Duisburg. .
,Viele Köche verderben den Brei’, lautet ein Sprichwort. Und so könnte man meinen, dass dies im übertragenen Sinn auch für den Beirat für Stadtgestaltung – abgekürzt „BEST“ – gelten könnte, der in diesen Tagen auf das 15-jährige Bestehen zurückblickt.
Das Gremium besteht aus Fachleuten verschiedenster Berufsgruppen. Architekten, Stadt- und Verkehrsplaner, Landschaftsplaner, auch Naturschützer, Künstler und Denkmalpfleger sind dabei. Der damalige Planungsdezernent Jürgen Dressler hatte den Beirat 1996 ins Leben gerufen. Vorbild waren ähnliche Gremien in den Niederlanden. Doch anders als dort, wurden in Duisburg Fachleute verschiedenster Disziplinen in den Beirat berufen, die allesamt ehrenamtlich tätig sind. Vorsitzender Peter A. Poelzig (Architekt): „Der Beirat soll die Gestaltungs- und damit die Lebensqualität in Duisburg verbessern helfen.“
Anfangs war es nicht einfach: „Viele Jahre haben wir uns schwer getan, denn der Informationsfluss war nicht so, wie wir uns das gewünscht haben,“ erinnert sich Poelzig. Erst als die Satzung des Beirates verändert wurde und je ein Mitglied der Ratsfraktionen des zuständigen Ausschusses in den Beirat entsendet wurde, lief es besser. „Unsere Empfehlungen wurden wahr genommen und auch diskutiert.“
Über Kreuz gelegen
Nicht immer folgte die Politik diesen Empfehlungen. Und hätte es zum Beispiel nicht Proteste der Bevölkerung gegen ein Furnier-Werk im Hafen gegeben, wäre die Idee der Mercatorinsel in Ruhrort nie konkretisiert worden. Poelzig: „Da lagen wir mit der Verwaltung und Politik über Kreuz.“
„Die meisten unserer Empfehlungen sind nicht so öffentlichkeitswirksam“, erklärt Poelzig weiter. „Oft wurden aber Qualitätsverbesserungen erreicht und es wurde nachgebessert.“ So zum Beispiel beim City-Palais, das allerdings „immer noch nicht angenommen wird.“
Duisburg, so lautet ein weiteres, leicht resignierendes Resümee des Architekten, sei im öffentlichen Bereich abhängig von der „Investoren-Architektur“. Und: Aus der ,Duisburger Freiheit’ werde entgegen Fosters ursprünglichen Plänen nun kein neues, lebendiges Stadtquartier werden. Was nun komme, sei „eigentlich nicht im Sinne der Stadt“. Die sei hier „erpresst worden“, so Poelzig, der damit auf den überraschenden Verkauf eines Großteils des Geländes durch Aurelis an Krieger anspielt.
"Das ist eine große Chance"
Große Chancen für die Stadtentwicklung biete das Mercator-Quartier, das in unmittelbarer Nähe des Rathauses entstehen soll. „Das ist eine große Chance!“ Und: „Hut ab, dass es hierfür ein bundesweites Bewerbungsverfahren gab. Und das mit einem tollen Ergebnis.“ Die Zeitung für Architektur habe dies als „vorbildlich“ bezeichnet.
Stadtdirektor und Interims-Planungsdezernent Peter Greulich sieht in der Arbeit des Gremiums keine Diskreditierung des stadteigenen Personals in planerischen Fragen. Vielmehr gehe es darum, Nachhaltigkeit zu erreichen. Vom Beirat gebe es „frühzeitige Motivation oder Warnungen“. Es seien „wichtige Stimmen der Profis außerhalb der Verwaltung“.
"Wir sind keine Hilfstruppen der Verwaltung"
Manfred Osenger, für die SPD-Fraktion im Beirat, hält rückblickend die Entwicklung von Gestaltungssatzungen für Siedlungen durch den Beirat für einen Meilenstein. Frank-Michael Rich (Grüne) sieht eine wesentliche Aufgabe des Beirats darin, auf die Investoren-Architektur fachlichen Einfluss nehmen zu können. Für Architekt Peter Ropertz ist jedoch klar: „Wir sind keine Hilfstruppen der Verwaltung. Manchmal sind wir Ergänzer, manchmal Gegenspieler.“ Entscheidend sei am Ende die Akzeptanz der Gestaltung durch die Bevölkerung.
Der Beirat beurteilt die vorgestellten Planungen nach den Kriterien Städtebau (Fluchten, Geschossigkeit, Baumassen), Architektur (Baukörper, Dachform, Material und Fassadengestaltung), Verkehr und Freiflächen (Wegebeziehungen, Anordnung von Parkplätzen, Begrünung, Material). Jeder Architekt, Planer oder Bauherr kann sein Projekt vorlegen. Auch jeder Bürger kann den Beirat einschalten, dessen Geschäftsstelle bei der Stadt angesiedelt ist: 0203/283 33 59.