Duisburg. . Sicher: Klischees über Ruhris halten sich wie Kopfbilder von rauchenden Schloten. Wenn aber ein ProSieben-Redakteur nach Dreharbeiten in der Welpen-Anlage von Zoo Zajac Alkoholfahnen öffentlich mit der Lage im Ruhrgebiet erklärt, verärgert das nicht nur Norbert Zajac.

Im Ruhrgebiet, da gibt es nunmal besonders viele arme Proleten, die Insignien schlechten Geschmacks spazieren tragen. Das ist nicht nur ein Vorurteil, sondern die öffentlich berichtete Erfahrung eines ProSieben-Redakteurs. Sicher, Ruhris sind leidgeprüft, wenn es um Klischeebilder ihres Reviers geht. Aber was der Fernsehjournalist auf der Website des Münchner Privatsenders vom Dreh für eine Galileo-Reportage über die Tierhandlung Zoo Zajac zum Besten gibt, liest sich beinahe wie die Reportage aus einem Krisengebiet: „Ganz ehrlich: Was die Kundschaft betrifft, hat sich das ein oder andere Klischee durchaus erfüllt.“ Das empört nicht nur Norbert Zajac, der in Gladbeck groß und in Duisburg Erfolgsunternehmer geworden ist.

Kunden aus „dem unteren Gesellschaftsmilieu“ in Jogginghosen

Auch DerWesten-Leser „Besorgter Ruhrgebietsnachbar“ findet die auf www.prosieben.de publizierte „Meinung über die Stadt Duisburg“ besonders „spannend“. Und Geschäftsmann Zajac, der die am 9. März ausgestrahlte Reportage noch als Werbung für seinen umstrittenen Welpenverkauf begriffen hatte, sieht seine Heimat und seine Kundschaft verunglimpft: „Wenn einer voreingenommen hierher kommt, dann will er doch auch nur das Klischee sehen.“ Mitarbeiter hatten dem Tierhändler, der mit seiner ausgeprägten Geschäftstüchtigkeit selbst immer wieder polarisiert, die Antworten auf die vier „Fragen an den Redakteur“ Anfang der Woche vorgelegt.

Das Klischee-Bild eines Ruhrgebiets-Prolls, hier 2010 zum Spaß  vorgetragen von einem feiernden Abiturienten in Essen. Foto: Kerstin Kokoska / WAZ FotoPool
Das Klischee-Bild eines Ruhrgebiets-Prolls, hier 2010 zum Spaß vorgetragen von einem feiernden Abiturienten in Essen. Foto: Kerstin Kokoska / WAZ FotoPool © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool

„Und zum Schluss“ (vierte Frage) schildert der Galileo-Mitarbeiter seine Eindrücke: „Besonders in der Reptilienabteilung liefen viele Kunden herum, die aus dem unteren Gesellschaftsmilieu stammen. Bei doch relativ hohen Preisen und Haltungskosten für Schlangen, Spinnen oder Leguanen stellte sich schnell die Frage, wie diese Leute das bezahlen können?“

Die Nase rümpft(e) er nicht etwa über den Geruch tierischer Hinterlassenschaften, sondern über den schlechten Atem und den Modegeschmack der Zajac-Besucher: „So manche Alkoholfahne schlug uns bei den Dreharbeiten ins Gesicht. Und Jogginghosen und Goldketten waren weit verbreitet.“ Auf der Suche nach Antworten für diese berichtenswerten Phänomene fällt dem Mann nur eine ein: „Dies kann natürlich auch mit der Lage von Zoo Zajac zusammenhängen: Duisburg, Ruhrgebiet.“ (Fünf Tage nach unserer Berichterstattung "entschärfte" ProSieben die Antwort um diesen Teil der Antwort, d. Red..)

