Essen.. Derzeit wird an der Uni Duisburg-Essen ein Image-Film gedreht. Damit soll Lust auf das studentische Leben im Ruhrgebiet gemacht werden - wenngleich die Dreharbeiten manchmal für Verwirrung auf dem Campus sorgen. In die Jahre gekommene Aufzüge werden da auch schon mal mit Klebeband getarnt.
Falscher Raum? Die Blondine bleibt verdutzt an der Treppe des Hörsaals stehen. „Sollte hier nicht eigentlich Spanisch laufen?“, flüstert sie einer Studentin in der obersten Stuhlreihe zu. An der Tafel kritzelt ein Prof – ja, was genau? Mathematische Funktionen etwa? „Sie sind hier richtig“, ruft Spanisch-Professor Alf Monjour sichtlich genervt die Stufen hinauf. „Die drehen hier einen Film.“ Er zeigt er auf den Mann, der mit der geschulterten großen Filmkamera der eiligen Schreibe des Mathematikers folgt. „Und Sie sollen als Mathe-Studenten herhalten.“
„Manchmal muss man die Realität eben etwas inszenieren“, sagt Björn Lingstaedt und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Der Werbefachmann arbeitet für die Duisburger Agentur „H2M“, die seit Anfang des Jahres an einer Marketingkampagne für die Uni arbeitet; der Imagefilm, den die Produktionsfirma „2PM“ wiederum im Auftrag der Werbeagentur an beiden Uni-Campi dreht, ist ein Teil davon. Studenten und Dozerende locken, Partner werben, dafür soll der vierminütige Imagefilm eingestezt werden, sagt Lingstaedt: „Wir wollen Lust aufs studentische Leben im Ruhrgebiet machen.“
„Wie viele Fakultäten hat die Universität noch einmal?“
Studentisches Leben finde in dem Film allerdings keinen Platz. Die Fakultäten und universitären Einrichtungen werden vorgestellt, Nanoforscher genauso wie Studienberater, optisch einwandfreie Hörsäle werden in Szene gesetzt, und in die Jahre gekommene Aufzüge mit etwas Dekomaterial und Klebeband getarnt.
Studis reden Klartext
Seit Oktober arbeiten die Filmleute an dem Streifen - der fünfte Drehtag an diesem Novembermorgen läuft allerdings nicht besonders gut an: Erst taucht der Mathe-Prof nicht auf, dann sitzen nicht die versprochenen 80 Spanisch-Studenten im Hörsaal, sondern nur knapp die Hälfte, schließlich ist sich der Trupp auch nicht mehr so sicher: „Wie viele Fakultäten hat die Universität noch einmal?“
Projektleiter Lingstaedt sitzt mit einer Auszubildenen im dritten Stock des Hörsaalzentrums vor einer Tafel mit elf Worten. Waren es nicht 13 Fakultäten? Ein kurzes Telefonat mit der Uni: Die Mercator School und die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre sollen getrennt auftreten. Also sind es zwölf Fakultäten? Die Auszubildende schreibt ein zwölftes Wort an die Tafel.
„Wir haben mit mehr Zuspruch gerechnet“
„Wir arbeiten eng mit der Universität zusammen, das Konzept des Films ist mit dem Rektorat abgestimmt“, sagt Lingstaedt. Kameramann Jan Lampe filmt derweil die zwölf Fachbezeichnungen ab, von den Gesprächen im Hintergrund lässt er sich nicht stören: „Wir drehen ohne Ton, über die Bilder legen wir später Musik und Texte“, sagt Lingstaedt. Das würde es erleichtern, den Film später ins Englische zu übersetzen.
40 Minuten drehen, immer wieder die Fakultätsnamen aus verschiedenen Winkeln. „Das sind später vielleicht zehn Sekunden in dem Imagefilm“, sagt Regisseur Ralph Päckers, der auf dem mobilen Monitor jede Schärfenveränderung der Kamera genau beobachtet. „Für Außenstehende mag das langweilig wirken, solche Detailarbeiten sind für den Film aber wichtig. Sonst wird das nicht rund.“
Schwierig sei es gewesen, Studenten als Darsteller oder Statisten für diesen Film zu begeistern, es habe sich kaum jemand freiwillig gemeldet. „Wir haben mit mehr Zuspruch gerechnet“, sagt Projektleiter Lingstaedt. Als Kritik begreift er das aber nicht: „Die Leute machen eben das, wofür wir ja auch werben: Sie studieren hier.“