Duisburg. . Der tut nix, der will nur spielen: Markus Krebs aus Duisburg-Neudorf hat gewissen Ähnlichkeit mit einem Bullterrier, tunnelt sich aber auf dem weiten Feld der Spaßmacher. Am Freitag, 19. November, steht er im Finale des RTL Comedy Grand Prix.
Die schwarze Mütze mit dem Ruhrpott-Schriftzug in Fraktur tief ins Gesicht gedrückt, schwarze Klamotten, schwarze Sonnenbrille, Ring im Ohr und eine Figur, die sich ohne Probleme in die Kategorie „Kante“ einordnen lässt. Der Duisburger Markus Krebs hat durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bullterrier, bei dessen Anblick die Leute vorsichtshalber die Straßenseite wechseln, auch wenn der Besitzer die altbekannte Floskel loslässt: „Der tut nix, der will nur spielen.“
Im Gegensatz zu so einigen der genannten Hunde trifft diese Aussage aber auf den 41-Jährigen aus Neudorf total zu. Der will wirklich nur spielen - auf den großen Comedy-Bühnen unserer Republik. Seit zwei Jahren tummelt sich der Katzenliebhaber auf dem weiten Feld der Spaßmacher, und das offensichtlich so erfolgreich, dass er nun am 18. November (ab 21.15 Uhr) im Finale des RTL Comedy Grand Prix steht. Und das, obwohl er sich gar nicht dafür beworben hat.
Cooler Ruhrpottler
„Jemand von der Produktionsfirma hat mich bei der Freak Comedy auf der Bühne gesehen und fand den Auftritt super. Danach riefen die mich an und fragten, ob ich nicht bei der neuen RTL-Show mitmachen wolle“, erzählt Krebs. Natürlich wollte er und huschte als Letzter in die Gruppe der 50 Kandidaten, die von Kaya Yanar und Cindy aus Marzahn in Bremen begutachtet wurden. Sein cooler Ruhrpottler, der mit drögem Humor Gott und die Welt und vor allem seine Mitmenschen kommentiert - „so richtig aussem Leben, aber panne“ -, kam bei dem rosaroten Prachtweib aus dem Plattenbau in Berlins sozialem Brennpunkt so gut an, dass Cindy Markus gleich bei ihrem Auftritt in Bremen auf die Bühne schleifte, wo er den Norddeutschen in 15 Minuten einen Schnellkurs in Pott-Humor verpasste. Zur großen Freude des Publikums und der Agenturen, die auf der Suche nach immer neuen Talenten nun täglich bei ihm anrufen.
„Das ist ganz seltsam“, lacht Krebs, „plötzlich bin ich interessant.“ Dabei hat er schon immer gerne Witze erzählt. Was ihn vor zwei Jahren ansatzlos auf die Bühne katapultierte. Beim Niederrheinischen Comedypreis, „den mein Bruder mit ausgerufen hat, stand ich an der Kasse. Dann ist ein Teilnehmer ausgefallen und ich sollte einspringen.“ Also Stand up-Comedy vom Feinsten. Den Preis hat er dann letztlich mit nach Hauses genommen, und aus Markus Krebs, dem gelernten Groß- und Außenhandelskaufmann, wurde der Selfmade-Comedian aus dem Ruhrpott.
Seine Themen findet er auf der Straße, im Supermarkt, in der Kneipe - überall da, wo sich der typische Ruhri in freier Wildbahn zeigt. „Früher war ich öfter Mal genervt, etwa wenn ich an der Kasse warten musste. Jetzt höre ich und sammel Material. Ich hör’ einfach genau zu, was die Leute reden.“ Manchmal müsse man nur eine Sache drehen, damit sie lustig wird.
Ein Krebs-Beispiel: „Der hat ‘ne Reise gewonnen: zwei Tage für 14 Personen.“ Aber, darauf legt Markus Krebs besonderen Wert: „Es soll immer sympathisch sein, auf gar keinen Fall diffamierend oder diskriminierend.“ Situationen, die er zu guter Komik ummünzen könnte, merkt er sich. „Zu Hause schreib ich mir dann ein Stichwort auf. Mein Zettelkasten quillt schon über. Aber ich arbeite das nicht großartig aus. Ich bin total unprofessionell“, lacht er.
Stoff mitten aus dem Leben
Stoff für seine Auftritte bieten dem derzeit Arbeitslosen auch seine reichen Lebenserfahrungen. Als stellvertretender Leiter des Götzen-Markts in Walsum hat er den Ruin der Kette erlebt, in Neudorf hat er auf der Koloniestraße mal eine Kneipe geführt, er war eine Weile auf Ibiza und zehrt auch noch von haarsträubenden WG-Ereignissen. Er ist Mitglied eines Sparclubs und auch Kegelbrüder kennt er zu genüge. Daraus hat er auch ein Programm gemacht: eine Kegeltour mit acht Leuten zur Reeperbahn, bei der alle nacheinander verloren gehen. Krebs: „Das dauert eineinhalb Stunden, aber die Leute haben ihren Spaß.“
Seine Zeit als Hooligan indes, die schon vor zehn Jahren endete, ist für ihn kein Stoff für die Bühne., sondern für ein Buch. An dem arbeitet Markus Krebs seit geraumer Zeit. Er will beschreiben, wie er in die Szene gewaltbereiter Fußball-Fans geraten ist und was ihm geholfen hat, davon loszukommen. „Das läuft derzeit aber sehr schleppend.“ Krebs hat einfach zu viel zu tun mit seinen Auftritten als Comedian. Unerschütterlicher MSV-Fan ist er noch heute: „Ich fahr gerne mit dem MSV zu den Spielen und trink auch mein Bierchen.“ Aber von Handgreiflichkeiten hält er sich fern: „Ich mach meine Comdey. Das macht mehr Spaß.“
Fünf Minuten hat er am nächsten Freitag, um seine Fans an den Bildschirmen so zu begeistern, dass sie massenhaft für ihn anrufen und er gewinnt. Denn die Jury, zu der sich dann auch Eckhart von Hirschhausen gesellt, ist an dem Votum nicht beteiligt. Natürlich will Markus Krebs da für alle Eventualitäten gerüstet sein und mehr in petto haben als für fünf Minuten reicht. Doch lieber würde er es wie sein Vorbild Helge Schneider halten: „Ich bereite nix vor, dann kann auch nix schiefgehen.“