Duisburg. .

70 Stiftungen gibt es in Duisburg. Neben den großen, finanzstarken von Banken und Unternehmen sind es auch viele kleine Stiftungen, die aus privatem Vermögen gegründet werden, sich oft um ein persönliches Anliegen kümmern. Dazu gehört die Jörg Keller-Stiftung, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

Hans Joachim Keller ist das schlimmste passiert, was für einen Vater denkbar ist: Sein einziger Sohn Jörg starb 19-jährig bei einem tragischen Autounfall, „zwischen schriftlicher und mündlicher Abiturprüfung“, wie sich der 85-Jährige erinnert. Der Sohn hatte bereits einen Studienplatz für Pharmazie, wollte die Apotheke seines Vaters übernehmen. Doch plötzlich waren alle Pläne Makulatur. Heute, 30 Jahre nach seinem Tod, steht der Name Jörg Keller für eine Stiftung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Engagement mit Erfolg

Der Vater profitiert von diesem Engagement in vielfacher Hinsicht. Es hilft bei der Verarbeitung, es hält das Andenken an seinen Sohn lebendig, es bringt mit immer neuen, jungen Bewerbern Leben ins Haus. Zehn Jahre lang sammelte der Apotheker Geld, verdoppelte aus eigenem Vermögen und startete schließlich 1992 mit 200.000 DM.

Sechs Doktoranden konnte die Keller-Stiftung bislang begleiten. „Alle erfolgreich“, wie Keller betont. Unter ihnen der inzwischen in San Francisco habilitierte Prof. Dr. Leonhard Blesius, der „mitten aus Alt-Hamborn stammt“, und sich der Geografie verschrieben hat. Eine angehende Doktorandin arbeitet als stellvertretende Leiterin des Aqua-Zoos in Düsseldorf.

Stipendium ermöglicht viele eine akademische Zukunft

80 Prozent des Budgets fließen in die drei Jahre währenden Promotions-Stipendien, Keller ist aber auch daran gelegen, jüngere Menschen zu unterstützen. Etwa über das Schüler-Studium an der Universität Duisburg-Essen. „Das ist eine dolle Sache, einer hatte zusammen mit dem Abitur das Vordiplom in Chemie auch schon fast in der Tasche“, freut sich der Stifter.

Geholfen hat er auch der Jüngsten aus einer Vier-Töchter-Familie, für die einfach kein Geld mehr übrig war. Sie machte ihren Master of Arts in New York. Hilfe fand auch der junge Türke, dessen Vater arbeitslos wurde, als er im siebten Semester Medizin studierte. Die Stiftung brachte ihn bis zur Prüfung. Zwar liegt der Fokus auf Naturwissenschaften, aber wenn Keller neben Talent und Leistung die soziale Geschichte dahinter rührt, ist er leicht zu überzeugen. Belohnt wird er mit Berichten der Studenten, die allesamt „hochinteressant“ sind, selbst wenn sie vom Sozialverhalten der nordafrikanischen Rattenart Gundis handeln. Kein Zweifel, Keller brennt für seine Sache.

Nachfolge bereits geregelt

An seinem Revers steckt eine Miniatur-Ausgabe des Bundesverdienstkreuzes. Er hat sie alle: das am Bande, das erster Klasse und auch das große. Fotos zeigen ihn bei seinen berufspolitischen Aktivitäten mit diversen Bundespräsidenten, aber auch vor Ort ist er seit 30 Jahren für die Vereinigung ehemaliger Schüler der städtischen höheren Schulen in Hamborn tätig. Die Nachfolge für die Stiftung hat der überaus rüstige Senior, den auch zwei Schlaganfälle nicht nachhaltig aus dem Gleichgewicht brachten, bereits geregelt. „Aber noch habe ich das Gefühl, gebraucht zu werden - und für mich selbst brauche ich es auch“, gesteht er.

Aus der Tragödie habe er „was Vernünftiges“ gemacht, nur manchmal noch „packt es mich, zum Beispiel wenn die Drei-Königs-Sänger vor meiner Tür stehen, dann seh ich meinen eigenen Dotz vor mir. Er war mein Ebenbild“, sagt Keller, schüttelt den Moment der Trauer aber gleich wieder ab. „Zu Lebzeiten kann ich noch viel tun, wenn ich mal tot bin, muss die Stiftung allein existieren.“

Bewerbung einreichen

Die Jörg Keller-Stiftung vergibt ein Promotions-Stipendium im naturwissenschaftlichen Bereich. Bewerbungen sollten neben Lebenslauf und Zeugnissen eine gutachterliche Stellungnahme eines Hochschullehrers beinhalten. In vierfacher Ausfertigung an die Jörg Keller Stiftung, Herrenwiese 125, 47169 Duisburg, senden.

Weitere Infos unter 0203/592643, www.stifterverband.org.
Spendenkonto 6107480005 bei der Volksbank Rhein-Ruhr eG, BLZ 350 603 86.