Duisburg. .
„Was ist ein Elfchen?“ Bei vier Stunden Deutschunterricht trotz strahlenden Sonnenscheins macht man sich als Schüler eigentlich andere Gedanken. Doch diesmal ist es anders.
In dem kleinen Klassenraum mit Teppichboden steht Sebastian Rabsahl, Künstlername „Sebastian23“, und veranstaltet einen Textworkshop der besonderen Art. Der 33-jährige Slampoet und Comedian will seine gesammelten Erfahrungen weitergeben, die ihm 2008 den Titel der deutschsprachigen Poetry-Slam-Weltmeisterschaften einbrachten. Seither gehört er zu den bekanntesten Gesichtern der Szene.
Sein Slam-Kollege Sulaiman Masomi spricht vor der Parallelklasse. Für das Goethe-Institut reist er normalerweise als Botschafter der deutschen Sprache von Kairo bis Riga und nimmt erfolgreich an Poetry Slams teil. Doch heute geht es nicht um Wettbewerb.
Gefühl für Sprache
Die 24 Schüler der Jahrgangsstufe 11 sollen spielerisch ein „Gefühl für die Sprache“ bekommen, so Ricarda Bildheim, Deutschlehrerin an der Gesamtschule Duisburg-Mitte. Die Initiatorin des Workshops möchte dem häufigen Ausruf „Lyrik nervt!“ einen Riegel vorschieben. Und das nicht ohne Erfolg. „Selbst schwächere Schüler blühen plötzlich auf und zeigen erfreuliche Textkompetenzen“, berichtet Bildheim stolz. „Da wird aus vorgegebenen Wörtern wie Auto, Wasser, Käse, Schneemann schnell mal ein fantasievoller Vortrag.“
Ein Filzstift, eine Tafel und seine berühmte Baskenmütze, die er „nur unter der Dusche“ ablegt. Mehr braucht der gebürtige Duisburger „Sebastian23“ nicht, um die Aufmerksamkeit der Klasse zu bekommen. Neben Sprachspielereien lehrt er natürlich auch die Regeln des Poetry Slams. Im öffentlichen Dichterwettstreit muss der Performer in begrenzter Zeit mit einem selbst verfassten Text um die Gunst der Zuschauer ringen. Jeder Schüler ist heute an der Reihe und jeder bekommt tosenden Applaus.
Skurril verkleidete Abiturienten
Es sei zwar eine Pflichtveranstaltung, „aber eigentlich ist es schon ziemlich cool hier“, gesteht der 18-jährige Schüler Alexander Skurskyy. Bei all dem Geschehen nimmt kaum einer Notiz von den skurril verkleideten Abiturienten vor dem Fenster. Viel wichtigere Dinge gibt es, mit denen sich die Schüler beschäftigen. Etwa mit der Frage „Was ist ein Elfchen?“. Mittlerweile weiß das die ganze Klasse. „Ein kurzes Gedicht aus elf Wörtern, die in bestimmter Abfolge auf fünf Zeilen verteilt werden“, sagt Alexander beiläufig, als er mit den anderen grinsend den „Teppichraum“ in der ersten Etage verlässt.