Duisburg. . Ein breites Angebot an verschiedenen Tanzrichtungen in Duisburg sorgt wieder für große Nachfrage bei den Tanzschulen. Nach einer Flaute in den 90er Jahren sind die klassischen Tänze im Dirty-Dancing-Style wieder angesagt. Doch auch Swing-Dance, Zumba oder Bauchtanzen begeistern viele Duisburger.

Eine Tanzwelle überrollte in den späten 80er Jahren die Stadt. Der Film "Dirty Dancing" bescherte den Tanzschulen eine immense Nachfrage. In den 90ern waren die klassischen Tanzrichtungen plötzlich nicht mehr angesagt. Das hat sich jetzt wieder geändert. Heute bietet Duisburg eine große Vielfalt verschiedener Tanzrichtungen an.

„Seit sechs, sieben Jahren ist der Trend zu klassischen Tänzen und Umgangsformen wieder erwacht“, weiß Julia Paulerberg, Inhaberin der Tanzschule Paulerberg. Auch Torsten Eichhorn von der Tanzschule Oezer kann diesen Trend bestätigen: „Manchmal sind unsere Kurse voll und wir müssen die Leute auf eine Wartezeit vertrösten“. Neben den beiden größten Tanzschulen der Stadt, gibt es auch viele kleinere Anbieter.

Tribal Dance, Bauchtanz und Zumba

Einige haben sich auf ganz spezielle Bereiche, abseits der klassischen Tänze, konzentriert. Orientalischen Tanz lehrt Leyla Jouvana an ihrer Tanzschule in Stadtmitte. „Zu uns kommt jegliches Alter zwischen sechs und 70 Jahren. Wir haben sogar eine 78-jährige im Kurs“, sagt die leidenschaftliche Bauchtänzerin. Gemeinsam mit ihrem Mann Roland lehrt sie an ihrer Schule Tribal Dance, Bauchtanz und Zumba.

Außerdem veranstaltet sie seit 20 Jahren das Orientalische Tanzfestival Europas. Wer Hip-Hop und Street Dance lernen möchte, ist bei „Top Dance“ in Neumühl bestens aufgehoben. „Wir sind die einzige Tanzschule in Duisburg, die auf diese Tanzrichtungen spezialisiert ist“, weiß Martina Böhm, die das Studio seit 13 Jahren führt.

Eine ganz andere und sanftere Art sich zu bewegen bevorzugt Barbara Brune. Sie ist seit mehr als 35 Jahren als Tanzpädagogin tätig. In ihrer Schule für künstlerischen Tanz bildet sie Tänzer nach der „Luigi-Methode“ aus, die vom Jazztanz-Pionier Luigi Facciuto entwickelt wurde: „Ich bin die einzige Frau in Deutschland, die diese Technik unterrichten darf“, sagt Brune stolz. Ihre Kurse gibt sie überwiegend an der Sportschule Wedau und in der Tanzwerkstatt von Ulla Weltike in Neudorf. Diese gehört ebenfalls zu den Urgesteinen der Duisburger Tanzszene und unterrichtet seit mehr als 30 Jahren.

Tanzen als soziale Aufgabe

„Für mich hat das Tanzen auch eine soziale Aufgabe und ist nicht nur für den eigenen Spaß gedacht“, sagt Ulla Weltike, die mit ihrem Tanztheater das Zeitgeschehen thematisiert. In ihren Kursen für Kinder ab drei Jahren lehrt sie beispielsweise Jazz, Ballett oder Stepptanz. Als „Ballett-Schule“ bezeichnet auch Norbert Heuser sein „StudioN“ in Neudorf, „obwohl wir eigentlich gar kein Ballett unterrichten“, erklärt der promovierte Chemiker. Er tanzt lieber als im Labor zu stehen, deshalb lehrt er seit 18 Jahren Stepptanz. An seiner Schule bietet er unter außerdem Tango Argentino, Flamenco und Hip-Hop und weitere Tanzrichtungen an.

Nur Zumba mag er nicht. „Mode-Erscheinungen sind bei mir fehl am Platz“, erklärt Heuser. Bei den Tanzschulen und Kursanbietern der Stadt hingegen, hat der Zumba-Trend eingeschlagen wie eine Bombe. „Zumba ist bei uns der Dauerbrenner“, sagt Julia Paulerberg, die ihr Angebot auf zehn Zumba-Einheiten die Woche aufstocken möchte. Das Evangelische Familienbildungswerk plant den fünften Kurs des Fitness-Tanzes in seinem wöchentlichen Programm und auch die Tanzschule Oezer will diese Tanzrichtung schon bald anbieten.

