Duisburg. . Zum Jahreswechsel haben wir uns noch einmal mit dem beschäftigt, was das alte Jahr den Duisburgern als Letztes hinterlässt.
Beginnt ein neues Jahr, steht immer nur im Vordergrund, was als Erstes kommt. Das erste Baby im neuen Jahr, das erste Konzert im neuen Jahr, die erste Sitzung im neuen Jahr. Und überhaupt zählt doch heutzutage immer nur der vorderste Platz. Es gibt Tabellen mit Spitzenreitern, Rankings mit Benchmarks, Listen mit Siegern. Erwähnung findet allenfalls noch, wer die rote Laterne in der Hand hält. Doch bevor auch wir zu all dem Neuen kommen, was das nächste Jahr uns bringt, wollen wir uns heute noch einmal mit dem beschäftigen, was das alte Jahr uns als Letztes hinterlässt.
Der letzte Vorhang im TaM
Dieses war definitiv die letzte Vorstellung im Theater am Marientor: Freitagbend, 30. Dezember, Ballett-Vorstellung „Der Nussknacker“ des Bolschoi-Ballett Belarus. Jetzt ist der Vorhang für das TaM endgültig gefallen. Die Stadt stellt ihre Mietzahlungen ein, die Marketing-Gesellschaft stellt ihre Vermarktung ein, das Personal wird abgezogen. Ab heute ist das TaM nur noch eine Hülle, die die städtische Gebag jetzt auch noch ohne die bislang verkaufshemmende „kulturelle Nutzung“ an den Markt bringen will. Zwar sind bislang alle Versuche, das TaM zu verkaufen, wie berichtet gescheitert. Aber ohne „Kulturbindung“ könnte das Theater bzw. das Grundstück auch für ganz andere Nutzungen verkauft werden. Auch ein Abriss des TaM und eine völlig andere städtebauliche Lösung für das Areal zwischen der Plessing- und der Heerstraße wären möglich. Allerdings ist das Gebäude noch nicht schuldenfrei, ein Zwei Mio.-Euro-Darlehen steht noch in den Büchern des DBV. Ein Abriss würde übrigens rund 700.000 Euro kosten.
Das TaM entstand 1995 nach Plänen des Architekten Helmut Kohl und diente der Stella AG von Januar 1996 bis November 1999 als Bühne für ihre Musicalproduktion „Les Misérables“. Die Stadt hatte das Grundstück für den Theaterbau günstig zur Verfügung gestellt. Im Zuge des Konkursverfahrens des Betreibers wurde das Musical im Jahr 1999 eingestellt. Die städtische Gebag kaufte das Theatergebäude daraufhin zurück.
Das letzte Konzert
Das Jahr klingt mit den letzten Tönen der Kuhn-Orgel in der Salvatorkirche aus. Die evangelische Kirchengemeinde Alt-Duisburg lädt wieder zu ihrem traditionellen Silvester-Orgelkonzert, das am 31. Dezember, um 23 Uhr beginnt. In dem festlich geschmückten Gotteshaus erklingen die Weihnachtschoräle des musikalischen Genies Johann Sebastian Bach sowie Bach-Bearbeitungen vom Komponisten-Jubilar des Jahres: Franz Liszt. Nach dem „Abendsegen“ aus „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck wird das Konzert beendet mit dem monumentalen Finale der 6. Orgelsymphonie von Charles-Marie Widor. Nach Worten zum Übergang ins neue Jahr durch Pfarrer Peter Krogull schließen sich um Punkt 0.00 Uhr die „Organ-Fireworks“ mit Klängen aus der „Nussknacker-Suite“ von Tschaikowsky an. Die Kuhn-Orgel spielt an diesem Abend Christian Gerharz. Der Eintritt kostet (inklusive einem Glas Sekt) 10 Euro. Die Abendkasse öffnet um 22.30 Uhr.
Der letzte Zug
Exakt um 23.52 Uhr soll der letzte Zug des Jahres aus dem Duisburger Hauptbahnhof fahren. Es ist der Rhein-Emscher-Express der Linie RE 3 mit der Nummer 89902, der kurz vor dem Jahreswechsel von Gleis drei aus in Richtung Düsseldorf startet. Wer will, kann auch sein Fahrrad mitnehmen. Der nächste Halt nach Duisburg - der Düsseldorfer Flughafen - wird bereits im neuen Jahr erreicht, planmäßig um 0.01 Uhr. Im Hauptbahnhof der Landeshauptstadt ist dann Endstation um 0.12 Uhr. Wenn denn die Bahn pünktlich ist.
Das letzte Urteil
Das letzte Urteil des Jahres 2011 wurde im Landgericht bereits am 21. Dezember gesprochen. In einer Berufungsverhandlung versuchte eine 39-Jährige ein besseres Urteil für sich herauszuholen. In erster Instanz war die Verkäuferin zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil sie ihren Arbeitgeber mit gefälschten Kunden-Reklamationen um rund 2880 Euro geprellt haben sollte. Die Frau hatte Glück: In der Berufung konnte nur ein Teil dieser Taten bewiesen werden. Das Landgericht verhängte eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen, womit die Angeklagte auch zukünftig im polizeilichen Führungszeugnis nicht als vorbestraft gelten wird.
