Duisburg. .

Weißer Rauch steigt auf über den Hochöfen von Hamborn und Schwelgern, das Zeichen ist eindeutig: „Alle Anlagen stehen“, rief Winfried Müller, Vorsitzender der IG Metall bei Thyssen-Krupp in Hamborn/ Bruckhausen um Punkt 10 Uhr seinen mehr als 3500 Kollegen zu, die das Werk in mehreren Sternmärschen verlassen hatten.

Zuvor waren im Süden der Stadt, vorm Werk Hüttenheim von Thyssen-Krupp, schon gut 1200 warnstreikende Stahlbeschäftigte zur Kundgebung zusammengetroffen.

Bei Arcelor-Mittal in Ruhrort und Hochfeld wurde Arbeit niedergelegt, bei der Kokerei in Schwelgern, bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann, bei der Salzgitter-Mannesmann-Forschung, bei Thyssen-Krupp Tailored Blanks und auch bei Eisenbahn und Häfen. „Wo ist die Lok“, fragte Müller gut gelaunt die Belegschaft der Werksbahn. Klare Antwort der Männer: „Die steht.“

Mitarbeiter fordern finanzielle Beteiligung

Sieben Prozent mehr Lohn ist eine Forderung, deren Berechtigung aus Gewerkschaftssicht Oliver Burkhard, Bezirksleiter der IG Metall in NRW, begründete. Nach 2010 und 2011 werde es auch 2012 wieder aufwärts gehen mit der Stahlkonjunktur: „Sieben Prozent sind gerecht und auch von den Unternehmen bezahlbar.“ Die Mitarbeiter hätten hart gearbeitet und nicht an den Börsen Geld verzockt: „Wir wollen jetzt unseren fairen Anteil.“

Management-Fehlleistungen geißelte Jürgen Dzudzek, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall, um klar zu machen, dass Erträge deutscher Stahlstandorte anderenorts „gefressen“ werden. Konkrete in der Kritik: die neuen Werke von Thyssen-Krupp in Brasilien und in den USA. Dort sei Geld in riesigen Mengen in „unproduktive Arbeitsplätze“ geflossen, „Brammen schlechter Qualität kommen jetzt hier hin“. Dzudzek: „Arbeitnehmer werden jetzt für die Fehler des Managements bestraft.“

Unverzichtbar sei dagegen die unbefristete Übernahmen aller Azubis nach der Lehre: „Wir wollen auch in zehn und in zwanzig Jahren hier noch Stahl herstellen – und zwar mit guten Leuten.“ Sollten am 21. November die nächste Tarifrunde scheitern, ist die nächste Streikaktion zu erwarten.