Duisburg. .

Die Insektenperspektive, die Claus Guth in seiner Inszenierung der Oper „Der Barbier von Sevilla“ von Gioacchino Rossini einnimmt, hat bei der Premiere in Düsseldorf den ein oder anderen Zuschauer „gepiekst“. Dabei sei Guths Ansatz durchaus seriös, findet Dr. Hella Bartnig, Chefdramaturgin der Rheinoper: „Wie wirkt Rossini-Musik heute?“ Ergebnis: „Die kribbelt und krabbelt.“

Und Bartnig erinnert daran, dass Rossini das Werk, das zum Klassiker wurde, 1816 ebenso blitzschnell wie genialisch fürs Vergnügen im Karneval komponiert hat. Guths lebendig-quirlige Deutung fand jedenfalls in Basel, München, Leipzig und Düsseldorf großen Anklang. Am Samstag, 17. März, öffnet sich der Vorhang um 19.30 Uhr im Duisburger Theater.

Der erste Teil führt ins Insektenreich. Vor einer blütenweißen Trompetenblume wirbt Graf Almaviva als liebestolle Hummel um Rosina, die sich zu ihrer berühmten Arie „Una voce poco fa“ zu einem strahlend schönen Schmetterling entpuppt. Dankbar für die Tipps und Tricks des Barbiers (Laimonas Pautienius) versucht er, den süßen Falter für sich zu gewinnen.

"Wie durch ein Mikroskop"

Und dieser Figaro ist ganz in seinem Element: Der Friseur und Arrangeur für alle komplizierten Fälle setzt als hyperagile Fliege alles daran, Rosina aus dem Spinnennetz von Dr. Bartolo zu befreien, sie dem Grafen als Braut zuzuführen und die Intrigen des grün getarnten Blattkäfers Don Basilio ins Leere laufen zu lassen.

Im zweiten Teil gilt dann der distanzierte Blick „wie durch ein Mikroskop“ den Menschen. Und die stehen – 30 Jahre nach Mozarts gefühlvollem „Figaro“ – alle von Anfang an unter Zeitdruck.

Die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Giuliano Betta, im Ensemble ist nur José Manuel Zapata als Graf Almaviva mit der Inszenierung vertraut. Neben Oleg Bryjak als Bartolo, Stephanie Atanasov als Rosina und Günes Gürle als Don Basilio gibt Laimonas Pautientius als Figaro sein Rollendebüt. „Ein Traum“, wie der Bariton aus Litauen sagt, der zum Studienabschluss beim Diplom mit dem Barbier erfolgreich war.

Andererseits habe er sich gefragt, wie er das anstrengende Spiel mit der schwierigen Partie unter einen Hut bringen könne. Doch er möge „verrückte Aufführungen mit viel Action“. Seit 2009/10 an der Rheinoper engagiert, ist er in dieser Saison noch als Marcello in Puccinis „La Bohème“ und als Mozarts Don Giovanni zu erleben.