Bochum. . Die Polizei hat bei ihrem Blitz-Marathon nicht nur zu schnelle Autofahrer herausgewunken, sonden auch einige, die vorschriftsmäßig fuhren. Sie bekamen ein Lob und einen Kuli geschenkt.

So vernünftig sind die Autofahrer in Bochum wohl schon lange nicht mehr unterwegs gewesen. Die meisten wussten: An 38 Straßen wartete die Polizei mit einem Blitzer oder Laser. An einer Stelle wartete sie aber auch mit Geschenken - am Zeppelindamm/Munscheider Straße. Dort wurden einige Autofahrer angehalten, weil sie schön brav fuhren.

Polizeikommissarin Sabine Sander, die am Zeppelindamm kontrollierte, schildert so einen Fall: „Ich habe mich vorgestellt und die Autofahrerin hat gesagt: ,Ich bin aber nicht zu schnell gefahren.’ Sie hat mich mit großen Kulleraugen angeschaut. Sie war sich keiner Schuld bewusst. Dann habe ich gesagt, dass sie alles richtig gemacht hat und ihr vorbildliches Verhalten gelobt. Als Aufmerksamkeit hat sie einen Kuli bekommen.“

Die Autofahrerin habe sich gefreut wie bei einem „Sechser im Lotto“. Denn vor zwei Wochen habe sie 25 Euro wegen zu schnellen Fahrens gezahlt.

„Keine Fallenstelleraktion, um die Landeskasse zu füllen“

Rolf Greulich, Erster Polizeihauptkommissar, spricht von „unorthodoxen Methoden“, wenn auch vorschriftsmäßig fahrende Autofahrer angehalten werden. Denn die große Blitzerei sei „keine Fallenstelleraktion, um die Landeskasse zu füllen“. Vielmehr wolle die Polizei „massiv die Verkehrssicherheit und das Thema Gefährdung durch Geschwindigkeit in die Köpfe transportieren“. Und da helfe dann auch mal ein Lob.

Grund zum Loben gab es gestern besonders viel. Greulich sagte, dass die Autofahrer viel langsamer gefahren seien als an anderen Tagen. Die Polizei hatte über ihren 24-stündigen Blitz-Marathon schließlich vorher genau informiert.

„Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie das wirklich interessiert hat“

Trotzdem wurden noch viele Temposünder erwischt. Wie zum Beispiel die junge Frau am Zeppelindamm. 15 km/h zu schnell - machte 25 Euro. Sie sagte, dass sie von der Blitzaktion gar nichts wusste. Einsichtig schien sie ebenfalls nicht. Greulich: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie das wirklich interessiert hat.“ In dreieinhalb Stunden wurden an dieser Stelle zwölf Temposünder erwischt.

Es gab aber auch Kritik an der Blitzaktion. Ein Autofahrer glaubte, dass die Polizei oft nur dort blitze, wo viel Geld zu holen sei, und zu wenig, wo es wirklich nur um Sicherheit gehe.

Anfang nächster Woche will die Polizei eine Bilanz der Aktion bekanntgeben. Im vorigen Jahr gab es in Bochum vier Verkehrstote.