Duisburg. . Einmal mehr stehen die Nikotinstängel, deren Gesundheitsschädlichkeit unbestritten sind, im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Wirten und Politikern. Die Gastronomen sehen ihre Existenz bedroht, die Landesregierung hingegen Nichtraucher nicht genügend geschützt.

Es ist ein wenig neblig, denn rund um den Tresen glimmen überall Zigaretten. „Zu einer Kneipe und einem guten Bier gehört eben auch eine Zigarette“, sagt Franz Renner, Angestellter in der Kneipe König-City in der Innenstadt und zieht genüsslich an seiner. Aber was für Renner und den Großteil der Gäste eine „Selbstverständlichkeit“ ist, könnte schon bald verboten werden.

Einmal mehr stehen die Nikotinstängel, deren Gesundheitsschädlichkeit unbestritten sind, im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Wirten und Politikern. Die Gastronomen sehen ihre Existenz bedroht, die Landesregierung hingegen Nichtraucher nicht genügend geschützt.

„Wenn man hier nicht mehr rauchen darf, dann kommt doch keiner mehr. Wir haben schon unsere Küche aufgegeben, weil das mit den bisherigen Nichtraucherschutzgesetzen nicht vereinbar war“, ärgert sich Eva Schaletzki. „Jetzt nimmt man uns die Volljährigkeit“, beklagt die Kellnerin des König-City. Die Kundschaft stimmt ihr zu.

Angst vor Einbußen

„Große Einbußen“ erwartet auch Marianne Calmes, Wirtin der Kneipe „Mariannes Café“ am Salvatorweg. „Ich halte überhaupt nichts von den angedrohten Gesetzen, obwohl ich selber nicht rauche. In Restaurants ist das in Ordnung, aber in einer Kneipe geht das nicht“, sagt sie. Ob Calmes ihren Laden dann schließen muss, weiß sie nicht, „aber es sieht schlecht aus“.

„Es geht dem Ende entgegen“, wird Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) deutlicher. Von den noch maximal 150 Bierkneipen in Duisburg stünden zwei Drittel, auf der Kippe, wenn der Nichtraucherschutz wie in Düsseldorf geplant verschärft werden sollte. Erfahrungen in Bayern, wo schon ein weitreichendes Rauchverbot in Gastronomie gilt, zeigten, es werde weniger getrunken, die Gäste blieben nicht mehr so lange am Tresen und auch der Zwang, vor der Tür rauchen zu müssen, schmälere die Umsätze der Wirte. Kolaric: „20 oder 30 Bierchen mehr können für einen Wirt schon entscheidend sein.“

Denn mit den meisten auf Getränke orientierten Gaststätten, also der typischen Eckkneipe beispielsweise, lasse sich beileibe keine goldene Nase verdienen: „Denen ging es noch nie so richtig gut“, erklärt Kolaric. Die herkömmliche Bierkneipe sei in der Regel inhabergeführt, „weil sie einfach nicht mehr abwirft“. Und: „Es ist ein Märchen, dass nach dem Rauchverbot die Nichtraucher kommen und ihr Bierchen an der Theke trinken. Die bleiben weiterhin zu Hause.“

Kaum berufliche Alternativen

Und die Stimmung unter den Kneipiers? Unter denen seien viele ältere, die kaum berufliche Alternativen hätten, etliche hätten auch erst unlängst investiert, um den bisher geltenden Nichtraucherschutzbestimmungen zu genügen. Kolaric: „Die Wirte haben Angst!“

2011 wurden wegen Verstößen gegen den Nichtraucherschutz 44 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, oft nach Bürgerbeschwerden, heißt es beim Ordnungsamt der Stadt. Bußgelder bis 1000 Euro seien möglich, meist reiche aber eine Ermahnung.