Die „Fragen an den Redakteur“ auf der Galileo-Website.
Die „Fragen an den Redakteur“ auf der Galileo-Website. © WNM

Norbert Zajac „will das nicht stehen lassen“. Und kontert mit einer eigenen „Milieustudie“: Die „Terrarien-Szene“ sei vor 20 Jahren halt nicht von langweiligen Spießern aufgebaut worden. „Da trägt der eine oder andere eben auch heute noch Tätowierungen und Goldketten.“ Für ihn aber sei das eigentlich gar nicht der Rede wert. Und der Alkoholismus-Vorwurf? „Wenn einer mal ein Bier trinkt, dann riecht er halt nach Bier.“ Das sei im Ruhrgebiet so – und überall sonst auf der Welt. „Wer aber betrunken in unseren Laden kommt“, ergänzt er, „dem verkaufen wir garantiert kein Tier.“ Viele seiner Kunden aber nähmen lange Anfahrten auf sich. Entsprechend könnten die meisten gar nicht betrunken sein. „Und besonders arm auch nicht“, so Zajac. Sein Fazit: „Dieser Redakteur umgibt sich vielleicht einfach nicht so gern mit normalen Menschen.“

Autor aus Krefeld: „Alles nicht so ernst gemeint“

Wer nun ob des vorgetragenen Ruhrpott-Bildes eines Süddeutschen resignieren oder aber zur Abrechnung mit einem Medienschnösel der Münchener Schickeria ansetzen will, der sei – nicht nur wegen eigener Vorurteile – gewarnt. Denn der verantwortliche Redakteur ist gar kein Münchner, sondern entstammt der Nachbarschaft tief im Westen des Reviers: Er kommt aus Krefeld, sagt ProSieben-Sprecherin Dagmar Christadler.

Sein Ruhrgebietsbild möchte der TV-Journalist im Gespräch mit DerWesten zwar nicht erklären, über Christadler aber lässt er ausrichten, das sei „alles nicht so ernst gemeint“. Mit seiner Darstellung der Menschen in Duisburg habe er niemandem auf den Schlips treten wollen. Das dürfte freilich kein Problem sein. Die Dinger trägt ja eh niemand hier, im Ruhrgebiet...

Wissenwertes über Zoo Zajac

Weltrekordhalter

Zoo Zajac ist das größte Tierfachgeschäft der Welt: Es steht seit mehreren Jahren im Guinness-Buch der Rekorde. Beim ersten Eintrag war die Verkaufsfläche 7000 Quadratmeter groß.

Weltrekordhalter

Mit der neuen, insgesamt 1000 Quadratmeter großen Welpen-Anlage ist die Gesamtfläche auf 12.000 Quadratmeter gewachsen.

Freizeitattraktion

Nach Angaben des Geschäftes besuchen jährlich eine Million Kunden und Schaulustige Zoo Zajac. Zum Vergleich: 2011 hatte der Zoo Duisburg erstmals mehr als eine Million zahlende Gäste.

Besucher-Andrang

An Wochenenden und in den Ferien nehmen Parkplatzeinweiser die Gäste in Empfang.

Imbiss im Zoogeschäft

Im Eingangsbereich des Geschäftes versorgt eine Imbissbude die Kunden und Besucher mit Pommes und Currywurst.

Arbeitgeber

Im Verkauf und in der Verwaltung arbeiten bei Zoo Zajac 200 Teil- und Vollzeitkräfte.

Unternehmer

Norbert Zajac beziffert den Umsatz seines Unternehmens auf jährlich 20 Millionen Euro.

Preisträger

2010 ernannte der "Bundesverband mittelständische Wirtschaft" ihn zum Unternehmer des Jahres, weil er „in den vergangenen Jahren einen unglaublichen Aufstieg als Unternehmer erlebt und sein Geschäft zu großem Erfolg geführt“ habe, so der BVMW.

Existenzgründer

Mit seiner Ehefrau Jutta gründete Norbert Zajac sein Geschäft 1975 in Duisburg-Meiderich.

Existenzgründer

Anfangs war das Geschäft in Meiderich 100, 2004 schließlich 1000 Quadratmeter groß. 2004 erfolgte der Umzug nach Duisburg-Neumühl.

Gladbecker

Norbert Zajac wuchs in Gladbeck auf. Er ist gelernter Stahlbauschlosser, machte sein Hobby aber zum Beruf.

Tierzüchter

In Gladbeck züchtete er gemeinsam mit seinen beiden Brüdern bereits als Kind Wellensittiche und Hamster - und verkaufte die Tiere.

Im Geschäft zuhause

Wenn man so will, wohnt das Ehepaar Zajac in seinem Geschäft: Von den Verkaufsräumen führt eine Tür in die Wohnung der Inhaber.

Zoo

Das Zoofachgeschäft hat ständig etwa 1,5 Millionen Tiere im Verkauf.

