Duisburg. . Die Entscheidung ist gefallen: Der Wahrzeichen Stadtwerketurm wird 2013 abgerissen. Das hat der Vorstand jetzt entschieden. Der Erhalt des nicht mehr benötigten Turms hätte das Unternehmen über 15 Jahre insgesamt acht Millionen Euro gekostet.

Die Entscheidung ist gefallen: Der Turm kommt weg. Das bestätigte Stadtwerke-Sprecher Torsten Hiermann der NRZ: „Wir haben mögliche Optionen geprüft. Die Kosten für den Erhalt des Turms belaufen sich über 15 Jahre gerechnet auf acht Millionen Euro. Wir wissen, dass es sich um eine Landmarke handelt, aber es ist nicht Aufgabe unseres Unternehmens, eine solche für so einen Preis zu erhalten“. Der Turm fällt 2013, wann genau, stehe noch nicht fest.

Duisburg verliert damit eines seiner Wahrzeichen, auch deshalb haben sich die Stadtwerke ihre Entscheidung wohl nicht leicht gemacht. Rund vier Millionen Euro hätte es einmalig gekostet, den 200 Meter hohen und nicht mehr nutzbaren Schornstein so umzurüsten, dass er erhalten werden kann.

Emotionale Belange

Dann wären jedes Jahr weitere sechsstellige Beträge für die Instandhaltung notwendig. Doch die Debatte über den nachts angestrahlten Turm, der sich in 45 Jahren als schmucke Landmarke ins Identitäts-Gedächtnis gebrannt hat und für manchen ein grünlich leuchtendes Stück Heimat bedeutet, dreht sich mehr um emotionale Belange als um nüchterne Zahlen und Fakten.

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Die Politik wollte das Thema erst gar nicht anpacken. Eigentlich sollte der Aufsichtsrat entscheiden. Offiziell äußert sich dazu niemand, nach NRZ-Informationen aber soll sich das mit Ratsleuten besetzte Gremium geeinigt haben, alle wirtschaftlich notwendigen Schritte dem Vorstand zu überlassen.

Wie sehr der Turm vielen Duisburgern am Herzen liegt, zeigt sich in den Sozialen Netzwerken im Internet. Die Kosenamen sind vielfältig, die Rede ist vom Eiffelturm Duisburgs, vom langen Lulatsch, vom Grünen Riesen oder vom Duisburger Ganzjahres-Weihnachtsbaum.

Sofortige Reaktion bei Facebook

Als bekannt wurde, dass der Turm verschwinden könnte, hat sich auf Facebook sofort eine Gruppe gegründet und für den Erhalt stark gemacht. Schnell zählte sie mehr als 3000 Mitglieder. Wehmut motiviert, jemand seufzte von der Autobahn über seine Handytastatur auf die Facebook-Seite: „Ist einfach schön den Turm schon zu sehen. Noch 27 km bis zu Hause. Mir wird echt was fehlen“.

In der Konzernzentrale hat man die Diskussion im Internet aufmerksam verfolgt. Auch Raphael Weisenburger, den 20 Jahre alten Gründer der Gruppe, hatten die Stadtwerke zum Gespräch eingeladen. Was die Gruppe als kritische Stimme in die Bedeutsamkeit katapultierte, wird ihr aber auch schnell zum Verhängnis: Facebook ist schnelllebig, die Nutzer wollen ständig mit neuen Infos gefüttert werden.

Keine Pläne für Gelände-Nutzung

Doch zum Erhalt war schnell alles gesagt, irgendwann machte sich Unmut breit. „So Leute, ich bin raus aus der Gruppe. Zustande kommt hier nix“, schrieb einer, andere folgten ihm. Heute sind es immerhin noch 2700 Unterstützer. Sie werden geahnt haben, wie sich der Stadtwerke-Vorstand jetzt entschieden hat. Kurz vor Silvester hatte jemand an die virtuelle Facebook-Pinnwand gepostet: „2013 wird dann mit dem Rückbau begonnen. So wird es unter den Mitarbeitern diskutiert. Und ich glaube, dass die es wissen müssen“.

