Duisburg. .
In einer Ecke seines neuen Büros stapeln sich unausgepackte Umzugskartons. Wände und Schreibtisch sind noch ungeschmückt. Die WAZ trifft Joachim Güttler in Zeiten des Umbruchs. Das gilt für ihn persönlich, ist er doch erst seit wenigen Wochen neuer Leiter des Justizvollzugsanstalt (JVA) in Hamborn.
Das gilt aber auch für das Gefängnis, für das der 56-Jährige nun die Verantwortung trägt. Denn wegen der laufenden Auflösung der JVA Duisburg-Mitte, die in dieser Woche in die entscheidende Phase geht, wechseln von dort sowohl Häftlinge als auch Teile des Personals nach Hamborn. „Und beide Gruppen müssen nun in unser Haus integriert werden“, nennt Güttler eine erste Kernaufgabe.
Sein offizieller Dienstantritt an neuer Wirkungsstätte war Anfang Februar. Davor war Joachim Güttler zuletzt bei der Justizvollzugsschule in Wuppertal in leitender Funktion tätig. Dort koordinierte er nicht nur die Aus- und Fortbildung für JVA-Bedienstete aus ganz NRW, er gab auch selbst Unterricht. „So hatte ich stets Kontakt zu Nachwuchskräften.“ Egal, in welche der insgesamt 38 Vollzugeinrichtungen in diesem Bundesland Güttler heute kommt: Er kennt überall einige der Bediensteten.
"Jede JVA ist nun einmal anders"
Das ist auch in Hamborn so. Dennoch verbringt er jetzt in seiner Startphase viel Zeit damit, seine Belegschaft besser kennen zu lernen. Er selbst nennt das: „Sich mit der Situation vor Ort vertraut machen.“ Dazu zählen aber auch die Räumlichkeiten, die Dienstabläufe. „Jede JVA ist nun einmal anders“, weiß Güttler.
Den Grund, sich auf diese neue Herausforderung einzulassen, kann der Vater von zwei erwachsenen Kindern natürlich auch benennen: „Ich habe auf meinem beruflichen Weg nun schon so viele verschiedene Stationen im Vollzug durchlaufen, da war nun einfach die Anstaltsleiter-Stelle an der Reihe.“ Es sei eine unvergleichliche Situation im Vergleich zum bisher Erlebten. Oder wie Güttler es sagt: „Hier ist eine andere Welt.“
Rund 200 Zellen gehören zu der JVA in Hamborn, darin sind derzeit 245 Gefangene untergebracht. Sie werden bewacht und betreut von einem rund 200 Mitarbeiter umfassenden Personalstab. „Der Standard bei uns ist die Einzelzelle. Wir haben aber auch Zellen, die mit bis zu vier Gefangenen belegt sind. Das geschieht auf deren Wunsch, weil sie nicht allein untergebracht sein wollen. Vorher findet aber eine so genannte Verträglichkeitsprüfung statt.
Auf aktuellem Stand in punkto Sicherheit
Da wird geschaut, ob diese Charaktere zusammenpassen.“ Der Mann, der das erzählt, ist Michael Gerhardt. Er ist Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes in der JVA Hamborn und hat sich genau wie Verwaltungsleiter Burkhart Lange zum Gespräch hinzugesellt. Das kommt Joachim Güttler gelegen. Der neue Leiter betont, dass er auch zu den anderen Führungskräften im Haus ein engen Kontakt pflegen werde. Überhaut misst er dem Miteinander eine große Bedeutung bei. „Nicht nur die Organisation muss stimmen, auch die Kommunikation.“
Nach den drei wichtigsten Säulen für einen modernen Vollzug gefragt, antwortet der Leiter: „Die Resozialisierung ist der vorrangigste Gedanke. Es gilt, so viele Inhaftierte wie möglich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Doch auch der Schutz der Allgemeinheiten vor Straftätern ist natürlich ein zentraler Baustein.“ Und die Sicherheit in NRW funktioniere, so Güttler. Trotz der jüngsten Vorkommnisse in der JVA Bochum.
Bei 18.000 Inhaftierten in NRW habe es in 2011 ganze drei Ausbrüche gegeben. Nach der Flucht eines Gefangenen in Bochum durch ein schlecht gesichertes Oberlicht ließ Justizminister Thomas Kutschaty alle Vollzugseinrichtungen in NRW überprüfen. Bei 15 gab es Beanstandungen. Hamborn gehörte nicht dazu. „In punkto Sicherheit sind wir hier auf dem aktuellen Stand der Dinge“, so Güttler.