Duisburg. . Mit dem Abriss des Stadtwerketurms verliert Duisburg ein Wahrzeichen. Nostalgie ist schön und gut, aber lohnt es sich, verzweifelt an etwas festzuhalten, das Symbol für ein mitten in der Stadt fehlplatziertes Steinkohlekraftwerk ist? Ein Kommentar von Ingo Blazejewski.

Mit dem Abriss des Stadtwerketurms verliert die Stadt zweifelsfrei eine Landmarke und, wenn man so will, damit auch eines ihrer Wahrzeichen. Ein begehrtes Fotomotiv geht flöten, in der Skyline wird etwas fehlen, allerdings nur in der nächtlichen. Denn tagsüber ist der Turm nichts anderes als ein schnöder Schornstein. Auch wenn – anders als bei anderen Kaminen üblich – die vier Rohre offen liegen und nicht wie sonst mit Stahlbeton ummantelt sind: Ein Meisterwerk der Architektur ist er deshalb auch nicht.

Nostalgie ist schön und gut, Industriekultur gibt es im Ruhrgebiet allerdings an jeder Ecke. Zudem: Lohnt es sich, verzweifelt an etwas festzuhalten, das Symbol für ein mitten in der Stadt fehlplatziertes Steinkohlekraftwerk ist? Symbol für eben jene aus der Zeit gefallenen Kohlemeiler, gegen die Bürgerinitiativen am Stadtrand in Rheinhausen und Walsum zu Felde ziehen?
Wohl kaum.

Wer das trotz alledem anders sieht, muss sich fragen, ob er und alle anderen den überflüssig gewordenen Turm als Landmarke über die Stromkosten subventionieren wollen. Dass eine seit Jahrzehnten hoffnungslos überschuldete Stadt über ihr Tochterunternehmen Millionen in einen ausrangierten Kohlemeiler-Schornstein pumpt, ist mindestens ökonomischer Schwachsinn.