Duisburg. Die Schulden der Kommunen drohen jetzt einen Kahlschlag im Kulturbereich nach sich zu ziehen. In Bochum werden derzeit Pläne gewälzt, die auch die Schließung eines Museums nicht ausschließen. Die Stadt Duisburg erwägt das Ende seines Traditionsfestivals „Akzente“.

Der Glanz des Kulturhauptstadtjahres verblasst bedenklich schnell, die schlechten Nachrichten für die Kultur in Duisburg reißen nicht ab. Das Küppersmühnen-Desaster, die Opernehe mit Düsseldorf in Gefahr, das kaum noch abzuwendende Aus für das Traumzeit-Festival 2012 – und die 34. Ausgabe der traditionsreichen Akzente könnte die letzte sein. Das Haushaltskonsolierungskonzept für die Kommune, die wie die meisten Städte im Ruhrgebiet in der Schuldenfalle sitzt, sieht für 2013 ein Streichung sämtlicher Festivalausgaben vor. Da klingt es bitter, wenn Frank Jebavy, Leiter des Festivalbüros, sagt: „Kommen Sie alle, es könnten die letzten Akzente sein.“

Mercator-Festwochen

Duisburg feiert das Mercator-Jahr 2012. Und weil es dafür (wie schon für die Kulturhauptstadt) keinerlei zusätzliche Mittel gibt, werden die Akzente (die 2010 mit der „Local Heroe“-Woche verschmolzen) zu Mercator-Festwochen. Der berühmte Kartograph, am 5. März 1512 in Rupelmonde bei Antwerpen geboren, lebte von 1552 bis zu seinem Tod 1594 in Duisburg und schuf hier seinen Erd- und Himmelsglobus sowie die Karte, die die Navigation in der Schifffahrt auf eine solide Basis stellte.

Vom 2. bis 18. März gibt es zum einen das Theatertreffen im Stadttheater, das traditionell den Kern der Akzente bildet. Dazu hat Schauspielleiter Michael Steindl Produktionen eingeladen wie „Amerika“ nach Kafka vom Thalia-Theater Hamburg oder „Die vier Himmelsrichtungen“ von Roland Schimmelpfenning vom Deutschen Theater Berlin, stellt aber mit Brechts „Leben des Galilei“ auch eine Premiere auf die Beine (in Koproduktion mit dem Theater Bonn, Regie: Niklas Ritter).

Ungewöhnliche Spielorte

Zum anderen wird das ehemalige Kaufmännische Berufskolleg am Burgplatz zum Festivalzentrum „Mercator-Quartier“. Es war in den späten 50-er Jahren praktisch auf den Ruinen von Mercators Wohnhaus errichtet worden und steht vor dem Abriss. Es bietet reichlich Platz für eine Ausstellung mit Werken von Duisburger Künstlern, für ein spezielles Konzertprogramm etwa mit Indie-Sänger Thomas Nepomuk Jarmer, der ebenso solo auftritt wie Nagel, ehemals Sänger der deutschsprachigen Punkrock-Band Muff Potter und Roman-Autor.

Schließlich knüpft man an das Akzente-Konzept von 2010 an, bei dem ungewöhnliche Spielorte im Hafenstadtteil Ruhrort durch kleine Theaterproduktionen erobert wurden. Diesmal gehen die Theatermacher in Klassenzimmer oder Physik-Labore, darunter Jennifer Whigham mit einer Arbeit zu Sten Nadolnys „Entdeckung der Langsamkeit“ oder Johannes Lepper, der Judith Schalanskys „Altlas der abgelgenen Inseln“ mit dem WWW verknüpft.

Lesungen mit Schwarzer und Kaminer

Dazu kommen ein Programm im Filmforum, wobei Prominente – wie Präses Nikolaus Schneider zu „Luther“ – in die Filme einführen und Lesungen in der Zentralbibliothek unter anderem mit Alice Schwarzer und Wladimir Kaminer.

Das Kultur- und Stadthistorische Museum am Johannes-Corputius-Platz, benannt nach einem Schüler Mercators, kann seine Mercator-Schatzkammer mit Landesmitteln neu präsentieren. Nach einem „Richtfest“ am 4. März soll mit der offiziellen Eröffnung im Dezember das Mercator-Jahr beschlossen werden.