Duisburg. .
Sätze wie: „Unser Sohn macht im nächsten Jahr Abitur und wir wissen noch nicht so recht was er studieren soll“, oder „Wie sehen eigentlich die Beschäftigungsaussichten für unsere Tochter aus, wenn sie Betriebswirtschaftslehre studiert“, sind in einem Studienberatungsgespräch eigentlich ungewöhnlich.
Denn normalerweise, sitzt der Interessierte selbst am Tisch des Studienberaters und fragt ihn Löcher in den Bauch. Dass jetzt aber den Eltern die Möglichkeit geboten wird, sich über Curricula und Stundenpläne, in explizit gewünschter Abwesenheit des Protagonisten, zu informieren, ist neu. Die „Elternsprechstunde“ an der Universität Duisburg-Essen erfreut sich indes aber immer größerer Beliebtheit. „Wir reagieren auf eine zunehmende Nachfrage, Studieninteressierte/-fähige werden immer jünger, nutzen die Rundum-Versorgung durch die Eltern als Vorinformation“, erklärt Uni-Sprecherin Beate Kostka.
"In Amerika nennt man sie `helicopter parents'"
In einem Artikel in der "Pflichtlektüre", dem Studierendenmagazin der Ruhrunis, werden diese Eltern wie folgt beschrieben: „In Amerika nennt man sie ‘helicopter parents’ – Überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder überallhin begleiten und stets mitreden wollen. Auch bei der Auswahl des Studiengangs.“ Dabei sollen junge Menschen doch gerade im Studium Selbstständigkeit und Eigenverantwortung lernen. Die Uni Duisburg-Essen trennt jetzt den Nachwuchs von den Eltern: Mama und Papa bekommen eine eigene Sprechstunde.
Anja Laroche vom Akademischen Beratungszentrum (ABZ) erklärt die Elternsprechstunde so: „Nach wie vor sind Eltern für junge Leute die ersten Ansprechpartner, wenn es um die Zukunftsplanung geht. Oft sind sie es, die ihnen das Studium finanzieren. Weil die Studienlandschaft immer vielfältiger wird, wollen sie ihre Kinder so gut wie möglich unterstützen.“
"völlig peinlich"
Auf dem Campus wird diese Form der „elterlichen Fürsorge“ müde belächelt. Als „Entmündigung“ und „völlig peinlich“, empfindet das Markus Seck. Der Soziologie-Student fragt sich, ob „Mami und Papi den Sprössling auch in die Vorlesung begleiten, ihm vielleicht noch ein Bütterchen schmieren und die Klausuren selber schreiben.“
Im Stadtpavillon der Uni mitten in der Duisburger Fußgängerzone warten Silke Gramsch und ihre Kollegin Michaela Christoph vom ABZ auf interessierte Eltern.
„Die ‘helicopter parents’ umkreisen den Nachwuchs wie Hubschrauber, jederzeit bereit zu landen und sich in die Studienwahl ihres Sprösslings einzumischen“, heißt es in der Pflichtlektüre weiter.
Die Uni und die Berater vom ABZ sind von ihrem Konzept überzeugt. Schließlich sei es ja nur ein Zusatzangebot zur „normalen“ Beratung.