Duisburg. . In der Evangelischen Kirche in Untermeiderich steigt seit 1996 am späten Heiligabend ein besonderer Jugendgottesdienst.

Ein Jugend-Diakon, der nicht im Talar, sondern als Barmann verkleidet durch den Gottesdienst führt. Eine Theater-Gruppe, die weihnachtliche Szenen einfließen lässt. Und ein stattlicher Chor, der unterhalb der Kanzel statt klassischer Weihnachtslieder geschmeidige Rocksongs intonieren wird. „Das gibt’s doch nicht“, werden konservativere Kirchgänger denken. Gibt’s doch! In der Evangelischen Kirche an der Metzer Straße in Untermeiderich ist das längst lieb gewonnene Tradition. Immer an Heiligabend.

Seit 1996 steigt dort an jedem 24. Dezember, immer beginnend um 23 Uhr, dieser besondere Gottesdienst. Gemacht ist er größtenteils von Jugendlichen – für Jugendliche! Und so ist das auch am morgigen Samstag wieder.

„Wir erwarten rund 350 bis 400 Besucher. 40 Prozent davon sind junge Menschen zwischen 13 und 19 Jahren. Unsere Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Das war sogar im Vorjahr so, als an Heiligabend das große Schnee-Chaos ausbrach und wir große Sorge hatten, ob überhaupt jemand kommt.“ Aber es hätten dann doch alle irgendwie geschafft. Zurück blieben Erinnerungen an eine unvergessliche Nacht.

Gottesdienst für Jugendliche

Der Mann, der das erzählt, ist Dirk Strerath. Der 49-Jährige stammt aus dem Sauerland, genauer gesagt: aus Lüdenscheid. Seit 1989 lebt und arbeitet er aber bereits in Duisburg. Meiderich ist längst seine Heimat geworden. Strerath leitet in der Kirche an der Metzer Straße als so genannter Prädikant nicht nur regelmäßig Gottesdienste, er engagiert sich im Alltag hauptamtlich für die Jugendarbeit in der Gemeinde. Er war dabei, als sich 1991 aus einer Gruppe Jugendlicher die auf Gesang spezialisierte Kreativtruppe „Ten Sing“ gründete. Und Strerath übernahm fünf Jahre später auch die Federführung, als die Erstauflage des Jugendgottesdienstes an Heiligabend organisiert wurde.

„Viele Jugendliche hatten damals das Bedürfnis, zum Fest etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Und zwar für sich und andere Altersgenossen“, erinnert sich der Prädikant an die Anfänge zurück. Das klappte von Beginn an so erstaunlich gut, dass es sich in der Gemeinde schnell herumsprach, wie besonders dieser Gottesdienst wirklich ist.

Ein großen Anteil daran hat sicher die modernere Musik und die gelungene Stückeauswahl. „Hier werden eine sechsköpfige Band, ein zwölfköpfiges Bläserensemble und ein 50-köpfiger Chor auf und neben unserer kleinen Bühne stehen.“ Und da er sich selbst als „pingelig“ und „akribischen Menschen“ bezeichnet, ist es nicht verwunderlich, dass Strerath mit all diesen jungen Mitstreitern bereits seit dem 1. Oktober für den einen, großen Auftritt übt. Am Montag war Generalprobe. Die Nervosität hat sich aber längst mit Vorfreude gepaart.

Weihnachtsbotschaft vermitteln

Doch der rund 75-minütige Gottesdienst soll nicht nur so unterhaltsam wie möglich gestaltet werden. „Nein, die Menschen sollen auch etwas aus unserem Stück für sich selbst mitnehmen. Sie sollen erleben, was die Weihnachtsbotschaft mit unserem heutigen Leben zu tun hat“, so Strerath. „Wir wollen auch etwas geistiges Futter servieren.“

Das kleine Theaterstück, das innerhalb des Gottesdienstes quasi die Funktion des roten Fadens einnimmt, heißt in diesem Jahr „Coming home for christmas“. Und es spielt in der Lounge eines Flughafens, in der an Heiligabend einige Passagiere sitzen. Als plötzlich alle Flüge gestrichen werden, bilden diese sich zunächst völlig fremden Menschen eine Not-Gemeinschaft, die nun gemeinsam das Fest verbringen müssen. Garniert werden diese Szenen mit der passenden musikalischen Untermalung.

Und – so viel darf verraten werden – auch eine große Leinwand und kleine Einspielfilmchen kommen zum Einsatz. „Das ist ein Multi-Media-Gottesdienst“, sagt Strerath und lacht. Ein unvergessliches Lob erhielt er nach dem Jugendgottesdienst im Vorjahr. Da raunte ihm eine Dame mittleren Alters im Vorbeigehen zu: „Eure Kirche war ja gar nicht langweilig heute!“