Duisburg. . Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Duisburg feierte 50 Jahre deutsch-türkisches Anwerbeabkommen. Im Mittelpunkt: Zuwanderer der ersten Generation

Unter dem Motto „Gemeinsam für soziale Gerechtigkeit“ feierte die Duisburger DGB am Samstag den 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei. Anlässlich der neuesten Erkenntnisse über die rechtsradikale Vereinigung aus Zwickau stellte sich DGB-Chef Rainer Bischoff demonstrativ hinter die Zuwanderer: „Wir fürchten uns mit euch“, sagte er.

Ehrengast im Beratungszentrum „Kleiner Prinz“ war NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Im Mittelpunkt standen aber die Zuwanderer der ersten Generation. Minutenlang hatte Ömer Özbek schon für die Pressekameras posiert, hatte Politikern die Hände gereicht und gelächelt.

Dann entschied sich der Türke, der vor fast 50 Jahren nach Duisburg gekommen war, ein besonderes Foto aufnehmen zu lassen. Er winkte DGB-Chef Rainer Bischoff und einen der Fotografen zu sich heran und bat um eine spezielle Aufnahme: „Ich möchte auch eins mit meinem deutschen Kollegen“, bat Özbek.

Die langjährigen Arbeitskollegen, Türke und Deutscher, mittlerweile beide pensioniert, ließen sich gemeinsam mit Bischoff ablichten. Ein Szenario, wie es passender nicht sein könnte, im Hintergrund das Plakat, auf dem der sozialdemokratische Wahlspruch stand: „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“. Es war ein symbolträchtiges Bild.

Dass die Zuwanderer der ersten Generation, so wie Ömer Özbek, es nicht immer leicht hatten, daraus machten auch die Festredner keinen Hehl. „Schon das Wort Gastarbeiter war eine völlige Fehlannahme“, sagte Rainer Bischoff. „Es war naiv, zu denken, die Leute würden hier keine Wurzeln schlagen.“ Und Arbeitsminister Guntram Schneider bekräftigte: „Auch die Gewerkschaft hat das zu spät erkannt.“

Dabei habe sich das gegenseitige Verständnis in den Betrieben noch am besten entwickelt. „Die Unternehmen haben erkannt, dass die Zuwanderer hier bleiben“, sagte Schneider. Angst vor einer Verdrängung der eigenen Arbeiter habe es in der Gewerkschaft kaum gegeben,schließlich gab es genug Stellen im wirtschaftlich aufstrebenden Deutschland.

Also mussten die Sprachbarrieren aufgehoben werden, für Mitsprache der Zuwanderer in den Betrieben gesorgt werden.Dies sei besonders wichtig gewesen, denn: „Wer sich nicht verständigen kann, der konnte sich auch nicht wehren, etwa gegen schlechte Arbeitsbedingungen oder seine Wohnsituation“, sagte Bischoff. Er lobte auch das Betriebsverfassungsgesetz, dass allen Mitarbeitern betriebsinterne Mitspracherechte garantiert.

Trotz aller Unterschiede hätten sich Türken und Deutsche gut verstanden, sagte Mehmet Özbek, der wie damals sein Vater Ömer bei Mannesmann arbeitet. Die deutschen Kollegen hätten bei alltäglichen Problemen am meisten geholfen: „Sie haben meinem Vater zum Beispiel erklärt, dass Kinder in den Kindergarten gehen müssen.“