Duisburg.

Wenn er sich namentlich vorstellt, erhält Guido Weinacht immer Reaktionen. Gerade in diesen Tagen. Die schönste Anekdote rund um seinen festlich klingenden Familiennamen erlebte der in Homberg lebende Fensterputzer bei der eigenen Hochzeit. Bevor er seiner Sandra das Ja-Wort gab, schaute der Standesbeamte kurz in die Personalausweise des Paares – und schmunzelte. Ob sie nicht lieber einem Doppelnamen wollten, fragte er. Alle Anwesenden lachten. Warum? Na, weil Frau Weinacht eine geborene Engel ist.

Ja, ja, dieser Name. In der Grundschule wurde Weinacht von einigen besonders frechen Klassenkameraden gefoppt und nur „Weihnachts-Mann“ oder „Weihnachts-Gans“ gerufen. Da verwandelte sich Weinacht in Knecht Ruprecht und packte die verbale Rute aus. „Danach nannten mich alle nur noch Guido“, sagt der 42-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Irritationen bis heute

Doch Irritationen bleiben bis heute: Als er neulich telefonisch eine Jacke bestellen wollte und seine Personalien nannte, entgegnete die entrüstete Dame am anderen Ende der Leitung nur: „Wollen sie mich auf den Arm nehmen?!?“ Viel wichtiger sind ihm seine Freunde. Und seine Kunden. „Die wissen ja alle längst, wie ich heiße. Für sie ist deshalb der Name Weinacht etwas Alltägliches – und nichts Außergewöhnliches.“

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Seit zwölf Jahren leitet der gelernte Heizungs- und Lüftungsbauer sein Zwei-Mann-Unternehmen für Fensterreinigung. Und in den vergangenen Wochen hatten Weinacht und sein Mitarbeiter Rainer Leonhards reichlich zu tun. „Die Phase kurz vor dem ersten Advent ist immer am stressigsten. Da wollen alle noch einmal saubere Fenster haben“, weiß der MSV-Fan aus Erfahrung. Die Nachbarn sollen schließlich einen glasklaren Blick auf in den Fenstern hängenden Tannengestecke oder Strohsterne haben.

Schlieren auf den Scheiben

Weinacht beseitigt bei Privat- und bei Geschäftsleuten die Schlieren auf den Scheiben. Das reicht von drei kleinen Fensterchen bei Opa Müller bis hin zur Glasfront im Autohaus. Vor allem dort finden sich oft Schmutz und Fingerabdrücke auf den Fenstern. „Die Leute gucken am liebsten mit den Händen.“

Über die Weihnachtstage hat Weinacht Weihnachtspause. Doch egal, wo er in seiner Freizeit auch hinkommt: Sein erster Blick huscht immer über die Fenster. Sind die sauber? Wie sehen die Rahmen aus? Damit bei ihm alles blinkt und strahlt, benutzt Weinacht handelsüblichen Alkohol-Glanz-Reiniger. „Das ist der Beste“, sagt er. „Den benutze ich auch zu Hause.“ Ja, Weinacht übernimmt auch daheim in der Homberger Siedlung In den Haesen den Durchblick verschaffenden Job. Frau Sandra, Tochter Leonie (8) und Sohn Phil (5) wissen genau, dass Papa das prima macht.

Zurück zur Hochzeit: Nein, den vom Standesbeamten vorgeschlagenen Doppelnamen habe man natürlich nicht angenommen. „Weinacht-Engel, das wär’s gewesen“, sagt der Fensterputzer und lacht. „Da hätte ich meinen Sohn gleich Nikolaus nennen können.“