Duisburg. . „Distortion Two“ heißt die neue Ausstellung im Künstlerhaus Weidenweg: Künstler Ralf Brueck verändert dabei die „Bild-DNA“
So, wie Ralf Brueck auf seinem Stuhl in der leeren Galerie sitzt, macht er einen ruhigen, beinahe sanften Eindruck. Dass der Künstler gerade mitten in einem einschneidenden Prozess steckt, ist ihm nicht anzumerken. Doch als Brueck vor einiger Zeit an die Grenzen seiner Architektur- und Landschaftsfotografie stieß, spürte er: Er muss etwas verändern. „Mit dem Thema meiner Bilder musste ich ganz radikal brechen“, konstatiert Brueck. Das Ergebnis seines Wandels: die Ausstellung „Distortion Two“. Sie ist ab dem morgigen Samstag in der Galerie des Kunstvereins zu sehen.
Auf dem Foto einer Waldlichtung scheint ein dünner grüner Film zu liegen, die umstehenden Bäume ragen majestätisch in den Himmel. Doch kurz vor der Blätterkrone, auf halber Höhe oder schon am Ansatz des Stamms verlieren sie plötzlich jedwede Natürlichkeit. In vollkommener Stringenz, wie mit dem Lineal vermessen, bahnen sie sich ihren Weg nach oben, erscheinen wie ein künstliches Produkt, dem seine digitale Machart anzusehen ist.
"Jetzt spielt auch der Titel eine Rolle“
Brueck verändert das Motiv ganz bewusst, nimmt Verzerrungen und Verformungen vor, stellt die vermeintliche Abbildung der Realität auf seinen Fotos in Frage.
„A Day After Tomorrow“ heißt das Bild – und auch das ist neu: Klaus Bruecks Werke tragen nun Namen. „Früher habe ich ihnen nur interne, fast kryptische Bezeichnungen gegeben“, erzählt Brueck. „Aber jetzt spielt auch der Titel eine Rolle.“
Kunstverein hat lokale Verantwortung
Als Hartmut Hauschildt vom Kunstverein die neue Ausstellung Bruecks sah, war klar: Diese Bilder sollen nach Duisburg kommen. „Ich kannte seine Landschaftsfotografien, da haben mich seine neuen Werke ganz schön erstaunt“, erzählt der Kurator der Ausstellung.
Da der Kunstverein regional gefördert wird, habe er eine lokale Verantwortung. Mit der Ausstellung des gebürtigen Düsseldorfers Brueck wolle er dem nachkommen. Zudem passten die Bilder in das Leitbild der Kunststätte.
„DNA eines Bildes“
Fünf der verformten Fotos zeigt „Distortion Two“ – zum Teil Werke, die Ralf Brueck zuvor noch nirgends ausgestellt hat. Die Motive entstammen vornehmlich einem suburbanen Kontext, zeigen Steppenlandschaften oder Großbaustellen.
Es gehe ihm nicht um Zerstörung, sagt der Künstler, sondern darum, die „DNA eines Bildes“ zu verändern. „Ich gehe in das Foto hinein wie ein Maler und richte das Motiv ein Stück weit zu Grunde“, erklärt Brueck. Seine unbearbeiteten Aufnahmen hätten ihn plötzlich nicht mehr zufrieden gestellt. Durch die Verformungen entwickelt er sie radikal weiter – so wie er sich als Künstler selbst.