Duisburg.

Es ist das letzte ungeklärte Mysterium der Menschheitsgeschichte: Wieso verschwindet der sicher verstaut geglaubte Tannenbaumständer immer kurz vorm Fest?

Egal, wie sorgfältig der Aufbewahrungsplatz auch ausgewählt war: Will man das nur einmal im Jahr Verwendung findende Utensil dort herauskramen, ist es verschwunden. Unauffindbar. Deshalb muss Jahr für Jahr ein neuer her. Die WAZ schaute sich an, welche Vorrichtungen es gibt, um Nordmanntannen richtig einzunorden.

Eines vorweg: Die Zeiten der betagten Ständer, die mit so genannten Flügelschrauben arbeiteten, sind längst vorbei. Heute tauchen sie nur noch auf Trödelmarkttischen oder in Opas Kommode für die Weihnachtssachen auf. Wir erinnern uns mit Schaudern an vergangene Heiligabend-Dramen zurück: Damals galt es für den Besitzer nach Baumerwerb fast immer, die Dicke des Stammes mit Hilfe einer Axt zu schmälern – ansonsten hätte er gar nicht in die Vorrichtung gepasst.

Die Flügelschrauben einzeln festziehen

Klappte das verletzungsfrei, galt es danach, die Flügelschrauben einzeln festzuziehen. Eine mühsame Arbeit. Meist mit unbefriedigendem Ergebnis. Denn egal, wie genau die Tanne auch austariert wurde: Ließ man sie los, neigte sie sich sofort zur Seite. Baum und Haussegen hingen gleichermaßen schief. Und in dem oft viel zu leichten Ständer war der Baum zudem eine wackelige Angelegenheit.

„Das ist heute anders“, sagt Heinz Tönnissen. Der 52-Jährige arbeitet seit 1994 im Toom-Baumarkt in Kaßlerfeld, hat dort den Posten des stellvertretenden Marktleiters inne und zeigt uns den Ständer-Standard der Ist-Zeit: Diese Exemplare erscheinen auf den ersten Blick wie tannengrüne Plastikschüsseln, aus deren Innerem vier stählerne Fangzähne ragen. „Das hier ist unser Luxus-Exemplar“, deutet Tönnissen auf einen Stapel mit aufgeschichteten Kartons. In jedem befindet sich besagter Top-Ständer. „Der ist so schwer, dass er locker auch Bäume in einer Größe von über 2,50 Meter trägt.“

Stamm hinein, ausrichten, fertig

Und wie funktioniert dieses Ding? Einfach den Stamm hinein. Dann den Baum ausrichten. Mehrmals mit dem Fuß auf das Pedal an der Seite treten. Damit werden die per Drahtseil miteinander verbundenen Fangzähne festgezurrt. Fertig fixiert ist die Fichte! Ein Kinderspiel. Und: In punkto Stabilität und Standfestigkeit ist dies ein echter Fortschritt.

Zwischen 15 und 30 Euro kosten die verschiedenen Ausführungen dieses Modells im Baumarkt. „Die letzten Ständer-Käufer kommen sogar noch an Heiligabend zu uns“, weiß Tönnissen. Vermutlich in genau jenem Moment, wenn sie wieder festgestellt haben, dass der alte Ständer wieder einmal verschwunden ist.