Duisburg. . Nachdem in Duisburg dioxinbelastete Eier aufgefallen sind, kritisiert das Verbraucherschutzministerium das Vorgehen der Stadt. Diese habe bereits seit dem 20. März von der PCB-Belastung gewusst, die Betriebe aber nicht geschlossen. Die Stadt weist darauf hin, dass von den Eiern keine akute Gefährdung ausgehe.
Ausgerechnet Eier! Bei Duisburgs einzigem Biobauern Andy Enninghorst in Röttgersbach und im Meidericher Lehrbauernhof Ingenhammshof der Arbeiterwohlfahrt ist die Osterlaune gründlich verdorben. Das NRW-Verbraucherschutzministerium hat wegen Dioxinbelastungen in Eiern den Verkauf untersagt. In beiden Höfen ist der Frust groß. „Es ist der Horror“, stöhnt Enninghorst. Zugleich wirft das Land der Stadt Duisburg vor, zu spät gehandelt zu haben.
Mittwochabend veröffentliche das Ministerium die Dioxin-Warnung für die beiden kleinen Direktvermarkter aus dem Stadtnorden und verlangte von der Stadt zu handeln. Die Awo-Einrichtung nannte das Ministerium beim Namen, weil ihre Eier nicht gekennzeichnet sind, beim anderen veröffentlichte sich die Stempelnummer: 0-DE-0521991. Da es nur einen Bioland-Hof in Duisburg gibt, war rasch klar, dass es sich um Andy Enninghorsts Betrieb handelt.
Erhöhte Dioxin-Werte wurden schon am 20. März festgestellt
Festgestellt wurden die erhöhten Dioxin-Werte, das bestätigt die Stadt auf WAZ-Anfrage, in der Tat schon am 20. März, nachdem die Untersuchungsergebnisse von Routine-Proben aus dem Februar in beiden Betrieben vorlagen. Biobauer wie Awo wurden damals informiert, weitere Proben von Eiern und Futtermitteln genommen, und der Eierverkauf aus eigener Produktion eingestellt.
Auf ein Gramm Fett gemessen
Die Dioxin-Grenzwerte werden in Picogramm auf ein Gramm Fett gemessen gemessen. Ein Picogramm(pg) ist ein billionstel Gramm. Bei Dioxin liegt der Grenzwert bei 2,5 Picogramm, im Ingenhammshof betrug er 5,3 pg, beim Biobauern 2,7. Bei dem gemessenen dioxin-ähnlichen PCB liegt der Grenzwert bei 5 pg, im Ingenhammshof wurden laut Stadt 8,9 gemessen, beim Biohof 3,8.
„Die Stadt hätte den Verkauf umgehend sperren müssen“, macht Ministeriumssprecher Stephan Malessa dagegen unmissverständlich klar. Als das Ministerium am Mittwoch bei einer Kontroll-Nachfrage bei der Stadt erfuhr, dass bei dem gemeldeten Dioxin-Fall eben nicht gehandelt worden war, erließ es die öffentliche Anweisung – eine Ohrfeige für die städtischen Aufsichtsbehörden. Ein ziemlich reger Telefonverkehr mit geharnischten Reaktionen kennzeichnete den Mittwoch, heißt es aus dem Rathaus.
Während das Ministerium beim krebserregenden Dioxin kein Pardon kennt und auf die strengen Richtlinien verweist, hatten die städtischen Lebensmittelkontrolleure den Fall offenbar wegen teils eher geringer Überschreitungen (siehe Kasten) nicht so besorgniserregend eingestuft und wollten erst weitere Proben abwarten, die in der kommenden Woche vorliegen sollen. „Man sagte uns, solche Werte seien nichts Ungewöhnliches für die Region und die Art der Haltung“, so Karl-August Schwarthans, Chef der gemeinnützigen Awo-Integrations GmbH, die den Lehrhof am Landschaftspark Nord in Meiderich betreibt.
Futtermittel gilt nicht als belastet
Nun sorgt Duisburg für Dioxin-Schlagzeilen und das Ministerium hat sein eigenes Landesamt eingeschaltet, das jetzt auch der Ursachenforschung auf den Grund gehen soll. Das Futtermittel gilt nicht als belastet, ergaben Untersuchungen. Beide Höfe liegen nahe an Autobahnen, die Umweltbelastungen sind im Revier bekanntlich vergleichsweise hoch: „Die Werte sind aber so hoch, es muss eine andere Quelle geben“, glaubt Ministeriumssprecher Malessa.
Die Stadt weist darauf hin, dass von den Eiern keine akute Gesundheitsgefährdung ausgeht. Dazu müssten größere Mengen Eier über längeren Zeitraum gegessen werden. Dennoch wird vom Verzehr der Eier abgeraten.