Duisburg. Die im Herbst 2011 für unvermeidlich erklärte Schließung der städtischen Jugendwerkstatt in Hochfeld konnte offenbar buchstäblich im letzten Moment abgewendet werden. Vorerst.

Gute Nachricht aus der städtischen Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB): Die im Herbst 2011 für unvermeidlich erklärte Schließung der Jugendwerkstatt in Hochfeld konnte offenbar buchstäblich im letzten Moment abgewendet werden. Vorerst. Trotz eines jährlich auflaufenden Defizits hat sich die Gesellschaft nach Worten von Geschäftsführer Ingo Schachta entschlossen, die Infrastruktur dieser „unbestritten sehr wichtigen Jugendwerkstatt“ zumindest für die Dauer des Jahres 2012 weiterzuführen. Was danach komme, stehe in den Sternen.

Betriebsstätten verringert

Geholfen hat dabei offenbar, dass die GfB für den Jugendbereich zwei neue Aufträge hat gewinnen können, die das im vergangenen Wirtschaftsjahr eingefahrene Defizit von 170.000 Euro etwas verringern. Zudem, so Co-Geschäftsführer Lothar Krause, werde die GfB die kostspielige Betriebsstätte der Jugendwerkstatt an der Wörthstraße in Hochfeld aufgeben und diese in eine GfB-eigene Immobilie holen. Insgesamt werde die GfB die Zahl ihrer Betriebsstätten von acht auch sechs verringern. Somit kann Miete gespart werden.

Den Ausschlag für die Gnadenfrist hat aber offenbar eine Änderung im Sozialgesetzbuch II gegeben: Künftig kann die hoch schwierige Zielgruppe der unter 25-Jährigen auch von den Jobcentern gefördert werden. Krause: „Wir können uns jetzt erstmals für diese Klientel auch auf Ausschreibung des Jobcenters bewerben, dafür müssen wir aber unsere Jugendwerkstatt erhalten. Wenn wir den Auftrag bekämen, wäre die Einrichtung in sicherem Gewässer.“

Bitter nötige Hilfe

In der Jugendwerkstatt wurden bislang jährlich etwa 60 bis 70 junge Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahre halbwegs lebens- und berufsfähig gemacht. Die Klientel hat Hilfe bitter nötig: Junge Leute, die unter massiven körperlichen oder emotionalen Defiziten leiden, verursacht durch Krankheiten, geistige oder körperlicher Behinderungen, Drogenmissbrauch, sexueller Missbrauch, Kriegstrauma, Obdachlosigkeit, und vieles Furchtbares mehr. Zwei von drei Kursteilnehmer der GfB-Jugendwerkstatt konnten bislang erfolgreich in die Arbeitswelt vermittelt werden.

Unabhängig vom Defizit der Sparte Jugendwerkstatt steckt die komplette städtische GfB, ähnlich wie vergleichbare Gesellschaften im Deutschland, in einer großen finanziellen Klemme. Nach Wegfall der Einnahmequelle für Gemeinwohlarbeit (Ein-Euro- bzw. Zwei-Euro-Jobber) ist bei der GfB Duisburg der Umsatz des Jahres 2010 von 25 Mio. Euro auf jetzt 11,8 Mio. in den Keller gerutscht.