Duisburg. . Am 7. November wird der Aufsichtsrat der Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) das Aus der Jugendwerkstatt in Hochfeld beschließen. In der Einrichtung, in der bislang jährlich bis zu 70 junge Menschen halbwegs lebens- und berufsfähig gemacht, lag der Jahresverlust bei etwa 130.000 Euro. Auch ist mit betriebsbedingten Kündigungen zu rechnen.

Bitteres „Aus“ für die Jugendwerkstatt: Sie ist seit über 30 Jahren eine feste Einrichtung und war bisher ein allerletzter Ankerpunkt für massivst benachteiligte Jugendliche in dieser Stadt: Die Jugendwerkstatt an der Wörthstraße 175 in Hochfeld.

Jetzt haben die Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) ihrem Aufsichtsrat die Trennung von diesem Geschäftsbereich vorgeschlagen. Begründung: Die Jugendwerkstatt mache einen Jahresverlust von ca. 130.000 Euro. Verluste, die es in der Vergangenheit auch schon immer gab, die aber bislang immer noch aus anderen gewinnbringenden Bereichen der GfB (Stichwort: Ein-Euro-Jobber) ausgeglichen werden konnten.

Eine Schande

Den wahren Freund erkennt man in der Not, so lautet ein Sprichwort. Abgewandelt lautet es so: Des Menschen wahren Charakter erkennt man in der Not. Und Not herrscht derzeit in der kleinen städtischen Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB). Sie befindet sich in Lebensgefahr, ihr brechen schon seit Monaten überlebenswichtige Fördergelder aus Bundesmitteln weg, und deshalb wirft sie jetzt „Ballast“ ab, um nicht selber unterzugehen. Aber wer oder was ist hier eigentlich „Ballast“? Das sind in diesem Fall 60 bis 70 junge Menschen in dieser Stadt, deren Lebensanfang mit furchterregendem Elend und privaten Katastrophen begann, so dass ihnen schon alleine deshalb all unsere christliche Nächstenliebe voll und ganz zustünde. Doch diese Elenden werden jetzt gerade still und leise ins Elend zurückgeschubst.

Vom wem? Von der GfB. Aber sie ist auch nur das trostlose Ende einer langen Kette schwindsüchtiger Solidarität: Am Anfang dieser Kette steht die Berliner Bundesregierung, es folgt die Bundesanstalt für Arbeit, es folgt die Stadt Duisburg, es folgen IHK und Handwerk, die an der GfB beteiligt sind, es folgt am Schluss aber auch eine Zivilgesellschaft, die zuschaut und sagt, „Och, das ist aber schade“ und dann den Fernseher einschaltet, denn dort läuft gerade Dieter Bohlen und DSDS. Diese gebrochene Kette der Solidarität, nicht die Einzelentscheidung der GfB, ist eine Schande. Stefan Endell

Doch auch diese brechen mittlerweile weg und so kämpft die GfB schon längst selber ums eigene nackte Überleben. Ihr Jahresumsatz ist in den vergangenen zwei Jahren von 21 Mio. auf 11 Mio. zusammen geschrumpft. Und die GfB schließt in diesem Jahr mit einem dicken Minus von beinahe zwei Mio. Euro ab. „Somit können wir uns einen solchen Luxus wie die verlustbringende Ausbildungswerkstatt in Hochfeld einfach nicht mehr leisten“, beklagt GfB-Geschäftsführer Ingo Schachta gegenüber der NRZ.

In der Jugendwerkstatt wurden bislang jährlich etwa 60 bis 70 junge Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahre halbwegs lebens- und berufsfähig gemacht. Die Klientel hat Hilfe bitter nötig: Junge Leute, die unter massiven körperlichen oder emotionalen Defiziten leiden, verursacht durch Krankheiten, geistige oder körperlicher Behinderungen, Drogenmissbrauch, sexueller Missbrauch, Kriegstrauma , Obdachlosigkeit, und vieles Furchtbares mehr. Zwei von drei Kursteilnehmer der GfB-Jugendwerkstatt konnten aber bislang erfolgreich in die Arbeitswelt vermittelt werden. Bislang ein letzter Hoffnungsweg. Damit ist im neuen Jahr Schluss. Denn am 7. November entscheidet der GfB-Aufsichtsrat über den Wirtschaftsplan des Jahres 2012. Dort taucht aber die Jugendwerkstatt gar nicht mehr als Tätigkeitsbereich auf. Sie ist gestrichen, eingespart.

Ralf Jäger, GfB-Aufsichtsratsvorsitzender, bestätigte am Freitag der NRZ: „Wir müssen diesen Schritt machen, wir können uns Aufgaben, die Verluste einfahren, in der kleinen GfB nicht mehr leisten.“ Zudem, so Jäger, der zugleich SPD-Vorsitzender in Duisburg und Innenminister des Landes NRW ist, seien in der GfB auch betriebsbedingte Kündigungen zu erwarten.