Während der Stahlriese Arcelor-Mittal die Stahlproduktion in Europa herunterfahren will, sehen Thyssen-Krupp und Krupp-Mannesmann ihre Standorte in Duisburg nicht in Gefahr. Die IG Metall erwartet höchstens „deutliche Dellen“, aber keinen Einbruch.

Im Norden der Stadt wird die Stahlproduktion gebremst, im Süden herrscht beste Stahlkocher-Laune. Thyssen-Krupp Steel will bis zum Jahresende 500 000 Tonnen weniger herstellen, bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann bleibt’s beim bisherigen Produktionsziel.

Das liegt bei 5,4 Mio Tonnen, und dass es dabei bleibt, bestätigte HKM-Chef Dr. Rolf Höffken gegenüber der WAZ: „Wir sind weiterhin voll ausgelastet.“ Vorteil für HKM: Es gibt nur drei Stammkunden und das sind die Anteilseigner der Huckinger Hütte, Thyssen Krupp Steel Europe, Salzgitter Mannesmann sowie Vallourec & Mannesmann Tubes.

„Von Krise ist keine Rede“

Auch bei Thyssen-Krupp sind die Sorgen noch nicht allzu groß: „Unsere Kunden sagen, sei seien sehr gut ausgelastet, da ist von Krise keine Rede“, erklärte Unternehmenssprecher Ernst Schneider. Aber viele Abnehmer hätten ihre Lager gefüllt in Erwartung steigender Stahlpreise und würden erst einmal die Reserven verbrauchen.

Da aber auch Lagervorräte nicht unendlich sind, ist man beim Branchen-Primus mit seiner Rohstahl-Kapazität von 13,5 Mio Tonnen auch weit entfernt von Hochofenstilllegung oder Kurzarbeit. In der ersten Jahreshälfte waren die Anlagen noch zu 100 Prozent ausgelastet.

IG Metall beobachtet Entwicklung in Duisburg aufmerksam

Aufmerksam beobachtet die IG Metall die Entwicklung in Duisburgs wichtigster Branche mit deutlich mehr als 20 000 Beschäftigten. Bei Thyssen-Krupp mache sich der Brammen-Import aus dem neuen Hüttenwerk in Brasilien bemerkbar und ein Rückgang von Bestellungen von Herstellern sogenannter „weißer Ware“, also Küchengeräten. Der Hauptkunde für Duisburger Stahl, die Autoindustrie, mache hingegen keine Sorgen, erläuterte Jürgen Dzudzek, erster Bevollmächtigter der Metall-Gewerkschaft: „Auto läuft volle Kanne.“

Seine Einschätzung: Es gebe keinen Einbruch, allenfalls „deutliche Dellen“. Aber: „Es gibt eine gewisse Unsicherheit über die weitere Entwicklung.“ das sieht Höffken ähnlich: „Alles kann in zwei Monaten anders sein.“

Arcelor-Mittal will Produktion in Europa herunterfahren

Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor-Mittal hatte nun angekündigt, wegen des hohen Preisdrucks die Produktion in Europa herunterfahren zu wollen. In Luxemburg sollen ein Elektroofen und zwei Walzwerke vorübergehend abgeschaltet werden. Die Anlagen sollen bis Jahresende stillstehen, dann will das Management die Lage neu prüfen. In Duisburg betreibt Arcelor-Mittal ein Stahlwerk in Ruhrort, das vom Nachbarn Thyssen-Krupp mit Roheisen versorgt wird. „Wir haben auch schon die eine oder andere Schicht herausgenommen“, so Unternehmenssprecher Ulrich Guzinski. Woran die nachlassende Stahl-Nachfrage liegt? „So richtig wissen wir das nicht.“

Im brandenburgischen Eisenhüttenstadt und im französischen Florange fährt Arcelor-Mittal Hochöfen herunter, wie es bereits zu Monatsbeginn mitgeteilt hatte. Die Anlagen sind im Vergleich zu den Duisburger Hochöfen aber deutlich kleiner.