Bochum. . Der Skandal um gefährliche Brust-Implanate weitet sich aus. Bei der WAZ meldeten sich mehrere Bochumerinnen, die nach einer Behandlung in der Uni-Klinik Essen in Sorge sind.

„Tickt eine Zeitbombe in meinem Körper?“ Mit wachsender Sorge verfolgt eine Bochumerin (Name der Redaktion bekannt) die Diskussion um gefährliche Brustimplantate. Zwar wurden bei ihr keine Prothesen der französischen Firma PIP verwendet – wohl aber Silikonkissen eines holländischen Herstellers, vor denen gleichfalls gewarnt wird: Der Brust-Skandal ist um den Namen Rofil reicher.

Vor sechs Jahren ließ die WAZ-Leserin in der Uni-Klinik Essen eine Brustvergrößerung vornehmen. Es lag eine medizinische Indikation vor; die Krankenkasse zahlte. Im Frühjahr 2011 traf ein Schreiben der Klinik ein. „Ich wurde darauf hingewiesen, dass damals Implantate der niederländischen Firma Rofil eingesetzt wurden, die genauso gesundheitsschädlich sein können wie die PIP-Implantate, über die jetzt alle reden. Bisher ist zum Glück alles gut gegangen. Aber die Angst ist da.“

Warn-Briefe der Uni-Klinik

Damit ist sie nicht allein. Mehrere Bochumerinnen berichten von den Warn-Briefen der Uni-Klinik Essen. Sprecherin Kristina Gronwald bestätigt auf Anfrage, dass Rofil-Implantate in dem renommierten Brustzentrum eingesetzt wurden, meist bei Brustkrebs-Patientinnen. Wie häufig? In welchem Zeitraum? Zahlen nannte die Uni-Klinik bis Redaktionsschluss nicht. Sicher erscheint indes: Anders als bisher bekannt, sind vom Pfusch am weiblichen Körper nicht nur Patientinnen betroffen, die sich aus rein ästhetischen Gründen die Brüste operieren ließen. Die Augusta-Krankenanstalt, einziges Brustzentrum in Bochum, gibt allerdings Entwarnung: „Wir haben bei unseren Brustkrebs-Patienten weder Produkte von PIP noch von Rofil verwendet. Bei uns kamen und kommen als Kassenleistung nur hochwertige Implantate zum Einsatz“, betont Chefärztin Dr. Gabriele Bonatz im WAZ-Gespräch.

Die Empfehlung des Brustzentrums Essen, die Implantate halbjährlich prüfen zu lassen, sollte unbedingt Folge geleistet werden. Rofil-Kissen, so haben Experten bereits 2010 ermittelt, entsprechen den Produkten von PIP. Heißt: Sie wurden aus billigem Industriesilikon gefertigt, können reißen und zu Entzündungen führen. Ob eine erhöhte Brustkrebsgefahr besteht, wird befürchtet, ist wissenschaftlich aber nicht belegt.

Aufruf zur Besonnenheit

Derweil ruft Dr. Michaela Montanari zur Achtsamkeit, aber auch Besonnenheit auf. Die Bochumer Fachärztin, stellvertretende NRW-Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen, warnt vor einem vorschnellen Entfernen der Implantate. „Betroffene sollten zunächst ihren Arzt aufsuchen und das Implantat zum Beispiel per Ultraschall prüfen lassen. Ist es intakt, so besteht für den Augenblick definitiv keine Gefahr. Allerdings sollte das Implantat zumindest jährlich weiterhin geprüft werden“, gibt Dr. Montanari die Empfehlung des Fachverbandes wieder. Bei einer Entfernung müssten gegebenenfalls auch die Kassen ihren Beitrag leisten: „Es ist eine Frage der staatlichen Fürsorge, dafür zu sorgen, dass die Implantate nicht aus Kostengründen im Körper verbleiben.“ Zwar hätten weder die behandelnden Ärzte noch die Patientinnen wissen können, auf was sie sich einlassen. „Es zeigt sich aber einmal mehr, wie wichtig die Qualität und Seriosität bei jeglicher Art von Schönheitsoperationen sind“, bekräftigt Dr. Montanari.