Der Turm wird zumindest dieses Jahr noch erhalten bleiben. Der Kraftwerks-Block II könnte noch bis zum Jahresende laufen. Völlig offen ist, wie das 7200 Quadratmeter große Gelände nach dem Abriss genutzt wird. Aktuelle Pläne gibt es noch nicht, freie Gewerbefläche in der Innenstadt sind bekanntlich Mangelware. Fest steht: Der benachbarte Kraftwerks-Block I bekommt einen neuen Turm. Er wird nur 70 Meter hoch sein. Ob er beleuchtet wird, ist noch offen.

Der Stadtwerke-Turm

Er ist das weithin sichtbare  Wahrzeichen Duisburgs schlechthin...
Er ist das weithin sichtbare Wahrzeichen Duisburgs schlechthin... © WAZ FotoPool
Der 200 Meter in den Himmel ragende Stadtwerketurm in Hochfeld.
Der 200 Meter in den Himmel ragende Stadtwerketurm in Hochfeld. © WAZ FotoPool
...vor allem nachts, wenn er grün angestrahlt ist, weist er den Weg.
...vor allem nachts, wenn er grün angestrahlt ist, weist er den Weg. © WAZ FotoPool
Doch die Tage des „Langen“ sind gezählt.
Doch die Tage des „Langen“ sind gezählt. © NRZ
Mit dem Abschalten eines Kraftwerksblocks Ende 2012...
Mit dem Abschalten eines Kraftwerksblocks Ende 2012... © WAZ
...steht nach langer Diskussion nun fest...
...steht nach langer Diskussion nun fest... © NRZ
...dass der Turm fallen soll.
...dass der Turm fallen soll. © WAZ
Dies Entscheidung traf der Vorstand. Es war eine Kostenfrage.
Dies Entscheidung traf der Vorstand. Es war eine Kostenfrage. © WAZ
Mehr als acht Millionen Euro hätte es gekostet, den Turm zu erhalten.
Mehr als acht Millionen Euro hätte es gekostet, den Turm zu erhalten. © NRZ
Seit 1967...
Seit 1967... © NRZ
...bläst der Stadtwerketurm aus drei Röhren die Abgase in die Luft...
...bläst der Stadtwerketurm aus drei Röhren die Abgase in die Luft... © NRZ
...die knapp 200 Meter tiefer in den Heizkraftwerken beim Verbrennen vornehmlich der Kohle aber auch von Klärschlamm oder Hozplettels entstehen.
...die knapp 200 Meter tiefer in den Heizkraftwerken beim Verbrennen vornehmlich der Kohle aber auch von Klärschlamm oder Hozplettels entstehen. © WAZ FotoPool
Der Heizkraftwerksblock IIb schafft als „Kind“ der 60er Jahre nicht mehr die ab 2013 geltenden strengeren Emissionsgrenzen.
Der Heizkraftwerksblock IIb schafft als „Kind“ der 60er Jahre nicht mehr die ab 2013 geltenden strengeren Emissionsgrenzen. © WAZ
Eine Nachrüstung ist zu teuer, so dass der Block abgeschaltet wird. Dann wird auch der Turm aus technischer Sicht nicht mehr benötigt.
Eine Nachrüstung ist zu teuer, so dass der Block abgeschaltet wird. Dann wird auch der Turm aus technischer Sicht nicht mehr benötigt. © WAZ FotoPool
Seit November 1999 wird der Turm bei Dunkelheit ...
Seit November 1999 wird der Turm bei Dunkelheit ... © Hans Blossey
...aus 50 je 250 Watt starken Lichtquellen angestrahlt.
...aus 50 je 250 Watt starken Lichtquellen angestrahlt. © Hans Blossey
Normalerweise begrüßt er Besucher mit einem satten Grün...
Normalerweise begrüßt er Besucher mit einem satten Grün... © WAZ
...der Farbe, in der sich die Stadtwerke präsentieren. Hier in Komination mit dem weihnachtlich geschmückten Theater am Marientor.
