Dortmund.. Die Zahl der Kindesmisshandlungen ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Die Fachklinik in Datteln sucht nach neuen Wegen,um den Kindern zu helfen.

Rund zehn Prozent aller Kinder in einer Notfallambulanz waren vorher einer Misshandlung ausgesetzt. Im Kampf gegen Kindesmisshandlung beschreitet die Vestische Kinder- und Jugendklinik in Datteln neue Wege: Seit einem halben Jahr bietet sie eine besondere medizinische Kinderschutzambulanz an, in der speziell geschulte Ärzte, Psychologen, Pfleger und Sozialarbeiter eng mit 20 Jugendämtern der Region, aber auch der Polizei und Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.

Und der Bedarf ist groß: Pro Woche werden in Datteln durchschnittlich drei Kinder eingeliefert, die misshandelt, missbraucht oder stark vernachlässigt wurden. „Und das ist nur die Spitze des Eisberges, die wir sehen“, sagt der Ärztliche Direktor der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, Prof. Dr. Michael Paulussen.

Deutschland hinkt hinterher

Doch bei einer umfassenden, stationären Versorgung dieser Kinder den gesetzlichen Regelungen und der Finanzierung hinkt Deutschland hinterher. „Es gibt viel Geld für Runde Tische, für die Aufarbeitung der Vergangenheit, für Beratungsstellen, für Präventionsarbeit. Aber es wird nicht zusammengebracht, dass man auch als Krankenhaus etwas mit Kindesmisshandlung zu tun hat“, kritisiert der Chefarzt im Gespräch mit der WR. Die Folge: Kosten für den besonderen Personal- und Behandlungsaufwand oder für spezielle medizinische Geräte werden von den Krankenkassen nicht erstattet.

Bei einer Fachtagung in Dortmund forderte NRW-Familienministern Ute Schäfer (SPD) gestern eine stärkere Zusammenarbeit beim Kinderschutz. Bund, Länder und Kommunen müssten einzelne Maßnahmen und Strukturen besser verzahnen. „Es muss uns gelingen, die Jüngsten und Schwächsten unserer Gesellschaft besser zu schützen – manchmal leider auch vor ihren eigenen Eltern.“