„Wer das Herz des Ruhrgebiets sucht, wird unweigerlich den Fußball finden“ – so lautet der erste Satz, den Ralf Koss und Frank Baade im Vorwort ihres neuen Buches verewigt haben. „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“ heißt es. Absolut lesenswert ist es. Und das Zeug zum Klassiker hat es auch. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Thomas Richter bei einem Treffen in einem Innenstadt-Café erzählt das mit der Stadt Duisburg eng verwurzelte Autorenduo von der Entstehung, den Besonderheiten und den Marktchancen ihres gemeinsamen Werkes.
Herr Koss, Herr Baade, wie ist denn die Idee zu diesem Buch entstanden?
Ralf Koss: Unsere Kernfragen lauteten: Was macht eigentlich das Ruhrgebiet aus? Warum ist es so wie es ist? Schnell kam zum Vorschein, dass der Fußball ein gemeinsames Thema für fast alle Menschen ist, die hier leben. Und dass es hier sehr viele Orte gibt, die für den Fußball und gleichzeitig auch für die Mentalität im Ruhrgebiet stehen. Einige davon wollen wir nun vorstellen.
Nach welchen Kriterien fand die Auswahl statt?
Koss: Wir wollten nicht nur die klassischen Fußball-Tempel abklappern, die eh schon jeder kennt, sondern wollten auch Einblicke auf völlig unbekannte Orte gewähren, die aber ebenfalls absolut sehenswert sind.
Frank Baade: Einige Orte haben sich quasi von allein angeboten. Aber wir sind bei unseren Recherchen auch auf viele spannende Personen rund um den Ruhrgebiets-Fußball gestoßen, für die wir dann einen passenden Schauplatz gesucht haben, um ihre Geschichte anhand des Ortes zu erzählen. Dabei war es uns auch wichtig, dass nahezu alle Städte des Ruhrgebiets in der Liste auftauchen. Zum einen sollte die Vielfalt der Region abgelichtet werden. Und das Buch erhält dadurch natürlich auch einen verbindenden Gedanken.
Haben Sie keine Orts-Vorgaben vom Verlag bekommen?
Koss: Nein, wir waren absolut frei in unserer Auswahl. Wichtig war uns, für jede Geschichte einen anderen, besonderen Dreh zu finden und nicht einfach Standard- und Basiswissen zu reproduzieren.
Wie sind Sie an all die Informationen gekommen?
Baade: Am Anfang stand eine Bibliotheks- und Internet-Recherche. Dann sind wir jeden einzelnen Ort angefahren. Dabei haben wir uns aufgeteilt. Das Schreiben lebt nun einmal von persönlichen Eindrücken. Und ohne die Atmosphäre eines Ortes wahrgenommen zu haben, wird’s ganz schwierig, die Besonderheiten dem Leser zu vermitteln.
Koss: Wir wollten ja eben kein trocken formuliertes Lexikon und keinen klassischen Reiseführer machen. Wir wollten, dass die Leute auch ihren Spaß beim Lesen haben. Die Texte sollten eine besondere Lebendigkeit haben. Deshalb haben wir unsere Entwürfe auch immer gegenseitig gegengelesen. Wir waren insgesamt viereinhalb Monate unterwegs, um alles abzuklappern. Die Fotos sind – bis auf wenige Ausnahmen – alle von mir. Manchmal musste ich ein zweites Mal rausfahren, weil es beim ersten Versuch schon zu dunkel für ein vernünftiges Bild war. Das war ein ganz schöner Aufwand.
Wer ist denn die ausgeguckte Zielgruppe für Ihr Buch?
Baade: Es ist für jene Menschen, für die das Ruhrgebiet und der Fußball Heimat sind. Auch Ex-Ruhrgebietler, die inzwischen in andere Städte gezogen sind, werden ganz sicher ihren Spaß haben. Es richtet sich aber auch an ganz normale Fußball-Fans.
Koss: Es ist perfektes Lesefutter für Leute, die hier gerne leben – und die sich für ihre Heimat interessieren.
Glauben Sie an einen großen Verkaufserfolg? Welche Erwartungen haben Sie?
Baade: Ehrlich gesagt, gar keine! Ich lass mich einfach überraschen.
Koss: Die Erstauflage liegt bei 5000 Exemplaren. Ich bin guter Dinge, dass es zumindest eine zweite gibt.
Welcher der im Buch aufgeführten 111 Orte ist denn zu Ihrem persönlichen Liebling geworden?
Koss: Für mich als bekennenden MSV-Fan war es das Vereinsgelände an der Westender Straße in Meiderich. Als Schüler des Max-Planck-Gymnasiums haben wir dort unseren Schulsport absolviert. Da kamen sofort Erinnerungen hoch. Und die Zechenhäuser rund um den Sportplatz an der Meerbruchstraße in Essen-Katernberg waren beeindruckend. Sie versetzen jeden Besucher sofort zurück in alte Ruhrpott-Zeiten.
MSV Duisburg schlägt Aachen 2:0
1/33
Baade: Für mich war es das PCC-Stadion in Homberg. Genau dort lag früher der Platz, auf dem wir mit unserer Hobbytruppe gekickt haben. Aber das Tolle war ja, dass wir unterwegs fast überall auf so viele spannende Leute getroffen. Alle waren auskunftsbereit. Und da ist eben viel gutes Material zusammengekommen.
Klingt eindeutig nach einer Fortsetzung. . .
Koss (lacht): Das Potenzial für einen zweiten Band ist definitiv vorhanden.
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