Duisburg. Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ hat am Donnerstag Premiere im Stadttheater Duisburg. Auf der Bühne stehen ein erfahrenes Schauspieler-Trio und der Nachwuchs des Theater-Jugendclubs.

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in der Welt des Theaters: „Vermeide Kinder und Tiere auf der Bühne, denn sie ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich.“ Wenn William Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ am Donnerstagabend Premiere im Stadttheater feiert, wird eben jenes Tabu bewusst gebrochen.

Auf Tiere verzichtet Regisseur Michael Steindl zwar, auch wenn die britischen Schwarzhumoristen von Monty Python das Stück einst mit einer Kuhherde inszenierten. Doch mit einem erfahrenen Schauspieler-Trio und dem Nachwuchs des Theater-Jugendclubs werden dann Akteure auf die Bühne treten, zwischen denen zwei ganze Generationen und unzählige Augenblicke Theatererfahrung liegen.

Mit gerunzelter Stirn blickt Michael Altmann in die Runde der Schauspieler, die sich auf der großen Bühne des Stadttheaters versammelt hat. „Ich alter Sack bin bei den Proben auf eine sehr große Unschuld und viel Interesse an den Rollen gestoßen“, erklärt Altmann, Jahrgang 1943, der den Juden Shylock in Shakespeares Komödie spielen wird. „Es war sehr angenehm, auch wenn es ein arbeitstechnisches Risiko darstellt, mit Kindern zu arbeiten.“

Gestandene Schauspieler und Nachwuchs-Darsteller

Mit verständnisvollem Lächeln quittieren Altmanns jugendliche Kollegen seinen zweischneidigen Spruch – und loben ihrerseits die Arbeit mit gestandenen Schauspielern: „Wir wurden nie allein gelassen“, befindet Jennifer Riahi, die in die Rolle der reichen Portia schlüpfen wird.

Neben Altmann spielen Peter Götz als Kaufmann Antonio sowie Dieter Malzacher, der gleich drei Rollen übernimmt. „Ich teile mir eine Umkleide mit ihm und erschrecke mich jedes Mal, wenn eine andere Person vor mir steht“, kommentierte Götz die Verwandlungskünste seines Kollegen. Die übrigen Rollen übernehmen elf Nachwuchs-Darsteller vom Jugendclub „Spieltrieb“, zwischen 19 und 28 Jahre alt.

Shakespeare-Stück ideal für generationenübergreifendes Ensemble

Die Idee zu der generationenübergreifenden Kooperation hatte Schauspielleiter und Regisseur Michael Steindl. „Shakespeare verknüpft eine Liebesgeschichte mit der Begegnung von Kulturen und der Kapitalismus-Auseinandersetzung“, erzählt Steindl. „Ein perfektes Stück, um die Schauspielerriege zu mischen.“ Warum man das Stück nicht in die heutige Zeit übertragen würde, habe ein Theaterfreund gefragt. „Gar nicht nötig. Es ist eine unglaubliche Metapher“, befindet Peter Götz.

Dabei stand lange Zeit in den Sternen, ob es überhaupt zu einer solchen Zusammensetzung kommen würde. „Ich habe an dem Stück einmal in Hamburg mitgewirkt, und das Publikum war noch Wochen später verschreckt und verstört“, erzählt Michael Altmann. „Sie haben mich gefragt: Wie kann man so über Juden reden, wie es in dem Stück geschieht?“ Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ in Deutschland aufzuführen, sei enorm schwierig. Doch nach langen Gesprächen habe er sich entschieden, mitzuspielen. Einer der Gründe dafür: die Frische und Kraft der jungen Kollegen.