Das letzte Buch
Als letztes Buch des Jahres ging „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller über den Tresen in der Zentralbibliothek. Wie passend, dass dieses Buch von der letzten Liebe Franz Kafkas zu Dora Diamant handelt. Die Köchin in einem Waisenhaus für jüdische Kinder an der Ostsee begegnet dem Dichter im Juli 1923 und folgt ihm nach Berlin. Nachdem es dem an Tuberkulose erkrankten Dichter immer schlechter geht, begleitet sie ihn ins Kloster Neuburg in Österreich, wo Kafka schließlich am 3. Juli 1924 verstirbt.
Der letzte Auftritt im Theater
Traditionell gehört die Bühne des Theaters am letzten Abend des Jahres der leichten Muse. Franz Lehárs „Lustige Witwe“ teilt sich den Ausklang gerne mit Raymonds „Maske in Blau“, Paul Burkhards „Feuerwerk“ oder Johann Strauss’ „Fledermaus“. Nichts von all dem ist in diesem Jahr am letzten Tag des Jahres im Duisburger Theater zu sehen und zu hören. Trotzdem ist die Vorstellung ausverkauft. Das Silvesterkonzert der Deutschen Oper am Rhein schlägt mit Musik von Charles Gounod, Pietro Mascagni, Giuseppe Verdi, Engelbert Humperdinck, Otto Nicolai, Jules Massenet, Pjotr I. Tschaikowsky und Johann Strauß (Sohn) einen fulminanten Jahreskreis durch die Opernliteratur. Dargeboten werden die beliebten Arien von Alma Sadé, Iulia Elena Surdu, Elisabeth Selle, Sylvia Hamvasi, Susan Maclean, Theresa Kronthaler, Geneviève King, Günes Gürle, Sergej Khomov, Iryna Vakula. Die musikalische Leitung und die Moderation übernimmt Christoph Altstaedt. Es spielen die Duisburger Philharmoniker, die bereits am nächsten Tag in der Mercatorhalle schon wieder zum Neujahrskonzert aufspielen.
Der letzte Kinofilm
Mit einem schlimmeren Titel hätte sich das Filmforum wohl kaum aus dem alten Jahr verabschieden können: „Der Gott des Gemetzels“ heißt der letzte Streifen, der in diesem Jahr am Dellplatz über die Leinwand flimmert.
Roman Polanski verfilmte das weltberühmte Vier-Personen-Kammerspiel von Yasmina Reza mit einer Starbesetzung. Jodie Foster und John C. Reilly als Paar auf der einen Seite, Christopher Waltz und Kate Winslet auf der anderen Seite. Die Spießbürger-Eltern streiten eigentlich nur um einen Stockschlag und einen Streit zwischen ihren Söhnen. In den 79 Filmminuten aber fallen immer mehr die Masken. Wer Kate Winslet noch als verschüchtertes Mädchen mit ausgestreckten Armen auf dem Bug der Titanic in Erinnerung hat, der wird umso mehr lachen können, wenn sie am Ende angetrunken gegen Jodie Foster anbrüllt: „Ich wisch mir den Arsch mit Ihren Menschenrechten“.
Die Komödie war Freitagabend um 21 Uhr der letzte Streifen, den das an Silvester geschlossene Filmforum in 2011 gezeigt hat, sie läuft aber auch Sonntag (21 Uhr) sowie wegen der großen Nachfrage vom 2. bis 4. Januar je um 18.30 und 20.30 Uhr.
Der letzte Beschluss
Der letzte politische Beschluss in diesem Jahr fiel am 15. Dezember um kurz nach 20 Uhr. Während sich die anderen Gremien und Ausschüsse längst in die Winterpause verabschiedet hatten, musste die für ihre Diskussionsfreude bekannte Bezirksvertretung Rheinhausen auf einer Sondersitzung nachsitzen. Zumindest einig war man sich beim letzten Tagesordnungspunkt. Schließlich ging’s um Arbeitsplätze und die Ansiedlung einer neuen Firma: Ein Sanitär- und Heizungsbetrieb will sich an der Düsseldorfer Straße in Rumeln-Kaldenhausen niederlassen, und zwar im ehemaligen China-Restaurant „Drachen Garten“. Ein Handwerker-Betrieb statt eines Restaurants - dafür braucht es in Deutschland einer politisch genehmigten Nutzungsänderung. Die erteilten die 15 Bezirksvertreter einstimmig.
Der letzte Tabellenplatz
Kreisliga C, Gruppe 1, die unterste Liga Deutschlands, null Punkte, letzter Platz: In sechs Heim- und neun Auswärtsspielen musste die dritte Mannschaft von Viktoria Beeck jeweils eine Niederlage einstecken. Schlimmer traf es im Duisburger Fußballkreis kein Team in der untersten Klasse des Amateurfußballs. Im letzten Spiel auf dem Ascheplatz am Rönsbergshof gab’s eine Woche vor Weihnachten gegen den VfL Süd wieder fünf Gegentreffer - beinahe hätte Viktoria auch noch das 100. Gegentor in der Saison kassiert. Die Hinrunde ist für das Kellerteam aber auch noch nicht beendet, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Am 5. und 12. Februar haben die Beecker Kicker noch zwei Nachholspiele. Zuerst kommt dann allerdings ausgerechnet einer der Aufstiegskandidaten.