Duisburg.
Auf die 56 in Duisburg angemeldeten Sonnenstudios kommt in diesem Jahr eine Neuerung zu. Das Bundes-Umweltministerium hat neue Richtlinien erlassen, die die Gesundheit stärker schützen sollen.
Vor zwei Jahren wurde bereits der Sonnenbank-Besuch für Unter-18-Jährige verboten. Jetzt sind Studiobetreiber gehalten, ihr Personal zu schulen und das Wissen regelmäßig aufzufrischen.
Geregelt sind jetzt auch technische Details wie Notstopp-Knöpfe, das Vorhalten von UV-Schutzbrillen und das Einhalten der europäischen Richtlinie zum Strahlungsmaß. Tests hatten laut Ministerium ergeben, „dass Sonnenstudios ihre Kundinnen und Kunden teilweise mit einem Maß bestrahlen, das der dreifachen Stärke der Mittagssonne am Äquator entspricht“.
Regelmäßige Solarien-Besuche erhöhen Melanom-Risiko
Für den Dermatologen Prof. Dr. Jörg Schaller von der Helios St. Barbara-Klinik ist das zumindest ein Anfang. Er ist prinzipiell gegen die kosmetische Nutzung von UV-Licht. Selbst, wenn Bestrahlung aus therapeutischen Gründen nötig ist, gebe es zuvor immer eine Nutzen-/Risiko-Abwägung.
In Deutschland erkranken jährlich 200.000 Menschen an Hautkrebs. Hinzu kommen 100.000, bei denen eine Vorstufe festgestellt wird. Belegt ist, dass regelmäßige Solarien-Besuche das Melanom-Risiko erhöhen. Wer sich bis zum 35. Lebensjahr regelmäßig bräunt, der erhöht das Risiko um 75 Prozent. „Die Haut vergisst nichts“, sagen Schaller und seine Kollegin, Dr. Imke Düker, im Chor. Auch sie sieht täglich die Folgen von zu viel Sonnenbankbräune. „Ein Sonnenbrand ist das sichtbare Warnzeichen der Haut, aber die Schädigung findet schon vorher statt.“ Winzige, mit dem Auge nicht zu sehende Narben, entstehen nach zu viel, zu langer, zu intensiver Bräunung.
Neben dem Krebsrisiko hat man auch eine schneller alternde Haut. „Und das ist für viele Frauen eher der Grund, mit dem Bräunen aufzuhören“, stellt Düker fest. Immerhin spielen den Dermatologen jetzt auch Promis zu, die mit Sonnenschirm gesichtet werden oder vornehme Blässe zum In-Look stilisieren.
Umdenken erkennbar
„Ein Umdenken ist erkennbar“, sagt Schaller, auch bei der offensiven Werbung für Cremes mit hohem Lichtschutzfaktor oder dem wachsenden Markt für UV-undurchlässige Kleidung.
Zwar sterben heute weniger Menschen durch Hautkrebs. Aber die Bugwelle derer, die noch erkranken werden, wird erst in der nächsten Generation abebben, prognostiziert der Hautarzt.
Von neuen Richtlinien werden Heimsolarien nicht erreicht, da hilft nur Aufklärung. Und vielleicht noch folgende bittere Anekdote aus den 90er Jahren: Da musste Schaller zehn Jugendliche mit Verbrennungen behandeln, die bei einer heimlichen Fete das Solarium der Eltern des Mitschülers reichlich genutzt hatten – und ins Krankenhaus eingeliefert wurden.