Duisburg. . Von 46 Höfen in Duisburg ist nur bei 17 die Nachfolge auf die jüngere Generation halbwegs geklärt. In NRW besitzt nur jeder dritte Betrieb einen Hofnachfolger.

Wenn sie vom Treckerfahren redet, strahlen ihre Augen und mit dem Gabelstapler transportiert sie mühelos Kartoffelkisten. Für die 18-jährige Lisa Blomenkamp ist schon lange klar, dass sie Landwirtin werden und eines Tages den Hof ihrer Familie in Serm übernehmen möchte. Auch Junglandwirt Peter Franken strebt dies an. Damit sind die beiden eine klare Ausnahme, denn nur jeder dritte Betrieb in NRW besitzt einen Hofnachfolger. Der Trend bestätigt sich laut einer Landesstudie auch in Duisburg, von 46 Höfen ist nur bei 17 die Nachfolge geklärt oder in Aussicht.

Für Lisa Blomenkamp ist Bäuerin der interessanteste Beruf, den sie sich vorstellen kann. „Landwirtschaft ist sehr vielseitig. Man ist draußen und hat beim Hofverkauf auch mit Menschen zu tun.“ Feldarbeit und der Umgang mit Tieren und Maschinen sind weitere Facetten, die sie begeistern. Ein reiner Bürojob hingegen ist nichts für sie. Momentan büffelt sie am Mannesmann-Gymnasium für ihr Abitur.

Studium der Agrarwissenschaften geplant

Im nächsten Jahr möchte Blomenkamp in Bonn Agrarwissenschaften studieren, anschließend richtig ins Berufsleben einsteigen, um dann, irgendwann, selbst das Familienunternehmen zu führen. Neben der Schule hilft sie ebenso wie ihre beiden jüngeren Schwestern schon seit Jahren im elterlichen Betrieb mit. „Ich habe mir selbst ausgesucht, Bäuerin zu werden“, sagt die 19-jährige. Ihr Vater sei zwar stolz über die Entscheidung, Druck übe er aber nicht aus. „Meine Mutter rät mir sogar, Alternativen zu schaffen.“ Lisa Blomenkamp verspürt jedoch eine Verpflichtung dem Betrieb gegenüber. Der Hof bestehe immerhin seit rund 500 Jahren.

Ohne Frau und Kinder wird es schwierig

Gründe, warum ein Hofnachfolger fehlt, sind zahlreich. Probleme gebe es aber vor allem bei kleinen, unrentablen Betrieben, so eine Sprecherin des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes. Und dort, wo der Bauer weder Ehefrau noch Kinder hat, obwohl er dem Rentenalter schon nahe kommt. Eigene Kinder sind aber nicht automatisch die Rettung, denn das Interesse der Jugend, Landwirt zu werden, sei gering. Ohne die Aussicht auf einen Nachfolger investieren die Bauern zudem nichts mehr in den eigenen Betrieb, um ihn existenzfähig zu halten. So beginnt vielerorts ein schleichendes Hofsterben.

Zwar ist Treckerfahren ihr liebstes Hobby, sie ist aber kein „Mannweib“ sondern „ein ganz normales Mädchen“. Früher hat sie mit Puppen gespielt, geht heute ins Fitness-Studio, kocht, strickt, frisiert ihre Oma und trägt gerne Röcke. „Ich bin nur nicht so schickimicki. Wenn andere shoppen gehen, besuche ich lieber eine Landwirtschaftsmesse.“

Junior übernimmt

Auch Peter Franken junior vom Gut Postenhof in Serm ist nicht der stereotype Bauer, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. „Heutzutage ist ein Landwirt eher ein Unternehmer und Manager“, sagt der 28-Jährige, der Hemden statt Latzhose trägt und Hightech-Fahrzeuge der Mistgabel vorzieht. „Der Beruf wandelt sich stark, man muss mit der Zeit gehen, um existenzfähig zu bleiben“. Er selbst hat daher nach seiner Fachausbildung zum Agrarbetriebswirt eine Firma gegründet, die Dienstleistungen anbietet, mitunter aus dem Bereich der Landwirtschaftspflege, während sein Vater weiterhin das Ackerland bestellt. Beide Betriebe sollen in einigen Jahren fusionieren und vom Junior geführt werden.

Ein Hof braucht den Rückhalt durch Frauen

„Man braucht heute mehrere Standbeine“, gleich fünf sind es beim Gut Postenhof: Der Ackerbau, Landwirtschaftspflege, eine Pferdepension für rund 65 Tiere, eine Kinderreitschule und eine Gesellschaftsraumvermietung. Da ist viel zu tun für die Familie Franken. „Wir knüppeln nicht täglich von morgens bis abends, langweilig wird es aber nie.“ Während der Erntesaison kann es jedoch schon mal vorkommen, dass er nur drei Stunden Schlaf bekommt.

Dass einige Berufskollegen irgendwann aufgeben, weil weder Ehefrau noch Nachwuchs da ist, kann der Jungunternehmer nachvollziehen. „Frauen auf dem Hof sind sehr wichtig“, sagt Franken. „Man braucht den Rückhalt und die Unterstützung. Das soll aber nicht heißen, dass die Frau wie bei ‘Bauer sucht Frau’ die Ställe ausmisten muss.“ Er selbst ist glücklich vergeben, seine berufstätige Freundin aber nicht aus der Branche, das funktioniere auch sehr gut. Letztlich ist es jedoch durchaus sein Ziel und „das Ziel jedes Landwirts, den Betrieb an die nächste Generation weiterzugeben.“ Zumindest bei einigen Bauernhöfen in Duisburg wird dies wohl auch gelingen.