Duisburg. Prof. Udo di Fabio ist Mercator-Professor 2011 an der Universität Duisburg-Essen. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet di Fabio, wie es ist, an seiner Heimatuni in seiner Heimatstadt zu referieren und warum „die Welt ins rutschen geraten ist.“
Herr Prof. Udo Di Fabio, Ihre Ernennung zum Mercator Professor 2011 an der Universität Duisburg-Essen (UDE) wurde vor allem auch von Studenten der UDE gewünscht, weil es im vergangenen Jahr Proteste gegen die Ernennung von Alice Schwarzer gab. Ehrt Sie das?
Udo Di Fabio: Es freut mich, dass besonders auch Studenten die Ernennung mittragen, weil ich selbst gerne Student in Duisburg war.
Was bedeutet es für Sie, in ihrer Heimatstadt und an ihrer Heimatuniversität dieses Amt bekleiden zu dürfen?
Di Fabio: Die Mercatorprofessur ist bundesweit bekannt, sie knüpft ein Band von der Stadtgeschichte und der Universität zu den Menschen, die hier leben. Meine Eltern wären stolz gewesen, dass ihr Filius hier eingeladen wird. Mir kommen dabei Erinnerungen in den Sinn an das lebendige Klima einer Arbeitsstadt mit kulturellem Kern. Wer aus Duisburg, aus dem Ruhrgebiet kommt, ist mir immer als direkt, zupackend und fleißig begegnet: Da ist es schon etwas Besonderes, so zum öffentlichen Vortrag geladen zu werden.
Was dürfen die Zuhörer von Ihren beiden Vorträgen erwarten?
Di Fabio: In Europa, in der ganzen westlichen Welt ist etwas ins Rutschen geraten. Die schöne Selbstverständlichkeit, in einer freien und grundsoliden Gesellschaft zu leben, in der die Bürger wissen, was sie wollen, was sie können und dass jeder mit eigener Leistung aufsteigen kann, ist bei vielen erschüttert. Finanzkrisen, Staatsschulden, Ängste vor Überalterung und Zerfall der Gesellschaft dämpfen den Optimismus. Die alte Bundesrepublik hat sich verändert, nicht alles, aber vieles muss neu verstanden und gewichtet werden. Wie ist das Verhältnis von Staat und Wirtschaft? Was kann der Staat, was darf er tun, um Wachstum und Wohlstand zu fördern? Sind Politiker nur Getriebene des Marktes, die wie Goethes Zauberlehrling etwas entfesselt haben, was sie nicht zu beherrschen vermögen? Und wie ist in den ganzen Systemzwängen von Wirtschaft, Politik und Recht, im Betrieb der wissenschaftlichen Spezialisierung und der internationalen Abhängigkeiten eigentlich noch so etwas wie individuelle Freiheit möglich? Das sind Fragen meiner Vorträge. Sie passen, glaube ich, ganz gut zu einer Stadt im Strukturwandel und zur weltoffenen Ausrichtung Mercators.
Was hat Ihnen als Student an der UDE gefallen, was weniger?
Di Fabio: Ich konnte hier sehr gut studieren und habe die Welt der Sozialwissenschaften bestens erschlossen bekommen. Da wiegt es weniger schwer, dass schon zu meiner Zeit engagierte Wissenschaft mit manch modischer Projektausrichtung und Gremienbürokratie eher behindert wurde.