Duisburg.

Bei Operationen in den Duisburger Kliniken wurden in den vergangenen Jahrzehnten die als gefährlich geltenden Brustimplantate der französischen Firma PIP nicht eingesetzt. Das bestätigten auf WAZ-Anfrage sowohl das Brustzentrum Duisburg, zu dem die Helios St.-Johannes-Klinik in Hamborn und das Malteser-Krankenhaus St. Anna in Huckingen gehören, als auch das Brustzentrum im Hochfelder Bethesda-Krankenhaus. Diese Nachricht sorgte für große Erleichterung bei zahlreichen früheren Patientinnen.

Nachdem der Skandal um die Nutzung von möglicherweise krebserregendem Industriesilikon für die Brustimplantate seitens des französischen Herstellers PIP bekannt geworden war, hatten sich auch in Duisburg die Anfragen besorgter Frauen gehäuft. So auch bei Prof. Dr. Björn-Wieland Lisboa. Der 50-Jährige ist seit 2009 Chefarzt des Brustzentrums im Bethesda-Krankenhaus. Bei rund 150 Operationen pro Jahr werden dort Implantate eingesetzt.

Nur 30 Prozent sind kosmetische Eingriffe

Nur knapp 30 Prozent davon sind kosmetische Eingriffe, bei denen sich Frauen eine Brustvergrößerung wünschen. Über 70 Prozent der Eingriffe haben medizinische Gründe – etwa der Wiederaufbau einer Brust nach einer vorherigen, krebsbedingten Amputation.

„Wir haben stets auf die Produkte zweier US-Herstellerfirmen vertraut. Die sind seit Jahrzehnten auf dem Markt und haben stets die in den USA deutlich schärferen Qualitätsprüfungen bestanden. Dafür sind sie aber auch etwas teurer“, sagt Lisboa. Zwischen 500 und 800 Euro kostet ein Implantat. Weil die Nachfrage seit Jahren ständig wuchs, versuchten Anbieter wie PIP, sich über niedrigere Preise Marktanteile zu erkämpfen. „Dass sie das auf Kosten des Materials gemacht haben, halte ich für eine unglaubliche Verantwortungslosigkeit“, so Lisboa.

Neues Silikon ist nicht mehr flüssig

Ob das verwendete Industriesilikon nun tatsächlich allein für die in Frankreich aufgetretenen Krebsfälle verantwortlich ist, sei laut Lisboa noch nicht zu 100 Prozent erwiesen. „Es könnte aber sein, dass die Kapsel, in der sich das Silikon befindet, dadurch schneller beschädigt wird.“ Das Silikon der neuen Generation sei aber nicht mehr flüssig und könnte daher nicht mehr auslaufen, sondern verfüge über die Konsistenz eines Wackelpuddings. Trotz dieser Faktenlage sei die Verunsicherung überall spürbar.

Das bestätigte auch Prof. Dr. Dierk Mosny, der Chefarzt der Frauenklinik im Helios St.-Johannes-Hospital. Von den 180 Brusteingriffen, die er und seine Kollegen dort pro Jahr vornehmen, würden nur bei rund zehn Implantate eingesetzt. „Wir bevorzugen eine Methode, bei der die Brust mit Hilfe von Eigengewebe der Patientin wieder aufgebaut wird“, sagt der 56-Jährige, der seit 1999 in der Hamborner Klinik arbeitet.

Er empfiehlt allen verunsicherten Patientinnen, einen Blick in ihren Implantatpass zu werfen. Dort sei der Name des Herstellers der verwendeten Silikonprothese verzeichnet. Mosny betont, dass Frauen, die PIP-Implantate in sich tragen, nicht in Lebensgefahr schweben. „Es sollte aber definitiv ein Gespräch mit dem Arzt gesucht werden.“