Pflegepersonal

Bis zu 40 Tierpfleger füttern die Tiere täglich von 6 bis 10 Uhr - auch am Wochenende, versteht sich.

Fischmarkt

In 500 Aquarien schwimmen ständig 250.000 Fische in Süß- und Seewasser.

Reptilienzoo

In 500 Terrarien können Besucher 500 Reptilienarten bestaunen. Und kaufen.

Riesen-Händler

Zu den exotischsten Kriechtieren im Angebot zählen Anakondas, Krokodile und Kaimane.

Exoten

Ebenfalls im Sortiment: Weißbüscheläffchen, Lisztaffen und Opposums (800 Euro).

Raritäten

Die teuersten Tiere bei Zoo Zajac sind aktuell Kakadus (2500 Euro) und Gelbbrustaras (Papageien, 2000 Euro)

Tierfutter

Im Gegensatz dazu sind Grillen preiswert: Eine Dose mit den Futtertieren gibt's für einen Euro.

Karpfen

In den Teichen der Außenanlage schwimmen auch Kois, die je nach Größe und Muster zwischen 20 und 500 Euro kosten.

Bären zu verkaufen

In den Außenkäfigen tummeln sich sogar Wasch- und Nasenbären.

Katzenverkauf

Als eines der ersten Zoofachgeschäfte in Deutschland verkaufte Zoo Zajac ab 2008 Katzen. Das kritisierten damals, ähnlich wie heute den Welpenhandel, Tierschützer und Katzenzüchter.

Katzenverkauf

Seither hat Zoo Zajac nach eigener Schätzung etwa 1000 Katzen verkauft.

Hundewelpen

Als erstes Zoofachgeschäft Deutschlands verkauft Zoo Zajac ab Freitag, 20. Januar, Hundewelpen.

Zajac in der Kritik

Tierschützer und Hundezüchter kritisieren den Welpenverkauf: Ein Verkauf der Hunde in Zoogeschäften sei nicht artgerecht.

Zajac in der Kritik

Seit Zajac die Welpenpläne bekanntgegeben hat, demonstrierten Tierschütze unterschiedlicher Organisationen mehrfach vor seinem Geschäft und der Innenstadt.

Zajac in der Kritik

Der Verkauf von Welpen und Katzen in Zoofachgeschäften ist in Deutschland nicht verboten. Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) hat sich dennoch ein Verkaufsverbot auferlegt.

Zajac in der Kritik

Der Futtermittelhersteller Interquell beendete aus Protest gegen den Welpenverkauf sogar die Geschäftsbeziehung mit Zoo Zajac.

800.000 Euro investiert

Der Bau der insgesamt etwa 1000 Quadratmeter großen Hundewelpen-Anlage hat 800.000 Euro gekostet. Die Welpen haben insgesamt 600 Quadratmeter Platz.

Neun Verkaufsboxen

Die Anlage hat sechs Quarantäne- (je 16 qm) und neun Verkaufsboxen (je 35 qm groß).

Hunde ab 500 Euro

Mischlingshunde verkauft Zajac ab 500 Euro. Für die Welpen will Zajac Käufern eine vierwöchige Gesundheitsgarantie geben.

Private Züchter

Die Hundewelpen will Zoo Zajac nur von privaten Züchtern beziehen.

Keine eigenen Haustiere

Norbert Zajac selbst hält keine Haustiere. Dafür habe er keine Zeit mehr.

Messeveranstalter

Von 1993 bis 2011 veranstaltete Norbert Zajac die zuletzt nach eigener Auskunft weltgrößte Aquaristikmesse: "Zierfische und Aquaristik".

Messeveranstalter

Die vorerst letzte Aquaristikmesse hatte 6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der Kraftzentrale im Landschaftspark Nord.

Messeveranstalter

An einem Tag der dreitägigen Messe im Oktober 2011 pilgerten mehr als 30.000 Besucher in die Kraftzentrale.

Messeveranstalter

Weiterhin veranstaltet Norbert Zajac dagegen die dreitägige Erlebnismesse "Angeln". Zur 7. Ausgabe kamen im Januar 2012 etwa 20.000 Besucher in den Landschaftspark Nord.

Versandhändler

Eine wichtige Einnahmequelle ist für Zoo Zajac auch der Internet-Versandhandel. Verschickt werden aber nur Zubehör, Wasserpflanzen und Korallen.

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