Duisburg. . Jedes Kind im Grundschulalter sollte schwimmen können. In der Praxis seien die Lehrerkapazitäten oft viel zu knapp, um den Kindern wirklich das Schwimmen beizubringen, sagt der Duisburger GEW-Vorsitzende Norbert Müller: Der Schwimmunterricht in der Stadt sei “so marode wie die Schulgebäude“.
Eigentlich sollte das jedes Kind im Grundschulalter beherrschen - Schwimmen. „Der Schwimmunterricht ist integraler Bestandteil des Grundschulunterrichts - eigentlich sollte jedes Kind diese grundlegende Kulturtechnik nach der Grundschule beherrschen“, sagt Norbert Müller, Vorsitzender des Stadtverbands Duisburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, in der viele der Duisburger Lehrer organisiert sind.
Soweit die Theorie - die Praxis sehe da leider anders aus: „Die Kapazitäten der Lehrer sind viel zu knapp, um den Schülern schwimmen wirklich beizubringen“. Das habe viele Gründe: Einerseits sei der Weg zu den Schwimmbädern oft viel zu lang. „Selbst bei eineinhalb Stunden Unterricht bleibt aufgrund der langen Anfahrt und weil es mit Umziehen und Haare föhnen und so weiter so lange dauert oft kaum mehr als eine halbe Stunde für den eigentlichen Schwimm-Unterricht“, sagt Müller.
Schwimmunterricht bei Lehrern unbeliebt
Außerdem müsste ein Lehrer allein viel zu viele Schüler innerhalb der kurzen Zeit unterrichten. „Die Kollegen stehen immer mit einem halben Bein im Gefängnis wegen einer Verletzung der Aufsichtspflicht“, sagt Müller, „so viele Augen kann ein Mensch gar nicht haben, um die alle im Blick zu haben“. Des Weiteren seien die Schwimmfähigkeiten der einzelnen Schüler sehr unterschiedlich, was die Situation der Lehrer noch erschwere.
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„Der Schwimmunterricht ist bei den Sportlehrern wegen der schlechten Arbeitsbedingungen sehr unbeliebt“, sagt Müller. Manchmal würde der Unterricht auch ausfallen, weil die Bäder mitten im Schuljahr saniert werden.
Sein Fazit: „Der Schwimmunterricht in der Stadt Duisburg ist so marode wie die Schulgebäude“. Und das wäre schon lange so in Duisburg, Lehrschwimmbecken direkt bei den Schulen gäbe es praktisch nicht mehr. Er rät den Eltern, den Schwimmunterricht der Vereine zu nutzen.
Nachfrage nach Kursen ist groß
Dass Eltern das beherzigen, weiß Klaus Heller von der Duisburger DLRG. „Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist sehr groß“. Für viele Anfängerkurse gebe es sogar schon Wartelisten.
Er gibt allen Eltern folgenden Rat: „Sehen Sie zu, dass Ihr Kind zumindest das Seepferdchen hat, wenn es eingeschult wird“, denn „viel mehr als Planschen“ würde im Schulunterricht nicht gehen, weil zu wenig Lehrer da seien.
Ähnliches weiß auch Kai Böhme, Kursleiter und Inhaber der Privatschwimmschule Duisburg, zu berichten. „Die Nachfrage steigt“.
Er bietet auch Einzelunterricht für „Härtefälle“ an. „Da kommen dann Eltern mit Kindern, die in den Gruppenkursen auch nach einem Jahr nicht richtig Schwimmen gelernt haben“, sagt Böhme. Im Einzelunterricht dauere das dann maximal drei Monate.