Duisburg. .
Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach einem Untersuchungshäftling aus der JVA Hamborn. Der 33-Jährige entwischte zwei Vollzugsbeamten am Dienstag nach einem Zahnarztbesuch. Er saß wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Diebstahl.
Seit Dienstagmittag, 12.30 Uhr, ist ein Untersuchungshäftling aus der Justizvollzugsanstalt in Duisburg-Hamborn auf der Flucht. Der 33-jährige Mann libanesischer Abstammung, der in Duisburg gemeldet ist und gegen den wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Diebstahl ermittelt wird, nutzte einen Zahnarztbesuch, um den Vollzugsbeamten zu entkommen, die ihn bewachten. Die Polizei fahndet seitdem mit einem Großaufgebot nach dem gefesselten Täter. Bislang erfolglos.
Was war geschehen? Der Inhaftierte hatte sich Dienstagmorgen mit Zahnschmerzen beim Krankenpflegedienst in der JVA gemeldet. „Zwar kommt zweimal pro Woche ein Zahnarzt zu uns, in akuten Schmerzfällen fahren wir die Gefangenen aber zu einem Vertragszahnarzt“, erklärt der JVA-Abteilungsleiter Burkhard Recnik.
Verfolger setzten Schusswaffen nicht ein
Der Häftling hatte die Hände vor dem Körper gefesselt, als er nach geglückter Behandlung von den Vollzugsbeamten zum Gefangenentransporter zurückgebracht werden sollte. Im Treppenhaus der Zahnarztpraxis übersprang er plötzlich ein Geländer, riss die Tür auf und flüchtete. Seine Verfolger trugen zwar Schusswaffen. Sie setzten diese aber nicht ein, weil die Obermeidericher Straße zu diesem Zeitpunkt sehr belebt war. Die Beamten verfolgten den Flüchtigen zu Fuß, dieser erwies sich aber als ebenso schnell wie körperlich top-fit. Nach einer mehrminütigen Jagd durch die Straßen gaben die Beamten auf und alarmierten telefonisch die Polizei, die sofort eine Fahndung auslöste.
Der Gesuchte saß bereits 2005 wegen vergleichbarer Delikte in Haft – damals in der JVA Gelsenkirchen. Da er die jüngsten Taten in Essen begangen hat, ist nun das dortige Amtsgericht für den Fall zuständig. Und um den Mann von seinen Komplizen in der Haft zu trennen, saß er nun in Hamborn ein. „Wir haben der Polizei sofort Bilder des Gesuchten ausgehändigt und sie über alle uns bekannten Kontaktpersonen informiert“, erklärt Burkhard Recnik.
Der letzte vergleichbare Fall von Gefangenen-Flucht in der JVA Hamborn habe sich vor vier Jahren abgespielt, so der Abteilungsleiter. Der damalige Flüchtige habe sich aber nach nur einem Tag gestellt. „Und in den vergangenen zehn Jahren kommen wir in der JVA Hamborn und Duisburg-Mitte addiert auf keine zehn Fälle dieser Art.“ Laut Recnik gibt es in Hamborn rund 280 Inhaftierte – gut die Hälfte sitzen in Untersuchungshaft.