Duisburg. . In Borssele in den Niederlanden soll ein neues Atomkraftwerk gebaut werden. Auch Bürger aus NRW können bis zum 12. Januar Stellung nehmen und ihre Einwände geltend machen. Denn bei einem möglichen Störfall wäre auch insbesondere das Ruhrgebiet betroffen.

Man stelle sich einfach mal vor, ein Energiekonzern plant ein neues Kernkraftwerk im sagen wir einmal kleinen Bad Oeynhausen. Um zu erahnen, was solch ein Vorhaben für Proteststürme und Demonstrationen verursachen würde, muss man kein Prophet sein. Aber so etwas würde ja niemand planen, zumindest nicht im kernkraftwerkfreien Nordrhein-Westfalen.

Viel weiter als Bad Oeynhausen ist der geplante Kernreaktor Borssele in den Niederlanden aber auch nicht entfernt von Duisburg. Bei einem Störfall in dem Kraftwerk an der Westerschelde, das die Niederländer bei Middelburg bauen wollen, wären auch der Niederrhein und das Ruhrgebiet direkt betroffen. Strahlung macht ja bekanntlich keinen Halt vor Landesgrenzen. Schon gar nicht, wenn der Wind vom Meer ostwärts weht.

„Bisher war Borssele kein Thema. Weder in der Politik noch bei den Bürgern“, weiß Andreas von der Heydt, Leiter des Amtes Umwelt und Grün in der Duisburger Stadtverwaltung, der dieses Thema jetzt noch einmal aufgegriffen hat, um nicht nur die Duisburger zu sensibilisieren. Im Vorfeld der Umweltverträglichkeitsstudie können nämlich alle Bürger aus NRW ihre Einwände gegen den geplanten Kraftwerks-Bau geltend machen. Und das geht mitunter ganz einfach - zum Beispiel mit einem Muster-Einspruch, wie ihn etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf seiner Internet-Seite stehen hat. Stichtag ist der 12. Januar 2012. Das Grundlagenpapier kann aktuell im Internet unter www.bureau-energieprojecten.nl eingesehen werden, auch das NRW-Umweltministerium informiert auf seinen Webseiten über das Projekt.

Signal der großen Städte gegen Atomreaktor

„Wir sind generell gegen ein Atomkraftwerk in einem dicht besiedelten Bereich“, erläutert von der Heydt die deutliche Position der Stadt. Und die Liste der Bedenken ist lang. Zum Beispiel diese: „Die Frage der End- und Zwischenlagerung ist noch nicht geklärt, wie wirkt sich das Kühlwasser auf Fauna und Flora im Meer aus“. Insofern habe die Verwaltung auch schon selbst ihre Bedenken gegen den in Zeeland geplanten und in Fachkreisen ebenfalls nicht unumstrittenen Druckwasserreaktor zu Papier gebracht und an das Bureau Energieprojecten geschickt.

Von der Heydt sieht diese ablehnende Stellungnahme vor allem als Signal an die Projektplaner und die Regierung in den Niederlanden. „Damit zeigen wir, dass das Ministerium mit seinen Argumenten nicht alleine da steht." Auch wenn andere Kommunen und Kreise in dieser Causa vor allem das Land in der Verantwortung sehen, spricht sich der Duisburger Umwelt-Fachmann dafür aus, dass „auch andere größere Städte wenigstens eine ablehnende Stellungnahme abgeben. Auch wir werden uns, jedes Mal wenn es die Möglichkeit gibt, dazu äußern.“

Denn eines will der Amtsleiter im Nachhinein nicht hören: „Die Vorwürfe, warum wir das nicht mehr rechtzeitig publik gemacht haben.“ (mawo/we)