“, so Hoffmeister. Man erkenne die schwierige Situation, aber die Leitlinie der Verbände heiße: „Alles, was den Bürgern unmittelbar zugute kommt, muss erhalten bleiben.“ Ausgaben für Kinderbetreuung und die Arbeit mit Jugendlichen „amortisieren sich und führen zu Einsparungen“.

Die Sprecher kritisieren: „Die Politik hätte früher handeln müssen, hätte Prioritäten setzen müssen?“ Aber: „Die Politik hat sich ein Jahr lang nicht gerührt, und jetzt kommt – zack – die Verwaltung nach der Methode ,Friss oder stirb’“.

„Wir wirken mit am Abarbeiten einer schwierigen Situation, wir tragen auch schmerzliche Schritte mit, wir sind aber auch Anwalt der Betroffenen“, so Hoffmeister.