...der Farbe, in der sich die Stadtwerke präsentieren. Hier in Komination mit dem weihnachtlich geschmückten Theater am Marientor. © A.Mangen / waz
Zu besonderen Anlässen erstrahlt die 700 Tonnen schwerer Fachwerk-Konstruktion aber auch in anderen Farben.
Zu besonderen Anlässen erstrahlt die 700 Tonnen schwerer Fachwerk-Konstruktion aber auch in anderen Farben. © NRZ
Etwa während der Worldgames...
Etwa während der Worldgames... © WAZ
...als diese im Sommer 2005 in Duisburg ausgetragen wurden.
...als diese im Sommer 2005 in Duisburg ausgetragen wurden. © WAZ
Mit einem Aufzug konnte auch Besucher auf eine der Aussichtsplattformen fahren, wie hier bei einer Leseraktion.
Mit einem Aufzug konnte auch Besucher auf eine der Aussichtsplattformen fahren, wie hier bei einer Leseraktion. © NRZ
Denn die Aussicht über die Stadt war einfach herrlich...
Denn die Aussicht über die Stadt war einfach herrlich... © NRZ
...etwa auf den Norden Duisburg und mit dem neuen Kraftwerk Walsum (links), dem Kraftwerk Voerde (dahinter) und dem Werk von ThyssenKrupp Steel (Mitte)....
...etwa auf den Norden Duisburg und mit dem neuen Kraftwerk Walsum (links), dem Kraftwerk Voerde (dahinter) und dem Werk von ThyssenKrupp Steel (Mitte).... © NRZ
...oder in Richtung Innenhafen:vorne quert die Plessingstrasse, links die Zentrale der Polizeitechnischen Dienste (die grauen Kästchen am Wasser ) dann Lehnkering (in weiß) und die Schwanentorbrücke.
...oder in Richtung Innenhafen:vorne quert die Plessingstrasse, links die Zentrale der Polizeitechnischen Dienste (die grauen Kästchen am Wasser ) dann Lehnkering (in weiß) und die Schwanentorbrücke. © NRZ
...weiter zu den Five Boats im Innenhafen, die Treppenpromenade, dahinter die alltours Verwaltung und  (links davon) der
...weiter zu den Five Boats im Innenhafen, die Treppenpromenade, dahinter die alltours Verwaltung und (links davon) der "Looper". Vorne links ist der Yachthafen zu sehen, rechts der Garten der Erinnerung. © NRZ
...die Salvatorkirche und das Rathaus am Burgplatz.
...die Salvatorkirche und das Rathaus am Burgplatz. © NRZ
...die Schwanentorbrücke mit der Weißen Flotte.
...die Schwanentorbrücke mit der Weißen Flotte. © NRZ
...Siemens in Hochfeld...
...Siemens in Hochfeld... © NRZ
...der Brückenzug der Karl-Lehr-Brücke nach Ruhrort...
...der Brückenzug der Karl-Lehr-Brücke nach Ruhrort... © WAZ
und die Innenstadt.
und die Innenstadt. © NRZ
Weil aber ein Fluchtweg fehlte, durften später keine Besucher mehr auf die Aussichts-Plattformen. Fotos: Stephan Eickershoff, Andreas Mangen, Rudolf Holtappel, Matthias Düngelhoff, Hans Blossey
Weil aber ein Fluchtweg fehlte, durften später keine Besucher mehr auf die Aussichts-Plattformen. Fotos: Stephan Eickershoff, Andreas Mangen, Rudolf Holtappel, Matthias Düngelhoff, Hans Blossey © NRZ
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Auf einer seit Freitag freigeschalteten Internetseite „stadtwerkturm.de“ erläutern die Stadtwerke die Geschichte und Bedeutung des Turms und erklären, warum sich das Unternehmen zum Abriss entschieden hat.