Duisburg/Essen/Dortmund. Ein Blitz-Marathon mit Ansage beschert NRW am Freitag größtenteils disziplinierte Autofahrer. Ein Verkehrsteilnehmer in Duisburg ließ sich allerdings trotz Vorwarnung mit 100 km/h in der Stadt erwischen. NRW-Innenminister Jäger kündigt schon jetzt weitere Aktionen im April und September an.
NRW-Innenminister Ralf Jäger geht mit aller Härte gegen die Raser im Land vor. Rund 3000 Polizisten messen an diesem Freitag ab 6 Uhr bis Samstagmorgen um 6 Uhr an 1400 Stationen die Geschwindigkeit im Straßenverkehr. Jäger machte sich am Nachmittag in Duisburg selbst ein Bild von den Kontrollen. Schon jetzt steht nach Auskunft des NRW-Innenministeriums fest: Die Aktion soll im April und September wiederholt werden.
Und um es vorweg zu nehmen: Nach ersten Einschätzungen der Beamten ist der Blitz-Marathon ein Erfolg; die Verkehrsteilnehmer fahren insgesamt ausgesprochen ordentlich. Das überrascht wenig. Die Aktion mit bislang einzigartiger Dimension ist schließlich seit Tagen groß angekündigt worden - sogar die einzelnen Standorte waren bekannt und im Internet nachzulesen.
Unrühmlicher "Spitzenreiter" in Duisburg
Umso mehr darf man sich über die Autofahrer wundern, die trotz der landesweiten Blitz-Aktion mit Ansage ungehemmt durch die Straßen rasen. Die Duisburger Polizei meldet am Vormittag einen unrühmlichen "Spitzenreiter", der mit 102 Stundenkilometern über die Mülheimer Straße gebrettert ist - erlaubt sind dort 50 Stundenkilometer.
"Schon bei den ersten fünf Messungen hatten wir Geschwindigkeitsübertretungen von mehr als 20 Stundenkilometern. Diese Autofahrer müssen sich nun Gedanken um ihren Führerschein machen", erklärt der Duisburger Polizeisprecher Stefan Hausch. Insgesamt sei die Verkehrslage aber sehr ruhig. "Das ist genau das Ergebnis, das wir erzielen wollten", betont Hausch. In Duisburg sind in den 24 Stunden mehr als 100 Beamte für den Blitz-Marathon im Einsatz.
Die Aktion scheint sich auch in Düsseldorf nicht herumgesprochen zu haben. "Viele schwarze Schafe" meldet Sprecher André Hartwick. "Die Kollegen frieren, haben aber ordentlich zu tun." Insbesondere die Pendler scheinen flott unterwegs zu sein. Immer wieder fallen Autofahrer auf, die die Geschwindigkeitsbegrenzung um 15 bis 20 Stundenkilometer übertreten. Auf der Toulouser Allee in Düsseldorf ist laut NRW-Innenministerium ein Autofahrer mit 95 Stundenkilometern geblitzt worden - erlaubt sind dort 50.
Auch außerorts erwischten die Beamten den einen oder anderen Raser. Spitzenreiter war ein Autofahrer, der auf der A57 statt der erlaubten 100 mit 160 Stundenkilometern unterwegs war. Er muss nun mit vier Punkten, einem Monat Fahrverbot und 240 Euro Bußgeld rechnen.
Kugelschreiber als Lob in Bochum
"Zu einer Verhaltensänderung gehört nicht nur Tadel, sondern auch Lob", betont Rolf Greulich, Leiter des Verkehrsdienstes in Bochum. Darum verteilen die Beamten am Freitag Kugelschreiber an die Verkehrsteilnehmer, die nicht zu schnell gefahren sind. "Die Autofahrer sind natürlich erstmal irritiert, wenn wir sie rauswinken. Aber dann freuen sie sich umso mehr", hat der Polizeihauptkommissar festgestellt.
Seit 6 Uhr ist er an diesem Tag im Einsatz. "Fast zu 100 Prozent vorbildlich" seien die Fahrer bislang unterwegs gewesen, zieht er am frühen Nachmittag eine Zwischenbilanz. "Für uns zeichnet sich hier ein großer Erfolg ab."
Entspannte Lage in Essen
"Sehr diszipliniert" seien die Autofahrer bislang gefahren, meldet auch die Polizei Essen am Vormittag einen ersten Zwischenstand. Die Lage sei "relativ entspannt".
In Dortmund wollte die Polizei noch keine Wasserstandsmeldung herausgeben. Nur soviel: Technische Schwierigkeiten bereitet die Kälte den Beamten bislang nicht. "Es ist zwar relativ kalt, aber die Radarmessgeräte haben Temperaturfühler und schalten sich bei zu niedrigen Temperaturen automatisch ab", betont Sprecher Kim Ben Freigang.
Hoffnung auf eine erfolgreiche Anfechtung der Messergebnisse wegen der frostigen Temperaturen sollten sich die Raser nach Einschätzung der Polizei eher nicht machen. "Bei unter -10 Grad stellen die Geräte ihre Funktion ein. Falsche Meldungen passieren so nicht", erklärt Stefan Hausch von der Duisburger Polizei.