Tanzen ist für den Dance- und Swing-Club mehr als nur ein Sport 

Sie gleiten und schreiten, sie drehen und schmiegen sich aneinander. Zu langsamen Walzern und flotten Beats finden die Tänzer vom freitagabendlichen Dance- und Swing-Club der Tanzschule Oezer immer den richtigen Takt.

Im Dance- und Swing-Club wird leidenschaftlich gern getanzt. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Im Dance- und Swing-Club wird leidenschaftlich gern getanzt. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Dabei zählt für sie beim Tanzen weit mehr als nur die sportliche Betätigung. „Tanzen führt zur Ehe“, meint Helga Bunkenburg (55) und lacht. Sie hat ihren Mann Herbert vor 40 Jahren beim Schülertanzkurs kennen gelernt und tanzt noch heute mit ihm. Auf leisen Ledersohlen bewegt sich das Ehepaar Heinrich durch den Saal. „Wir haben uns 1979 beim Tanzen kennen gelernt“, erinnert sich Gudrun Heinrich (47). Ein Jahr danach waren sie ein Paar. Aber nicht nur der guten alten Zeit wegen schwingen die Mitglieder bei ihrem Lehrer Torsten Eichhorn das Tanzbein. „Tanzen bedeutet Geselligkeit. Man ist unter Menschen und macht etwas mit dem Partner“, findet Frank Walter (53).

"Spitze-Hacke, Spitze-Hacke"

Die Grundschritte aller Standard- und Lateinamerikanischen Tänze sind in diesem Kurs hinlänglich bekannt, doch der Tanzlehrer findet immer noch genug Gründe, die Musik für einige Momente zu stoppen, um Dinge zu erklären. „Spitze-Hacke, Spitze-Hacke“, macht er den Teilnehmern mit seiner Partnerin vor. „Wichtig ist, dass ihr euch gegenseitig helft und nicht gegeneinander umschmeißt“, erklärt er lächelnd.

Eichhorn unterrichtet seit mehr als 20 Jahren an der Tanzschule Oezer. Seine Standard-Latein-Kurse sind sehr gefragt. Für Hochzeiten und Abi-Bälle, aber häufig auch nur aus Spaß am Tanzen, melden sich die Teilnehmer hier an. Seine Tanzschule bietet neben rund 50 Kursen pro Woche auch Privatstunden und Unterricht außer Haus an. „Privatstunden werden beispielsweise von Hochzeitspaaren genutzt, die knapp dran sind. Diejenigen, die rechtzeitig an den Hochzeitstanz denken, machen meist einen ganzen Kurs.“ Um die Grundschritte zu erlernen reichen nach seiner Einschätzung bereits vier Lehreinheiten mit 75 Minuten: „Darin erlernt man das Führen und das Folgen“.

Lernen vom Profi

Auch Schulen nutzen für ihre Abi-ball-Vorbereitungen die Dienste der Tanzschule. „Beim Abtei-Gymnasium gebe ich im Sportunterricht Tanzstunden. Das ist Lernen vom Profi“, meint Eichhorn. Die Schüler hätten extra einen Fonds gegründet, um für den großen Ball die richtigen Schritte zu lernen.

Im Dance- und Swing-Club hingegen haben die Paare diesen Lebensabschnitt bereits hinter sich gelassen. „Es ist einfach schön sich zur Musik zu bewegen, es hält Körper und Geist fit“, sagt Ralf Erlemann (52), der seit 15 Jahren mit seiner Frau am liebsten langsamen Walzer und Slow Foxtrott tanzt. Trotz aller Liebe zu den Rhythmen des Standard-Latein-Repertoires, gibt es unter den Tanz-Profis auch Abneigungen. „Manche mögen kein Jive und in diesem Kurs ist der Paso Doble nicht so beliebt“, erzählt Eichhorn. Die Mittänzer stimmen lachend zu. Nur ein Paar protestiert: „Das ist unser Lieblingstanz. Dabei kann man nämlich so gut mitzählen“, meint Jürgen Härter (57).

Zumba hat sich als beliebter Gruppen-Tanzsport etabliert 

Sie schwingen die Arme durch die Luft, lassen die Hüften kreisen und springen in die Höhe. Zumba, der neue Fitness-Tanzsport des Kolumbianers Alberto „Beto“ Perez, hat auch in Duisburger Tanzschulen und -kursen Einzug gehalten.

Ohne Tanzpartner, aber angespornt von einer energiegeladenen Gruppendynamik, bringen sich die Kursteilnehmer zu den Rhythmen des Salsa, Merengue, Cumbia oder Reggaeton in Fahrt. Auch in der Neudorfer Tanzschule Paulerberg steht dieser Fitness-Trend seit anderthalb Jahren auf dem Kursplan. Die Teilnehmer sind begeistert: „Die Tanzschritte machen viel Spaß und als Nebeneffekt nimmt man ab, das ist super“, findet Erika Quade (45), die zum zweiten Mal beim Kurs am Donnerstagabend das Tanzbein schwingt. Ihre Freundin Angela Schäfer (44) schließt sich dieser Meinung an: „Die Musik geht einem durch alle Poren. Da muss man automatisch tanzen.“

"Runter mit euch, los kommt"

Ob durchtrainiert oder nicht, bei den Anweisungen von Zumba-Ausbilderin Julia Paulerberg kommen früher oder später alle Kursteilnehmerinnen ins Schwitzen. Anstrengende 45 Minuten läuft ihr Programm zu heißen Latino-Rhythmen. Die rund 35 Frauen des Kurses lassen sich von ihr zu tänzerischen Höchstleistungen anspornen. Mit dem Mikrofon am Kopf macht sie die Schritte vor und gibt Anweisungen „Runter mit euch, los kommt!“. Dabei sieht sie nicht wie eine Tanzlehrerin, sondern eher wie die Trainerin einer Fitness-Show aus.

„Wir bieten eine ganz andere Atmosphäre und ein anderes Klientel als Fitness-Studios, deshalb kommen die Leute gerne zu uns. Hier wird keiner schräg angeguckt“, sagt sie. Auch diejenigen, die ansonsten keinerlei Ambitionen zum Tanzen haben, finden Zumba toll. „Ich hab mit Tanzen nichts am Hut, aber gehe drei Mal die Woche zum Zumba-Kurs“, sagt Silvia Schlack (52), die diesem Fitness-Trend schon seit zwei Jahren folgt.

Ihr Mikrofon nutzt Paulerberg aber auch für Lob: „Super gemacht, jetzt dürft ihr etwas trinken!“. Wenige Sekunden später geht es weiter. Am Ende sind alle erschöpft: „Ich habe Muskelkater an Stellen, von denen ich gar nicht wusste, dass man dort welchen haben kann“, sagt Quade und freut sich schon aufs nächste Mal. Julia Paulerberg freut sich über positive Resonanz: „Wir planen, statt sechs bald zehn Kurse in der Woche anzubieten.“

Wo man in Duisburg Tanzen lernen kann 

Wer Tanzen lernen will, der findet fast im gesamten Stadtgebiet Angebote. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, gibt es im Folgenden eine kurze Übersicht.

Salsa, Zumba, Hip-Hop, Welttanzprogramm, Tänzerische Früherziehung, Crashkurse und mehr. Für Kinder ab drei Jahren bis ins Seniorenalter. Tanzkurse ab 20 Euro im Monat. Tanzschule Paulerberg, Danziger Str. 11-13, 47057 Duisburg-Neudorf, 0203/35 62 09, www.tanzschule-paulerberg.de

Standard- und Lateinamerikanische-Tänze, Hip-Hop, Video-Clip-Dancing, Discofox, Salsa oder Stepptanz, Hochzeitskurse, Privatstunden und mehr. Für Kinder ab vier Jahren bis ins Seniorenalter. Kurse ab 19 Euro im Monat. Tanzschule Oezer, Kardinal-Galen-Str. 122, 47058 Duisburg-Duissern, 0203/34 15 19, www.ts-oezer.de

Tribal Dance, Zumba und Bauchtanz-Kurse. Für Kinder ab fünf Jahren bis ins Seniorenalter. Kurse ab 25€/Monat. Zentrum für orientalische Tanzkunst, Claubergstr. 20-22, 47051 Duisburg, 0203/ 20 229, www.leyla-jouvana.de

Jazz, Ballett, Tanztheater und Stepptanz. Für Kinder ab drei Jahren bis ins Erwachsenenalter. Jeder Kurs kostet 37 Euro. Tanzwerkstatt Ulla Weltike, Grabenstr. 93, 47057 Duisburg-Neudorf, 0203/37 79 50, www.duisburger-tanztheater.de

Stepptanz, Tango Argentino, Hip-Hop, Flamenco, Afrikanischer Tanz und mehr. Für Kinder ab elf Jahren bis ins Erwachsenenalter. Kurse ab 19 Euro im Monat. Studio N, Grabenstr. 200a, 47057 Duisburg-Neudorf, 0203/ 3177294, www.studion.de

Ausdruckstanz, Hip-Hop, Salsa, Flamenco und mehr. Für Kinder ab fünf Jahren bis ins Seniorenalter. Kurse ab 26 Euro im Monat. Shakti Taiko Centrum, Sternbuschweg 215, 47057 Duisburg, 0203/ 35 19 19, www.tanzatelier-shakti.de

Hip-Hop und Street Dance für Kinder ab vier Jahren bis ins Erwachsenenalter, ab 23 Euro im Monat. Top Dance Theodor-Heuss-Str. 43, 47167 Duisburg, 0203/47 93 203, www.topdance.de